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Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
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Augen.“ Er musste schlucken. „Cybil. Sie hat Ihre Augen.“
    Das sanfte Grün in Genvieves Augen nahm einen warmen Ton an. „Ja, die hat sie. Sie ist auf dem Kliff, hinter dem Leuchtturm.“
    „Verdammt, Gennie“, sagte Grant Campbell mit mühsam gebändigtem Zorn.
    Spontan hob Preston eine Hand und legte sie auf Genvieve Campbeils. „Ich danke Ihnen.“
    „Verdammt“, murmelte Grant ein zweites Mal, als Preston mit langen, entschlossenen Schritten zum Leuchtturm eilte. „Warum hast du das getan?“
    Seufzend drehte Gennie sich zu ihm um und nahm sein Gesicht zwischen die Hände. „Weil er mich an jemanden erinnert hat.“
    „Unsinn.“
    Sie lachte. „Und ich glaube, unsere Tochter wird sehr bald eine sehr glückliche Frau sein.“
    Ihr Mann schnaubte wütend. „Ich hätte ihm wenigstens einen Kinnhaken verpassen sollen. Als Quittung. Er hätte mich gelassen.“ Er sah Preston nach, bis der hinter dem weißen Sockel des Leuchtturms verschwand. „Und ich glaube, ich hätte es getan, wenn er nicht in deine Augen geschaut hätte. Er ist wahnsinnig verliebt in unsere Tochter.“
    „Ich weiß. Erinnerst du dich noch daran, wie man sich dann fühlt?“
    „Ich fühle mich noch immer so.“ Lachend zog er sie an sich. „Der Junge hat Mut, das muss man ihm lassen“, bemerkte er. „Und da sie deine Tochter ist, wird Cybil ihn eine ganze Weile zittern lassen, bevor sie ihm verzeiht.“
    „Natürlich wird sie das. Er hat es verdient. Was die beiden betrifft, hatte Daniel völlig Recht“, fügte sie hinzu.
    „Ich weiß.“ Grant lächelte seiner Frau zu. „Aber das erzählen wir ihm nicht. Soll er ruhig noch ein wenig leiden.“
    Wie Gennie Campbell versprochen hatte, fand Preston Cybil am Kliff hinter dem alten Leuchtturm, den er von den Bildern ihrer Mutter kannte. Sie saß auf einem Felsen, den Wind im Haar, über einen Block gebeugt, und zeichnete.
    Langsam ging er auf sie zu. Sie hörte ihn, oder vielleicht veränderte sein Schatten das Licht. Sie hob den Kopf, ihr Blick wurde kühl, dann zeichnete sie weiter. „Du hast einen weiten Weg hinter dir, McQuinn.“
    „Cybil.“
    „Wir haben hier ungern Besucher. Mein Vater redet oft davon, dass er den Weg ganz absperren will. Schade, dass er noch nicht dazu gekommen ist.“
    „Cybil“, wiederholte er und hätte sie gern berührt.
    „Hätte ich dir noch etwas zu sagen, hätte ich es in New York getan.“ Geh weg, dachte sie. Geh, bevor die Tränen kommen.
    „Ich habe dir etwas zu sagen.“
    Sie warf ihm einen uninteressierten Blick zu. „Hätte ich es hören wollen …“ Sie klappte den Block zu und stand auf. „Jetzt…“
    „Bitte.“ Er hob eine Hand und ließ sie wieder sinken. „Hör mir erst zu, und wenn du dann immer noch willst, dass ich gehe, werde ich gehen.“
    „Na gut.“ Sie setzte sich wieder.
    „Meine Agentin ist gestern deinem begegnet“, begann er.
    „Wie klein die Welt doch ist.“
    „Er hat ihr von der TV-Serie erzählt, die sie nach deinem Comicstrip produzieren wollen. Davon hast du mir gar nichts gesagt.“
    „Du interessierst dich nicht für meine Arbeit.“
    „Das ist nicht wahr, aber ich kann dir nicht verdenken, dass du das glaubst. Du wolltest es mir erzählen, nicht wahr? An dem Tag, an dem … Und ich habe alles verdorben. Ich …“ Er starrte aufs Meer hinaus. „Ich war zu sehr mit dem Stück beschäftigt. Und mit meinen Gefühlen für dich. Mit den Gefühlen, die ich nicht haben wollte.“
    Ihre Finger krampften sich um den Bleistift, bis er zerbrach. Wütend schob sie ihn hinters Ohr und wühlte in der Tasche nach einem neuen. „Wenn es das ist, was du mir sagen wolltest, hast du es jetzt getan. Du kannst gehen.“
    „Nein, das ist es nicht. Aber ich entschuldige mich und sage dir, dass ich mich für dich freue.“
    „Hurra.“
    Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Sie kann also grausam sein, dachte er. Wenn jemand es verdient hat. „Alles, was du an jenem Abend, als du mich aus deinem Leben geworfen hast, zu mir sagtest, war richtig. Vollkommen richtig. Ich habe zugelassen, dass meine Vergangenheit sich zwischen mich und mein Glück stellt. Etwas, das vor langer Zeit geschehen ist. Zwischen uns. Ich habe es benutzt, um mir das Beste zu versagen, das mir jemals passiert ist.“
    Er öffnete die Augen wieder und ging an den Rand der Klippe. „Ich habe mit ansehen müssen, wie die kleine Welt meiner Schwester kaputtging, wie sie kämpfte, um den Verrat und den Schmerz zu
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