Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich
Autoren: Harvey Sarah
Vom Netzwerk:
helfen, der arme Mann tut mir leid. Denk doch mal nach, Vi. Seine Schwester, von der er weiß, dass sie eine beschissene Kindheit hatte, gesteht
ihm widerwillig und unter Tränen, dass die Frau, die er heiraten will, eine Intrigantin war, die ihr in der Schule das Leben zur Hölle gemacht hat. Und dabei ist sie nicht nur wahnsinnig geschickt und lässt alle glauben, dass sie der liebste Mensch auf der Welt ist und keiner Fliege etwas zuleide tun kann …« Sie macht eine kleine Pause, damit ich Zeit habe, das Gesagte zu verdauen. »Sondern die Tatsache, dass du die ganze Zeit nichts zu ihm gesagt hast, spricht gegen dich.«
    »Alle waren gegen mich, Jas. Wie kann ich in eine Familie einheiraten, die sich so leicht gegen mich vereinnahmen lässt?«
    »Nicht alle«, erinnert mich Jasmine.
    »Nein, ich habe sie in zwei Parteien gespalten.«
    »Nicht du«, sagt Jasmine kopfschüttelnd. » Sie , sie hat die Familie in zwei Parteien gespalten.«
    »Es spielt keine Rolle, wer das war, jedenfalls ist es jetzt so, und es wird immer so bleiben, solange diese … diese … Frau zur Familie gehört. Stell dir mal vor, wie Weihnachten ablaufen wird, die Geburtstagsfeiern, und wenn wir Kinder hätten, stell dir vor, wir hätten Kinder, Jas«, sage ich, bei dem Gedanken erst recht von Angst geschüttelt.
    »Schöne Kinder.« Jasmine nickt.
    »Sie wäre ihre Tante! Wie kann ich das meinen Kindern zumuten?«
    »Na und? Man muss nicht unbedingt mit seinen Verwandten Umgang haben. Es gibt keinen Vertrag, den man bei der Geburt unterschreiben muss. Ich habe eine Tante, die ich nicht mehr gesehen habe, seit ich vier bin, und eine andere treffe ich genau zweimal im Jahr. Nur weil jemand mit dir verwandt ist, hat er noch lange kein Recht auf einen Platz in deinem Leben oder an deinem Tisch. Mit der Familie ist es wie mit dem Respekt. Man muss sie sich verdienen.«

    Wir werden vom Klingeln an der Tür unterbrochen.
    Jasmine geht schon ganz automatisch hin und öffnet. Sie kommt mit einem großen Strauß Blumen zurück.
    »Überraschung! Die sind doch tatsächlich für dich.«
    Bis jetzt waren es immer Rosen, aber heute sind es Sonnenblumen. Ich bin daher nicht verwundert, dass sie diesmal nicht von Sol sind, sondern von Elspeth.
    Sie hat schon einige tränenerstickte Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, in denen sie sich lang und breit dafür entschuldigt hat, wie sie sich an dem Abend, als ich abgereist bin, verhalten hat.
    Ich war nur in der Lage, schriftlich darauf zu reagieren. Ich habe ihr einen Brief geschrieben, in dem ich mich bedankt und ihre Entschuldigung angenommen habe. Aber das, was sie eigentlich wollte, konnte ich ihr nicht geben: Vergebung für sie und ihren Sohn.
    Nicht, weil ich so ein arroganter Arsch bin, sondern weil ich mir wie ein arroganter Arsch vorkommen würde, wenn ich es täte. Soll ich mir etwa die Papstkrone aufsetzen und den Heiligenschein und ihnen Absolution erteilen? Wer bin ich, mir das anzumaßen? Aber ich habe ihr geschrieben, dass ich gut verstehen kann, warum sie so reagiert hat. Ist das nicht fast so gut wie Vergebung? Es ist jedenfalls das Einzige, was ich im Moment zu bieten habe.
    Die einzige Person, der ich vergeben müsste, es aber nicht kann, die Person, die den dümmsten Fehler von allen gemacht hat, diese Person bin ich.
    Wie konnte ich nur so hirnerweichend dämlich sein?
    Wenn ich alles noch mal ohne meine schwermutgetrübten Brillengläser betrachte, kann ich deutlich sehen, dass ich auch ohne meine Kindheits-Erzfeindin früher oder später böse auf die Nase gefallen wäre. Ich war so blauäugig, was Solomon betrifft,
dass ich irgendwann auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen musste.
    Denn irgendwann hätte ich der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass auch er nur ein Mensch ist und Schwächen und Fehler hat wie jede andere Kreatur, die der liebe Gott auf dieser Erde wandeln lässt. Wie ich damit angegeben habe, den perfekten Mann gefunden zu haben! Wie blöd war das denn bitte? Ich habe ihn im Rausch der ersten Verliebtheit einfach völlig überschätzt.
    Wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall, und ich war so stolz auf ihn, auf uns, das perfekte Paar. Ich war zu stolz. Jetzt muss ich mich ständig daran erinnern, dass es keinen perfekten Mann gibt, dass wir alle unsere Fehler haben. Aber für mich war Sollie perfekt, selbst in seiner Unvollkommenheit, wir waren einfach perfekt zusammen … Jedenfalls habe ich mir das eingebildet.
    Ich hätte eben nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher