Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
Vom Netzwerk:
Fingernägel. Ich habe mich für die Gelvariante entschieden, denn aufgeklebte Teile sehen mir eine Spur zu billig aus. Außerdem kommt so eine Drei-Zentimeter-Schicht auf meinem Naturnagel alles andere als natürlich rüber. Mit dem Gel ist alles nur ein paar Millimeter höher (wen es interessiert: Ich habe die »French«-Bemalung gewählt). Ich muss dafür alle vier Wochen zur Nageldesignerin. Wenn ich mit der Nationalmannschaft unterwegs bin, schneide ich die Gelnägel ab. Bei internationalen Spielen darf ich so nicht rumlaufen, in der Bundesliga aber hat sich noch keiner beschwert. Das sind ja auch keine langen Krallen, sondern normal gepflegte Nägel. Bei der Weltmeisterschaft 2007 musste ich meine Nägel vor dem ersten Spiel abknipsen. Die Dame vom Fußball-Weltverband FIFA ist doch tatsächlich in der Kabine durchgegangen und hat sich von jeder Spielerin die Nägel zeigen lassen. Anja Mittag und ich mussten kürzen.
    Hände finde ich übrigens total wichtig. Ich schaue bei vielen, mit denen ich rede, immer erst mal auf die Finger. Das ist so eine Angewohnheit. Hände müssen gepflegt sein. Wenn ich ein Date habe und die Hände von meinem Gegenüber stimmen nicht, dann funktioniert das gar nicht. Ein Folgetreffen ist so gut wie ausgeschlossen. Abgekaute Fingernägel – Hilfe!
    Und natürlich ist als Fußballerin auch die regelmäßige Fußpflege ein absolutes Muss. Schließlich wird von meinen Füßen tagtäglich Höchstleistung gefordert, du bekommst beim Kicken gerne mal Druckstellen, Blasen, Kratzer, blaue Flecken – also die volle Ladung. Das kann man nicht so lassen, ich will schließlich auch neben dem Fußballfeld in Flip-Flops oder Stöckelschuhen gut aussehen.
    Bevor ich auf den Platz gehe, schmiere ich mir meine Lippen immer mit einem Balsamstift ein, das gibt so einen schönen
Glanz. Da kommen von den Fußballkolleginnen schon mal Sprüche wie: »Willst du auf den Laufsteg oder aufs Spielfeld?« Ich sag dann nur, dass ich nicht möchte, dass meine Lippen beim Laufen austrocknen. Ich bin da ganz entspannt. Wimperntusche muss auch sein, selbst wenn es beim Training nur auf den Joggingpfad geht. Für die Mitspielerinnen ist das wahrscheinlich schon gewöhnungsbedürftig. Die Mädels lächeln darüber, aber es hat mich noch keine spüren lassen, dass sie es völlig daneben findet. Ich mache mir da auch keinen Kopf. Alle Spielerinnen haben mich von Anfang an so kennengelernt. Ich stehe zu meiner Weiblichkeit, ich stehe zu meinen Macken. So bin ich und so werde ich immer sein.
    Einige dürften es jetzt schon gemerkt haben, beim Thema Kosmetik kann mir kaum einer etwas vormachen. Ich habe wirklich vor, nach meiner Fußballkarriere eine Ausbildung zur Kosmetikerin zu durchlaufen und anschließend ein Studio zu eröffnen. Ich glaube, das wäre genau das Richtige für mich! Und natürlich will ich irgendwann mal eine Familie gründen. Ich liebe Kinder über alles, logischerweise will ich zu gegebener Zeit gerne eigenen Nachwuchs bekommen. Aber zunächst steht der Fußball an erster Stelle. Der Sport ist mein Leben. Ich kann mir einen Alltag ohne meinen geliebten Ball gar nicht mehr vorstellen. Ich wünsche mir inständig, dass ich mir in Zukunft keine großen Verletzungen hole und noch lange professionell kicken darf. Meine Schutzengel werden es hoffentlich richten …

Fußballerin mit Migrationshintergrund
    Meine Kindheit im Kosovo
    Als ich fünf Jahre alt war, sind wir geflohen. Es war Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Diese Flucht war alles andere als geplant. Das wäre wohl zu heikel gewesen, wir hätten auffliegen können. Es war eine spontane Aktion. Verwandtschaft von meinem Vater lebte bereits in Deutschland, wir hatten also hier eine Anlaufstation. Die Frage war nur: Wie kommen wir dort sicher hin? Dabei wollten wir den Kosovo eigentlich gar nicht verlassen. Wir kannten ja nichts anderes, waren mit dem zufrieden, was wir hatten. Ich jedenfalls erinnere mich auch an eine wunderbare, behütete Kindheit.
    Unser kleiner Ort Gjurakovc trug den Beinamen »Bajramaj«-Dorf, weil so viele unserer Sippe dort wohnten. Wir waren eine Menge Kinder, lauter Cousins und Cousinen. Allein mein Papa hat sechs Geschwister, meine Mama acht. Insgesamt bringe ich es heute auf 13 Cousins und 16 Cousinen. Das Ende der Fahnenstange ist allerdings noch nicht erreicht …
    Ich bin im Kosovo auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen, mit Kühen und Hühnern. Es gab gerade mal acht Häuser in unserem Dorf. Jedes davon hatte einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher