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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
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die Letzte. Neben der Sportmoderatorin Monica Lierhaus waren auch Günter Netzer und eben Franz Beckenbauer dabei. Ich war völlig baff: Papa redete zu Hause immer so ehrfurchtsvoll über diese beiden ehemaligen Fußballgrößen, jetzt saßen die zwei entspannt an meinem Tisch, gingen auf meine Fragen ein und hatten sogar welche an mich. Unglaublich! Wir hatten am Tisch ein munteres Gespräch, unterhielten uns über meinen Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach. Immerhin
hatte Günter Netzer dort auch einige Jahre gekickt. Franz Beckenbauer war ein aufmerksamer Zuhörer und schaltete sich immer mal wieder ins Gespräch ein. Ich musste mich ein paarmal unter dem Tisch in den Arm zwicken. Ich, der Franz und der Günter …
    Tatsächlich bekam Deutschland am nächsten Tag den Zuschlag. Alle Beteiligten freuten sich riesig, als Sepp Blatter, der Präsident des Fußballweltverbandes FIFA, den Gewinner vor versammelter Meute und den TV-Kameras vorlas. Das war der helle Wahnsinn: Eine WM im eigenen Land, das erlebst du als Sportler wahrscheinlich nur einmal. Ich hoffe, ich darf aktiv dabei sein …
    Ich werde auf alle Fälle auch bei meinem neuen Verein Turbine alles dafür tun, um meine Fußballkarriere weiter voranzutreiben. Es wäre wirklich schön, wenn ich mich bei meinem neuen Trainer Bernd Schröder zu einer Führungsspielerin entwickeln könnte.
    Zurück zum Privaten: Meine WG-Mitbewohnerin in Potsdam kenne ich schon seit fünf Jahren. Coco und ich sind zwei völlig verschiedene Menschen. Sie ist zwei Jahre älter als ich und eher die Ruhigere von uns beiden. Mich kennt man mehr als Temperamentsbolzen. Aber das ergänzt sich anscheinend ganz gut. Seit drei Jahren sind wir eng befreundet.
    Ein inniges Verhältnis pflege ich auch zu meinen vielen Cousinen. Allein sechs davon leben hier in Deutschland. Fünf wohnen ganz in der Nähe von Mönchengladbach, entsprechend viel haben wir zusammen angestellt. Meine engste Vertraute dabei ist Mimoza, genannt Mimi. Durch sie bin ich eigentlich zum Fußball gekommen. Sie ist drei Jahre älter als ich. Sie hat damals schon beim DJK/VfL Giesenkirchen gespielt und zu mir gesagt: »Hör mal, du musst auch im Verein spielen.« Mimi spielt heute immer noch gut Fußball. Dennoch hat sich meine Cousine für einen anderen Weg entschieden und wollte ihren Sport nicht professionell betreiben.
    Coco und Mimi kennen sich gut, auch sie haben mal zusammen im Verein gespielt. Die beiden sind so etwas wie
mein zweites Standbein neben meiner Familie. Sie geben mir Halt. Unter der Woche war ich in den vergangenen Jahren in Mönchengladbach vor allem mit Coco unterwegs. Das hat sich durch unseren gemeinsamen Wechsel nach Potsdam natürlich intensiviert. Da wir zusammen wohnen und trainieren, sehe ich sie logischerweise jeden Tag. Wir kochen zusammen, wir quatschen viel. Mimi muss seit ein paar Jahren regelmäßig arbeiten, da läuft man sich nicht mehr so oft über den Weg. Und jetzt ist es durch die räumliche Distanz eh schwieriger geworden. Trotzdem: Coco und Mimi sind meine Vertrauten. Den beiden kann ich alles erzählen.
    Auch wenn ich jetzt in Potsdam lebe und kicke, begann meine Fußballkarriere in Mönchengladbach. Erst heimlich. Ich musste meinen Vater sanft überzeugen. Es war für ihn früher undenkbar, dass seine einzige Tochter Fußball spielen würde. Na ja, und nun bin ich Weltmeisterin. Wenn auch 2007 bei der WM in China nur als Ersatzspielerin. Bei den Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft gegen England, Japan, Norwegen und im Finale gegen Brasilien wurde ich eingewechselt. Es war ein Riesen-Erlebnis: Das Land China, das für mich schon sehr gewöhnungsbedürftig war. Überall Menschenmassen, Lärm und ziemlich viel Luftverschmutzung. Hinzu kam merkwürdiges Essen wie etwa Schlangensuppe oder Affenhirn, was wir natürlich nur angeschaut und nicht verzehrt haben. Die Chinesen pflegen auch noch andere für uns merkwürdige Angewohnheiten wie das Rotzhochziehen aus der Tiefe des Rachens und das darauf folgende Ausspucken auf die Straße. Dieses Ritual soll auch im Restaurant zum guten Ton gehören. Schleim auf dem Fliesenboden und daneben essen – Mahlzeit!
    Eindrucksvoll aus sportlicher Sicht war vor allem das WM-Endspiel vor so vielen Zuschauern und Prominenten. Überhaupt erinnere ich mich gerne an das komplette Turnier und natürlich an den überschwänglichen Empfang in Deutschland zurück. In Frankfurt auf dem Römer warteten 15.000 Fans auf uns – unglaublich. Man
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