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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
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Shirt getauscht habe. Eines gehört der norwegischen Nationalspielerin Solveig Gulbrandsen. Die hat schon ein Kind und spielt weiter auf hohem Niveau Fußball. So etwas bewundere ich.

    Stolz präsentieren Coco und ich unser Vereinstrikot, zusammen mit Bernd Schröder(links), dem Trainer vom 1. FFC Turbine Potsdam, und Reiner Rabe, unserem Hauptsponsor. Die ZAL (Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde GmbH) u nterstützt unser Fußballteam von Turbine Potsdam
    An meinem Rollo aus Bast baumelte immer meine Ohrringe-Kollektion. Überhaupt besitze ich diverse Sammlungen: Schuhe, Schmuck, Sonnenbrillen, Handtaschen. Das Standardprogramm eben, das die junge Frau von heute bieten muss … Zudem liebe ich alles, was glitzert. Ich informiere mich stets über die neuesten Trends, lese auch gerne mal Mode- und Promi-Zeitschriften, so ein bisschen Klatsch und Tratsch darf doch sein.

    Im Sommer musste ich leider aus den elterlichen vier Wänden ausziehen, weil ich nun nicht mehr für den FCR Duisburg, sondern für Turbine Potsdam Fußball spiele. Potsdam ist einfach zu weit weg von Mönchengladbach, dem Ort, der seit 1994 das neue Zuhause meiner Familie ist. Jetzt lebe ich das erste Mal in einer eigenen Wohnung. Wow! Das ist eine heftige Umstellung. Ich habe jetzt mit meiner besten Freundin Corina Schröder eine Wohngemeinschaft in Potsdam. »Coco« spielt auch Fußball und kickt jetzt ebenfalls für den Bundesligisten Turbine. Wir haben uns gemeinsam für einen Wechsel vom FCR Duisburg in den Osten entschieden. Unsere neue Wohnung liegt unglaubliche drei Minuten vom Trainingsplatz entfernt. Im Klartext heißt das: Wir können morgens immer etwas länger schlafen. Besser geht es nicht! Eine WG für zwei Mädels auf 95 Quadratmetern – nicht schlecht, oder?!
    Meine Mama ist allerdings todunglücklich. Vor Kurzem waren wir in einem Möbelhaus. Ich liebe es, herumzustöbern, schöne Dekorationsgegenstände zu entdecken und Sofas auszuprobieren. Das könnte ich manchmal den ganzen Tag tun. Ich fragte dort meine Mama aus Spaß: »Kaufst du mir noch ein paar Einrichtungsgegenstände für die neue Wohnung?« Mama sagte damals nur ganz traurig: »Ich will nicht darüber reden.« Ende der Durchsage!
    Ich bin die Erste, die aus unserem trauten Fünf-Personen-Familienglück ausgezogen ist, und das ist heftig für meine Mama. Sie tut mir leid. Ich fühle mit ihr, denn auch ich habe mein Elternhaus nur ungern verlassen.
    Papa ist da etwas entspannter. Er sagt, dass mein Wechsel nach Potsdam eine gute Entscheidung war. Schließlich bin ich jetzt fünf Jahre lang für Duisburg auf Torejagd gegangen, und das reicht eigentlich. Ich wollte mich sportlich weiterentwickeln. Aber ich bin schon ein Mensch, der gerne die Familie um sich herum hat. Sie alle fehlen mir: meine Mutter, mein Vater, meine Brüder …
    Ein weiterer Nachteil: Ich muss jetzt alles selber erledigen. Putzen, Waschen, Kochen – das volle Programm eben. Meine
Mama hat mir viel davon beigebracht, das hab ich soweit schon im Griff. Einzig beim Bügeln streike ich, ich hasse das und befürchte, dass ich in den nächsten Jahren wohl mehr auf T-Shirts anstatt Blusen zurückgreifen muss, da machen die Knitterfalten nicht so viel aus. Allerdings gibt es die Mama, die mich ab und zu mal zusammenstaucht, auch wenn sie nicht mehr in meiner unmittelbaren Nähe ist. Heute geht das dann am Telefon, man erzählt da etwas – und prompt kommt der kritische Kommentar via Satellit.
    Wenn meine Mutter früher mit mir geschimpft hat, weil ich irgendetwas nicht weggeräumt oder vergessen habe, dann war Widerrede zwecklos. Da halfen mir auch keine sportlichen Erfolge oder ein Candle-Light-Dinner mit Franz Beckenbauer weiter. Na ja, Kerzen waren nicht dabei, aber eine Menge Leute vom Deutschen Fußball-Bund, als ich mit dem »Kaiser« mal essen war.
    An dem besagten Abend im Oktober 2007 besprachen wir noch einmal unsere Vorgehensweise bei der am nächsten Tag anstehenden Bewerbungspräsentation für die Frauenfußball-WM 2011. Deutschland wollte dieses Turnier unbedingt auf eigenem Boden austragen! Ich durfte zusammen mit unserer Rekordnationalspielerin Birgit Prinz, Franz Beckenbauer, der Familienministerin Ursula von der Leyen und einigen anderen in Zürich vor dem Weltverband FIFA für unser Land werben. Der einzige Mitkonkurrent um die Ausrichtung dieser WM war Kanada.
    Einen Tag vor der Entscheidung also trafen sich alle Beteiligten unserer Delegation in einem Restaurant. Ich war wie immer
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