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Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
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überwinden. Weil ihr kleiner Sohn sie brauchte und weil sie ein zweites Kind bekam, noch bevor die Tinte auf den Scheidungspapieren trocken war.“
    Cybil klappte den Zeichenblock zu. Wie konnte so etwas sie kalt lassen? Wie konnte es ihr nicht ans Herz gehen? „Ich weiß, es war die Hölle für sie. Für euch beide. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen, Preston.“
    „Nein, das sollte niemand. Aber so etwas passiert nun mal.“
    Er drehte sich um und schaute ihr in die Augen. Erstaunt nahm er in ihnen einen Anflug von Mitgefühl wahr. „Es würde funktionieren, nicht wahr? Ich könnte versuchen, mit der Geschichte meiner Schwester dein Mitleid zu erregen. Aber das will ich nicht. Und das werde ich auch nicht.“
    Hoch über ihm kreischten die Möwen. Ihre weißen Flügel blitzten am blauen Himmel auf, wenn sie sich hinabstürzten, um über der Gischt zu kreisen, und sich dann durch den Wind wieder nach oben kämpften.
    Cybil kam hierher, an diese Stelle zwischen Himmel und Meer, wenn sie den Ort ihrer Kindheit besuchte. Wenn sie, was selten genug vorkam, mit ihren Gedanken allein sein wollte.
    Und plötzlich erschien es ihm richtig, dass er ihr hier, an einem Ort, der nur ihr gehörte, verriet, was er dachte. Was er fühlte.
    „Ich habe Pamela geliebt“, begann er. „Was zwischen ihr und mir passiert ist, hat mich verändert.“
    „Ich weiß.“ Ich werde ihm verzeihen müssen, dachte Cybil, während das Eis um ihr Herz zu schmelzen begann. Bevor ich ihn loslasse.
    „Ich habe sie geliebt“, wiederholte er und drehte sich zu ihr um. Er machte einen Schritt auf sie zu. „Aber was ich für sie gefühlt habe, verblasst gegen das, was ich für dich empfinde. Was ich fühle, wenn ich an dich denke. Wenn ich dich ansehe. Es überwältigt mich, Cybil. Es schmerzt. Es macht mir Angst… und Hoffnung.“
    Ihr Herz schlug schneller, als sie auf seinem Gesicht etwas sah, von dem sie nie geglaubt hatte, dass sie es dort sehen würde. Um sich nicht einer Illusion hinzugeben, schaute sie die lange, endlose Felsenküste entlang.
    „Hoffnung? Worauf hoffst du denn?“ fragte sie leise.
    „Auf ein Wunder“, erwiderte er hastig und sprach schneller als sonst, weil er befürchtete, dass es keine Rolle mehr spielte. Dass es schon zu spät war. „Ich habe dir wehgetan. Ohne es zu wollen. Als ich dachte, du wärst schwanger, war ich wütend auf mich selbst. Weil ich dachte, ein Kind mit dir zu haben wäre ein Weg, dich an mich zu binden.“
    Als sie herum wirbelte, mit entsetztem Blick, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Ich weiß, du wolltest nicht heiraten, aber wenn du wirklich … Ich hätte dich dazu drängen können. Und meine einzige Waffe gegen solche Gedanken war, meinen Zorn von mir selbst auf dich zu lenken.“
    „Mich zur Heirat drängen?“ wiederholte sie verblüfft und stand mühsam auf. Sie ging ein paar Schritte und starrte verwirrt auf die Wellen, die tief unter ihr gegen die Felsen krachten. Es ging alles so schnell. Wie sollte sie das verkraften? Wieso war plötzlich alles anders?
    „Das soll keine Entschuldigung sein, aber ich habe nie geglaubt, dass du es geplant hattest. Dass du mich zu etwas zwingen wolltest. Ich bin noch keinem Menschen begegnet, der weniger berechnend ist als du, Cybil. Du bist eine warmherzige, großzügige Frau, die sich mehr freuen und mehr für etwas begeistern kann als jeder, den ich kenne. Dich in meinem Leben zu haben … Du hast mich glücklich gemacht, Cybil, und ich fürchte, ich habe ganz vergessen, wie das ist.“
    „Preston.“ Sie sah ihn an, und er verschwamm vor ihren Augen, weil die Tränen ihr die Sicht nahmen.
    „Bitte, lass mich zu Ende erzählen. Hör mir einfach nur zu.“ Er griff nach ihren Händen. „Ich liebe dich, Cybil. Alles an dir bringt mich vollkommen aus der Fassung. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Und du lügst nicht.“
    „Nein.“ Jetzt sah sie ihn wieder deutlich vor sich. Die Erschöpfung in seinen Augen. Die Anspannung in seinem Gesicht. Hätte er ihre Hände nicht so fest in seinen gehalten, hätte sie versucht, sie fortzustreicheln. „Nein, ich lüge nicht.“
    „Ich brauche dich“, gestand er. „Ich brauche dich viel mehr, als du mich brauchst. Ich weiß, du kannst über das hier hinwegkommen und weiterleben. Du bist zu stark, zu offen für Neues, um es nicht zu tun. Nichts würde dich davon abhalten, so zu sein, wie du bist. Du kannst mir sagen, dass ich gehen soll. Du wirst mich vergessen. Welche Rolle ich
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