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Mein Tutor

Mein Tutor

Titel: Mein Tutor
Autoren: Lindsay Gordon
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Autos da hintereinander in der Straße?«
    Wir haben den Fußweg erreicht, der parallel zur »Gasse« verläuft, und unser Pfad ist nur durch eine armselige, stachelige Hecke davon getrennt, die so aussieht, als hätte man sich stellenweise mit Gewalt hindurchgezwängt. Was natürlich auch der Fall ist. Dies ist ein beliebter Ort sowohl für Exhibitionisten als auch für Spanner, die auf dieser Seite des Gebüschs herumlungern und beobachten, wie sich die anderen in und neben ihren Autos miteinander beschäftigen. Aber wie soll ich das dem guten Doktor erklären?
    »Tja … ähm … Das ist eine Art Treffpunkt für Leute, die gern mal fremdgehen. Sie kommen her, um … äh … es in ihren Autos zu treiben.«
    Seine wunderschönen braunen Augen weiten sich. Werden erst heller und dann dunkler, da sich seine Pupillen erweitern. Sein üppiger Mund verzieht sich zu einem Grinsen, das auch einem wilden Sexkobold gut zu Gesicht gestanden hätte. Und das gefällt mir – »Sexkobold«, das ist die perfekte Beschreibung für ihn. Meine Mutter würde durchdrehen, wenn sie sehen könnte, wie seine Augen strahlen und er sich plötzlich die Lippen leckt. Sie hält ihn für einen Gentleman, der über den Sünden der Fleischeslust steht. Sie glaubt, er wäre zu gut für mich. Aber seltsamerweise ist umgekehrt kein Mann wirklich gut genug für mich. Was bedeutet, dass es für mich momentan so gut wie aussichtslos ist, einen Mann zu finden.
    Sie gibt mir die Schuld am Scheitern meiner Ehe und dem daraus resultierenden Fehlen von Enkelkindern. Und in gewisser Hinsicht hat sie sogar recht. Es war eine ziemliche Fehleinschätzung meinerseits. Aber das nur nebenbei. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was meine alte Mutter denkt und warum sie glaubt, ich hätte sie im Stich gelassen. »Jeder aus der Gegend nennt sie die Ehebruchgasse. Denn die meisten Leute in den Autos sind verheiratet, aber nicht mit dem Menschen, mit dem sie zusammen im Wagen sitzen.« Das sollte mich eigentlich stören oder mich zumindest unsicher werden lassen, aber ich werde nur noch geiler als zuvor. Ich bin wirklich ein verdorbenes Mädchen.
    »Ach was.« Seine Augen funkeln erneut. Er ist definitiv offen für etwas, hoffe ich zumindest. »Eine Art Techtelmechtelstraße, nehme ich also an.«
    Techtelmechtelstraße. Das gefällt mir ebenfalls. Auch wenn der Begriff die Liederlichkeit dieser Grabscher, Betrüger und Ehebrecher zu sehr verniedlicht. »Wenn Sie meinen.«
    Ist er mir näher gekommen? Ich habe es nicht bemerkt. Aber irgendwie steht er jetzt dichter bei mir, ich kann sein luxuriöses und vermutlich sehr teures Rasierwasser riechen. »Und …« Er zögert, und ein freches Grinsen breitet sich auf seinen diabolischen Zügen aus. »Kommen Sie öfter her, Katie? Sehen Sie den Unzüchtigen gern in ihrem natürlichen Habitat zu?«
    Ich bin verblüfft. Mir war nicht klar gewesen, dass er so direkt sein kann. Ich hatte ja schon vermutet, dass in seiner Mathematikerbrust das muntere Herz eines Satyrn schlägt, aber dieser Wandel vom höflichen, respektvollen Untermieter zum sexgeilen Köter kam doch ein wenig plötzlich. Doch mitgefangen, mitgehangen! Ich hole tief Luft, sodass sich unabsichtlich, oder vielleicht auch mit Absicht, meine Brüste ein wenig heben und noch besser zur Schau gestellt werden. Ich trage ebenfalls ein weißes T-Shirt, und meine Oberweite gehört zu meinen attraktivsten Eigenschaften.
    »Ja, das tue ich. Ist das ein Verbrechen?« Ich hebe das Kinn, und es kommt mir so vor, als würden zwei Säbel aufeinandertreffen, als sich unsere Blicke begegnen und festhalten. Ich erwidere sein Grinsen. »Ich sehe gern zu. Das kann ich nicht leugnen. Und diese Leute hier sind Freiwild, da sie es an einem öffentlichen Ort treiben.« Vage deute ich auf die schäbige Hecke und die Fahrzeuge, die dahinter parken.
    »Es ist kein Verbrechen. Ganz und gar nicht. Und ich finde Ihre Aufrichtigkeit erfrischend und gesund. Ich muss zugeben, dass ich selbst auch gern die Gelegenheit ergreife, einem laufenden Fick zuzusehen, wann immer ich die Chance dazu bekomme.«
    Er kichert. Ich gluckse. Wir lachen beide immer lauter und müssen uns schwer zusammenreißen, um uns nicht zu sehr über die Absurdität unseres Tuns zu amüsieren und die Fickenden in den nächsten Wagen so darauf aufmerksam zu machen, dass wir ganz in ihrer Nähe sind.
    Oh, ich liebe sein Grinsen. Seine funkelnden Augen. Seine Aura totaler Durchtriebenheit. Er ist
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