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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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einen Gefallen tun werde.«
    »Ich bin froh, dass es zwischen dir und Nate gut läuft«, sagte ich, und obwohl das nicht wirklich stimmte, brach ich mir damit auch keinen Zacken aus der Krone. Sie konnte ihn haben.
    Helen warf mir einen Wer’s-glaubt-Blick zu.
    »Wirklich«, bekräftigte ich. »Wenn ich ganz ehrlich bin, war ich sowieso nicht so verliebt in ihn. Er passte einfach gut ins Schema. Und ich dachte, dass er in mich verliebt wäre.«
    »Hm-hm«, sagte Helen. Sie strich das Kleid über ihren schmalen Hüften glatt und sah mich von der Seite an. »Und so wirklich verliebt war er eigentlich nie in dich. Aber ich bin froh, dass wir jetzt wieder Freundinnen sind und darüber reden können.« Einen Moment lang lächelte sie. »Wie auch immer«, meinte sie dann, »ich denke, ich verschwinde auf die Tanzfläche. Gleich ist Mitternacht.«
    Sie winkte mit einer Hand, griff nach ihrem Täschchen und rauschte davon - die Idee, dass wir jetzt wieder Freundinnen waren, umfing sie wie eine Wolke Parfüm.
    In ihrer Welt waren wir vielleicht wirklich Freundinnen. Trotz des Chaos der letzten Wochen. Oder als ob die letzten Wochen für sie gar nicht zählten. Sie schien wenige Vergleichsmöglichkeiten zu haben.
    Mir aber war klar, dass wir nie wieder Freundinnen sein würden, keine richtigen Freundinnen. Nicht nach meiner Definition von Freundschaft. Sie hatte mir den Freund ausgespannt, und das würde ich ihr nie vergessen können. Möglicherweise konnte ich ihr irgendwann vergeben. Vielleicht. Aber ich würde es niemals vergessen. Wir würden niemals wie eine Familie sein. Ich würde sie niemals brauchen .
    Allerdings musste ich zugeben, dass ich ihr auch keine besonders gute Freundin gewesen war. Da hatte sie Recht - ich hatte sie nicht besonders oft angerufen, und obgleich ich sie in der Vergangenheit vor Amy Lee und Georgia immer verteidigt hatte, war das eher halbherzig gewesen. »Ich weiß, dass sie nervt, aber irgendwie ist sie doch ganz amüsant« - so etwas in der Art. Natürlich hatte Helen das mitbekommen. Denn man konnte zwar vieles über sie sagen, aber dumm war sie nicht.
    Selbst vor einer Woche hätte ich das alles noch für unmöglich gehalten, aber heute war Silvester, und plötzlich fühlte sich alles anders an. Irgendwann, dachte ich, gab es vielleicht noch einmal einen Sonnenaufgang für Helen und mich am Cadillac Mountain.
    Es waren schon merkwürdigere Dinge geschehen.
     
    »Hey«, sagte Nate.
    Ich lächelte dem Barkeeper ein »Danke« zu und blickte Nate dann an.
    »Frohes neues Jahr!«, sagte ich und wollte mich an ihm vorbeischieben.
    »Hör mal«, sagte er und knipste sein strahlendstes Lächeln an. »Das mag jetzt verrückt klingen - du weißt ja, wie durchgedreht sie manchmal ist -, aber läuft da irgendwas zwischen dir und Henry?« Er lachte, noch bevor ich antworten konnte. »Ich habe ihr natürlich gesagt, dass das völliger Quatsch ist. Ich weiß ja, wie du über ihn denkst.«
    »Mit ›sie‹ meinst du Helen, oder?« Ich nippte an meinem Wein. »Deine Freundin, ja? Oder über wen redest du so mit deiner Ex?«
    Nates Lächeln verschwand langsam von seinem Gesicht. »Du und Henry, das ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte er. »Das ist dir doch klar, oder? Der Typ hat sein Leben lang immer nur nach der nächsten Barbiepuppe Ausschau gehalten, mit der er Eindruck schinden kann. Mit dem kann eine Frau wie du unmöglich zusammensein wollen.«
    Offensichtlich sollte ich mich jetzt auf die Eine-Frauwie-du-Formulierung stürzen, stattdessen aber fragte ich: »Was machst du dir denn Gedanken, mit wem ich zusammen bin?«
    »Ihr seid aber nicht zusammen, oder?«
    In diesem Moment wollte ich nur eins: ihm unbedingt erzählen, dass ich mit Henry zusammen war. Ich wollte es mehr als alles andere auf der Welt. Ich seufzte.
    »Ich bin mit niemandem zusammen, obwohl ich nicht verstehe, warum es dich auch nur im Geringsten interessieren …«
    Nate lächelte strahlend, als er mich unterbrach.
    »Ich wusste, dass ich immer noch auf dich zählen kann, Gus«, sagte er. »Versprich mir, dass du dir das nicht antust. Versprich mir, dass du dich darauf nicht einlässt.«
    Plötzlich war mir völlig schleierhaft, was ich je an diesem Kerl gefunden hatte. Nach dieser einen Nacht war es vielleicht gar nicht mehr um ihn gegangen. Vielleicht ging es um die andere riesige Sache, die in jener Nacht passiert war, und um den, dem ich seitdem aus dem Weg gegangen war. Um denjenigen, der für mich alles verändert hätte.
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