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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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mir«, korrigierte Oscar.
    »Und Gus, offensichtlich!«, sagte Georgia und schielte in meine Richtung. »Mir war nicht klar, dass man an seinem Dreißigsten über Nacht weich in der Birne wird.«
    Zum Glück musste ich darauf keine Antwort geben, denn in diesem Augenblick klingelte es, und Linus drehte wie immer völlig durch. Er bellte. Er heulte. Er warf sich gegen die Wohnungstür, als ob er glaubte, wir befänden uns im Belagerungszustand.
    Aus diesem Grund kamen Pizzaboten und andere Lieferanten nicht öfter als einmal bis an meine Wohnungstür.
    »Das wird die Bestellung sein«, sagte ich. »Und du kannst dich glücklich schätzen, Georgia, ich wollte nämlich gerade zum vernichtenden Gegenschlag ausholen.«
    »Ich zittere vor Angst«, versicherte sie mir.
    »Und außerdem«, erklärte ich grinsend, während ich aufstand, »solltet ihr wirklich versuchen, ihn nicht mehr Erwin zu nennen, er kommt nämlich um halb neun rüber.«
    Ich ging in den Flur hinaus und warf einen Blick auf Erwins/Steves Wohnungstür, als ich an ihr vorbeieilte. Ich glaubte wirklich nicht, dass er etwas von mir wollte - und es war mir auch egal, aus welchen Beweggründen er mir geholfen hatte. Falls unsere neue Freundschaft eines Tages mit einem großen Knall enden sollte, konnte ich vorher wohl kaum etwas dagegen tun. Mir fiel auf, dass diese Überlegung für mich einen großen Schritt bedeutete.
    Vielleicht wurde ich wirklich erwachsen.
    Ich öffnete die Haustür und blieb wie angewurzelt stehen, allerdings nicht, wie erwartet, weil es draußen eiskalt war.
    Vor mir stand Henry.
    »Du bist nicht der Pizzabote«, sagte ich.
    Überflüssigerweise.
    Er trat ins Haus und ließ die schwere Tür ins Schloss fallen, während er den Schnee abschüttelte. An diesem Abend sah er nicht wie ein Cover-Modell aus, er wirkte eher wie ein Yeti. Seine Jeans und sein Parka waren voller Schnee. Aber seine Wangen glühten, und ihre Farbe ließ seine Augen sommerlich leuchten.
    »Ich mag es, wenn es schneit«, erklärte er mit einem Anflug seines üblichen Grinsens. »Also bin ich spazieren gegangen. Und dann war ich auf einmal hier.«
    »Was für ein Zufall«, sagte ich.
    »Eigentlich nicht«, meinte er. »Ich habe mich mit Helen unterhalten. Und die hat mir das eine oder andere erzählt.« Er sah fest entschlossen aus. »Sie meint, du bist über die Sache mit Nate hinweg.«
    Das war er also, ihr Gefallen. Sie verlor wirklich keine Zeit.
    »Und dann hat Nate sich mit mir unterhalten«, fuhr Henry fort. »Um ehrlich zu sein, den ganzen Weg vom Cape nach Boston zurück. Er hat mir in allen schmerzhaften Details erläutert, warum du und ich niemals zusammensein können. Und dass er versucht hat, dir das verständlich zu machen. Aber du wärst irgendwie … Wie hat er sich noch ausgedrückt?« Er lächelte ein wenig. »Nicht so recht überzeugt gewesen.«
    »Nate und Helen reden viel.«
    »O ja. Ich hoffe, sie ziehen bald zusammen und lassen mich in Ruhe.«
    »Heute ist mein Geburtstag.« Ich dachte, das sollte er wissen. Der Hauseingang war eng und kalt, es zog ganz gewaltig, aber ich spürte die Kälte nicht. Ich war nicht einmal sicher, ob ich noch atmete. »Ich bin jetzt dreißig. Erwachsen. Ich habe große Erwachsenenpläne.«
    Er versuchte, nicht zu grinsen.
    »Was meinst du? Eine Hypothek?«
    »Also bitte. Ich habe gerade erst mein Apartment neu gestaltet. Ich kann mir kaum ein paar Sitzkissen leisten, geschweige denn irgendwas, wozu man eine Hypothek braucht.«
    »Also doch nicht ganz so erwachsene Pläne.«
    »Ich dachte, du bist wütend auf mich«, sagte ich mit einer Stimme, die entschlossen begann, dann aber zu einem Flüstern wurde.
    »Das war ich auch«, erklärte er heiter. Er zog langsam seine dicken Skihandschuhe aus, erst den einen, dann den anderen. »Ist dir mal aufgefallen, dass du von mir immer nur das Schlimmste annimmst? Machst du das eigentlich mit Absicht? Egal, was ich tue oder sage, du verdrehst es, und dann wirkt es hässlich und gemein.«
    Ich öffnete den Mund, um ihm entgegenzuschleudern, dass er es war, der hässliche Dinge tat, dass man da gar nichts verdrehen musste, aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten.
    All das, weshalb ich auf ihn wütend gewesen war, konnte man auch in einem anderen Licht sehen. Er hatte mich an jenem Abend ins Haus gelassen, weil er fand, dass ich wissen sollte, was Nate so trieb - und damit hatte er sogar gegen den Kumpel-Code verstoßen, was nicht gerade eine Kleinigkeit war. (Das hatte Oscar
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