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Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
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mitbekommen, wenn wir beide nicht zusammen aus dem Haus gehen.“
    Sie drehte sich um, ging auf dem Flur hin und her und massierte sich die Schläfen. „Sie brauchen nur mit mir nach draußen zu gehen und so zu tun, als hätten wir einen netten Abend vor uns. Wir trinken irgendwo einen Kaffee, verbringen zwei Stunden zusammen und kommen wieder. Das müssen wir, weil sie sonst misstrauisch wird. Mrs. Wolinsky entgeht nichts. Ich gebe Ihnen hundert Dollar dafür.“
    Die Vorstellung war so verrückt, dass er kurz vor der Treppe stehen blieb. „Sie wollen mich dafür bezahlen, dass ich mit Ihnen ausgehe?“
    „Na ja, nicht ganz … aber so ungefähr. Ich weiß, Sie können das Geld gebrauchen, und es wäre nur fair. Hundert Dollar, McQuinn, für zwei Stunden. Und ich spendiere den Kaffee.“
    Er lehnte sich gegen die Wand und musterte sie. Die Situation war so absurd, dass sie schon wieder reizvoll war. Auf so abwegige Ideen war er bei seiner Arbeit schon la nge nicht mehr gekommen. „Kein Kuchen?“
    Ihr Lachen klang erleichtert. „Sicher. Wenn Sie Kuchen wollen, bekommen Sie auch Kuchen.“
    „Und?“
    „Und?“ wiederholte sie verwirrt. „Oh ja, das Geld. Augenblick.“
    Hastig verschwand sie in ihrer Wohnung. „Zwei Minuten, ja?“ rief sie. „Ich muss mich nur noch schnell zurechtmachen.“
    Er sah auf die Uhr. Exakt zwei Minuten später war sie wieder da. Die Lippen dunkelrosa und mit zwei verschiedenen Ohrringen, in der Hand einen Hundert-Dollar-Schein.
    „Hier“, sagte sie. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar. Ich möchte ihr nicht wehtun, wissen Sie.“
    „Und das ist Ihnen hundert Dollar wert?“ Lächelnd steckte er das Geld ein. „Gehen wir. Ich habe Hunger.“
    „Sie wollen essen? Einverstanden. Ich gebe es aus. Ganz in der Nähe gibt es einen kleines Restaurant mit guter Pasta. Bitte, tun Sie einfach so, als wüssten Sie nicht, dass sie am Fenster steht, ja?“ murmelte sie auf dem Weg zur Haustür. „Seien Sie ganz natürlich. Nehmen Sie meine Hand.“
    „Warum?“
    „Stellen Sie sich nicht so an.“ Sie griff nach seiner Hand, schob die Finger in seine und strahlte ihn an. „Dies ist unser erstes Date, Mensch. Tun Sie so, als würden Sie sich freuen.“
    „Für hundert Dollar?“
    „Sie machen es mir nicht leicht, 3B. Vielleicht geht es Ihnen besser, wenn Sie etwas Warmes vor sich stehen haben.“
    Es half tatsächlich. Aber welcher Mann konnte einer riesigen Schüssel dampfender Spaghetti mit Fleischklößen und Cybils ansteckender Fröhlichkeit widerstehen?
    „Lecker, was?“ Sie sah ihm zu, als er sich eine zweite Portion nahm. Der arme Kerl, dachte sie. Vermutlich hatte er seit Wochen nichts Vernünftiges in den Magen bekommen. „Ich esse immer zu viel, wenn ich hier bin.“
    „So? Das sieht man Ihnen nicht an.“ Er goss Chianti nach.
    „Ich wette, es gibt mindestens ein Dutzend Clubs, die Sie liebend gern anheuern würden.“
    „Was?“
    „Ihr Saxofon.“ Sie lächelte, und gegen seinen Willen starrte er auf ihren Mund und das Grübchen daneben.
    „Sie sind so gut, dass Sie bestimmt bald eine feste Arbeit finden würden.“
    Also hielt sie ihn für einen arbeitslosen Musiker. Warum nicht? „Auftritte kommen und gehen.“
    „Machen Sie auch Privatpartys?“ Sie beugte sich vor. „Ich kenne viele Leute. Irgendjemand gibt immer eine Party.“
    „Das glaube ich. In Ihren Kreisen.“
    „Ich könnte Sie empfehlen. Wenn Sie nichts dagegen haben, ein wenig auf Achse zu sein.“
    „Wohin?“
    „Ein paar meiner Angehörigen besitzen Hotels. Atlantic City ist nicht weit von hier. Ich nehme an, Sie haben keinen Wagen.“
    Sein nagelneuer Porsche stand in einer Mietgarage. „Nicht bei mir.“
    Lachend knabberte sie am Brot. „Na ja, von New York nach Atlantic City zu kommen ist leicht.“
    So unterhaltsam dieses Gespräch auch war, er fand es vernünftiger, wieder ein wenig auf Abstand zu gehen. „Cybil, ich brauche niemanden, der mein Leben organisiert.“
    „Stimmt, das ist eine schreckliche Angewohnheit von mir.“ Sie brach das Brot entzwei und reichte ihm ein Stück. „Immerzu mische ich mich ein, und dann ärgere ich mich, wenn andere das bei mir tun. Wie Mrs. Wolinsky zum Beispiel, die mir unbedingt einen netten jungen Mann verschaffen will. Es macht mich rasend.“
    „Weil Sie keinen netten jungen Mann wollen.“
    „Irgendwann schon. Wenn man aus einer großen Familie stammt, möchte man selbst auch eine. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Ich lebe gern in der
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