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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich
Autoren: Harvey Sarah
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wahnsinnig jung aussieht … und SO wunderschön. Ich verstehe jetzt, wo Sollie sein gutes Aussehen herhat.
    »Mum, das ist Vi, das ist Violet«, sagt Sollie, und der Stolz in seiner Stimme, als er mich vorstellt, lässt mein Herz vor Glück anschwellen.
    »Mrs. Grainger«, flüstere ich verschämt, so eingeschüchtert bin ich von ihrer himmlischen Erscheinung.
    »Sag Elspeth zu mir, Liebes. Wir freuen uns so, dich endlich kennenzulernen.«
    Ihre Stimme ist so sinnlich und schmelzend wie Vanilleeis auf einem Stück heißem Schokoladenkuchen, wie Shirley Bassey, die Samt isst, oder Eartha Kitt, die mit Honig gurgelt,
und statt die Hand zu nehmen, die ich ihr reiche, zieht sie mich in eine ebenso liebevolle Umarmung wie eben ihren Sohn.
    »Aber jetzt komm schnell mit rein und raus aus dieser Kälte, während die Jungs deine Sachen reinholen. Ihr wart doch bestimmt sieben Stunden unterwegs, oder? Es ist eine so schrecklich weite Reise von London bis hierher, ihr müsst doch erschöpft sein und hungrig sicher auch … Jedenfalls haben wir in der Küche etwas zu essen für euch vorbereitet …«
    Sie umschließt meinen Arm mit ihrer Hand und führt mich durch das runde Eingangstor aus Holz in einen riesigen Empfangsbereich, in dem ich mich sofort fühle wie Jonas im Bauch des Wals. Gewölbte Rippendecken spannen sich fast fünfzehn Meter hoch über meinem Kopf. Die bis auf Schulterhöhe holzvertäfelten Wände sind mit einer Unzahl von Gemälden bedeckt – es müssen mindestens drei Dutzend Gesichter sein, die auf uns herunterstarren.
    »Das Verbrecheralbum«, sagt sie lachend, während sie meinem Blick folgt. »Unsere Ahnen gehen zurück bis ins fünfzehnte Jahrhundert.«
    »Dieser Ort ist ja irre«, japse ich.
    »Ich würde eher sagen, ein Irrgarten … Als ich zum ersten Mal mit Aric hierherkam, habe ich allein drei Tage gebraucht, um die Küche zu finden. Das war vor siebzehn Jahren, nach dem Tod seines Großonkels Hugh, als Aric die Lordschaft geerbt hat.«
    »Sollies Vater ist ein Lord?«, frage ich noch erstaunter. »Das hat er mir gar nicht erzählt.«
    »Es ist auch wirklich keine große Sache. Hier ist ein Lord kein richtiger Adliger. Fast jeder, der ein bisschen Land besitzt, kann sich hier Lord nennen – oder Laird, wie man in Schottland sagt. Aber wenn du mich mit Lady anreden willst, kein Problem …« Sie zwinkert mir zu.

    Ich kann nicht anders, als ihr Strahlen zu erwidern.
    Sollie mag anders sein als sein Vater, aber ich sehe schon, dass er und seine Mutter aus demselben Holz sind. Sie ist genau wie er: unkompliziert, freundlich, man fühlt sich sofort wohl mit ihr.
    »Das hier ist Angus Grainger, der erste Laird von Balcannon House«, erklärt sie mir und zeigt auf das Porträt eines beleibten rothaarigen Mannes auf einem ebenso fetten Pferd. »Der Legende nach treibt sein Geist in den Turmzimmern sein Unwesen, aber wir sind ihm in all den Jahren, die wir hier wohnen, noch nie begegnet. Apropos Geisterscheinungen«, sagt sie in Richtung einer lustig aussehenden Frau, die gerade mit entschuldigender Miene die Treppe herunterhüpft. »Das ist meine Schwester Marilyn, die eigentlich schon vor zehn Minuten hätte hier sein sollen. Marilyn, du solltest doch Teil des Empfangskomitees sein. Wo bist du gewesen?«
    »Tja, wenn ich das wüsste … Liebe Schwester, du solltest deine Gäste mit Lageplänen dieses Hauses ausstatten! Ich wäre noch ewig und drei Tage durch die Flure dieses Anwesens geirrt, wenn ich nicht eure Stimmen gehört und die Richtung gewechselt hätte.«
    »Und wo ist Silas?«
    »Sehr gute Frage, Elspeth. Timbuktu? Atlantis? Im Westflügel? Im grünen Salon? Im Turm? Zurück auf Jamaika? Lausche einfach, wo das verzweifelte Schluchzen herkommt, dann können wir ihn vielleicht lokalisieren. Im Ernst, warum könnt ihr nicht einfach in einem kleinen Häuschen in Notting Hill wohnen? Es war schließlich auch gut genug für unsere Mutter, sie ruhe in Frieden.« Sie blickt hoch zu dem Porträt des ersten Laird of Balcannon und bekreuzigt sich. »Jedenfalls so lange, bis sie wieder vernünftig wurde und zurück auf die Insel ist.«
    Erst in dem Moment sieht sie mich, weil ich ein bisschen
versteckt hinter Elspeth stehe, und ihr Ausdruck wechselt von Verzweiflung zu Begeisterung.
    »Ist das etwas Violet?«
    Elspeth verschränkt die Arme vor der Brust und nickt. »Mhmm.«
    »Ah«, macht sie und eilt die letzten Stufen der Treppe herunter. Dann nimmt sie mein Gesicht zwischen ihre dicken, weichen
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