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Mein russisches Abenteuer

Mein russisches Abenteuer

Titel: Mein russisches Abenteuer
Autoren: J Mühling
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weiß nicht, wo
es noch Christen gibt auf dieser Welt. Es kann nicht mehr viele geben.«
    Ein leises Rauschen begleitete ihre Worte, gefolgt von einem
scharfen Geruch. Als ich mich zum Ofen umdrehte, sah ich eine der Ziegen auf
den Boden pinkeln.
    Agafja faltete den Papierbogen und legte ihn vor mir auf den Tisch.
Hinter ihrem Rücken stand der Erlöser. Die Ikone lehnte neben dem Fenster,
Christus als Weltenherrscher, zwei Finger zur Segensgeste erhoben – als schlage
er das alte Kreuzzeichen, das Agafja in die Taiga getrieben hatte.
    Als sie meinen Blick bemerkte, ging sie zum Ofen und zündete einen
Kienspan an. Sie hielt ihn vor die Christus-Ikone. Dann zeigte sie mir die
beiden anderen Bilder, die links und rechts neben dem Erlöser standen. Die
Ikonen waren uralt, gemalt in der Zeit vor der Kirchenspaltung. Die Jahrhunderte
hatten ihre Motive nahezu ausgelöscht. Von Johannes dem Täufer war nur ein
Schatten in goldbrauner Nacht geblieben, vom Letzten Abendmahl nichts als ein
schwarzes Stück Holz. Ein paar Minuten lang stand ich sprachlos vor diesen
unsichtbaren Bildern, die nur noch Agafja sehen kann.
     
    Am nächsten Morgen stand ich vor allen anderen auf. Leise
ging ich an Agafjas Hütte vorbei und stieg am Rand des Kartoffelackers bergauf,
bis ich das obere Ende der Lichtung erreichte. Auf der anderen Seite des Tals
ging die Sonne auf, rötlicher Nebel stand über dem Fluss. Mein Blick wanderte
den Jerinat entlang und weiter bis zum Abakan, dessen gewundenem Lauf Ljonja
und ich in ein paar Stunden folgen würden, diesmal stromabwärts.
    Der Himmel war von winzigen Wolken durchsetzt. Unverbunden trieben
ihre weißen Umrisse nebeneinander her, wie die Einzelteile eines unlösbaren
Puzzles.

Dank
    Ohne die Hilfe vieler Freunde und Unterstützer hätte dieses Buch nie
entstehen können. Danken möchte ich Leonid Astafjew und seiner Familie, Alexej
Bobrinskij, Iwan Branowez, Igor Droschdin, Oleg Filatow, Anatolij Fomenko,
Leonid Gorbatow, Kristina Graaff, Wladimir Gromow, Alexander Gurzew, Thomas
Hölzl, Sergej Iwanow, Juri Janoschewskij, Irina Jasykowa, der Familie
Jerofejew, Kirill Kaleda, Galina Kasatschinowa, Juri Klebanow, Igor Knjaskin,
Annika Mühling, Igor Nasarow, Roman Pimenow, Wasilij Piwowarow, Jelena
Poljakowa, Ruslan und Lisa, Alexander Sakatow, Alexander Schekschejew und
seiner Frau, Gennadij Sdanowitsch, Wladimir Semjonow, der Familie Soldatow,
German Sterligow, Sergej Terjajew, Galina Tolstowa, Igor Tscherbakow, Tatjana
Tjukpijekowa, Sascha Woloschin und Wladimir Woronin.
     
    Mein Dank gilt dem Fachverband der Konfessionellen Presse,
der einen Teil meiner Recherchen großzügig gefördert hat, sowie der Redaktion
des Tagesspiegels für ihre Geduld und Unterstützung.
     
    Gedankt sei außerdem allen Autoren, deren Werke ich als Quellen
verwendet habe: Anna Achmatowa (»Vor den Fenstern Frost«, Berlin 1988), Neal
Ascherson (»Black Sea«, London 1995), Awwakum (»Das Leben des Protopopen
Awwakum«, Hg. Rudolf Jagoditsch, Berlin 1930), Wissarion Belinskij (zitiert
nach: Massie, »Peter the Great«), James H. Billington (»The Icon and the Axe«,
New York 1970; »Russia in Search of Itself«, Washington 2004), Thomas Bremer
(»Kreuz und Kreml«, Freiburg 2007), Fjodor Dostojewskij (»Tagebuch eines
Schriftstellers«, München 1992), Orlando Figes (»Die Tragödie eines Volkes«,
Berlin 1998; »Nataschas Tanz«, Berlin 2003), Oleg Filatow (»Istorija duschi ili
portret epochi«, St. Petersburg 2000), Anatolij Fomenko (»Chronology: Science
or Fiction«, Olympia/ Washington 2003–2006), Ian Frazier (»Travels in Siberia«,
New York 2010), Arkadij Gajdar (»Timur und sein Trupp«, Berlin 1950), Lidija
Golowkowa (»Chudoschniki i butowskij poligon«, zitiert nach: martyr.ru 2006),
Maxim Gorkij (»Warenka Olessow und andere Erzählungen«, Berlin 1946), Peter
Hauptmann (»Russlands Altgläubige«, Göttingen 2005), Herodot (»Historien«,
Stuttgart 1971), Felix Philipp Ingold (»Die Faszination des Fremden«, München
2009), Wasilij Kaleda (Hg., »Swjaschtschennomutschenik Wladimir Ambarzumow«,
Moskau 2008), Ryszard Kapuściński (»Imperium«,
Frankfurt/Main 1993), Igor Knjaskin (»Bolschaja kniga o Rasputine«, St.
Petersburg 2007), Sheiko Konstantin (»Lomonosov’s Bastards«, Wollongong 2004),
Tatjana Lagutina (»Letschenije Wodkoj«, Moskau 2006), Philip Marsden (»The
Spirit-Wrestlers«, London 1998), Robert K. Massie (»Peter the Great«, New York
1981; »The Romanovs: The Final
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