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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wo er mich deutlich besorgt ansieht.
    Ich nicke. »Du musst auf ihn achtgeben«, sage ich. »Das müsst ihr alle. Er wird euch brauchen.« Und wieder fühle ich einen Stich, weil ich nicht da sein werde. SMS und Handys bringen es doch nicht so richtig.
    »Schon gut.« Reeve kriegt ein Lächeln zustande, aber das kann ich im Dunkeln kaum sehen. »Das haben wir kapiert.«
    Die Spannung in meiner Brust lässt ein wenig nach.
    »Aber was ist mit dir?«, drängt Reeve. »Ich hab gehört, mit Olivia ist es ganz schön hässlich geworden.«
    Resigniert zucke ich die Achseln. »Ich glaub … ich glaub, wir sind fertig miteinander. Also, das kann ich ihr nicht verzeihen, das nicht …«
    »Tut mir leid.« Seine Stimme ist leise und ernst. Einen Augenblick später tastet seine Hand nach meiner. Ich ziehe sie zurück, aber er nimmt sie und hält sie ganz fest.
    Ich schau zu Fiona, die nur ein hüpfender Lichtblitz vor uns ist. »Ich hab doch gesagt, ich will nicht mehr heimlichtun«, flüstere ich. Nach den Dramen heute Nacht kommt mir das ziemlich trivial vor, aber ich will auf meinem Standpunkt beharren.
    »Sieht das aus, als würde ich heimlichtun?«, antwortet Reeve in normaler Lautstärke. »He, Fiona«, ruft er nach vorn. »Nur dass du’s weißt, ich halte Jennas Hand hier hinten!«
    Mir klappt der Mund auf.

    »Mir doch egal«, kommt gelangweilt zurück.
    »Siehst du?« Wieder lächelt er mich an.
    »Wie kommt es zu deinem Sinneswandel?« Ich versuche, cool zu bleiben. Aber sein Körper neben mir ist so warm und tröstlich, und nach all dieser Anspannung ist es eine Erleichterung, sich an ihn zu lehnen und zu entspannen.
    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht«, sagt er verlegen. »Als sie sagten, du seiest in den Wald gelaufen. Ich war so blöd.« Pause. »Ich wollte nicht wieder so durcheinanderkommen wie mit Kate, und da bin ich vielleicht … vielleicht zu weit gegangen mit der Geheimnistuerei. Tut mir leid.«
    Ich schaue ihm in die Augen, hier im Dunkeln sind sie schwarz, und ich kann lächeln. So fürs große Ganze bedeutet das nicht viel, das weiß ich. Nur noch ein paar Tage geküsst zu werden, ist aber irgendwie alles für mich. Ich bedeute ihm was.
    »Okay«, sage ich leise.
    Als wir die Straße erreichen, ist die Pension erleuchtet, warmes Licht strahlt aus den Fenstern. Lärm und Musik treiben zu uns herüber und drinnen kann ich Leute lachen sehen. Nach der dunklen Kälte des Waldes wirkt sie wie ein sicherer Ort, ein Heim.
    Fiona bleibt stehen, bis wir sie eingeholt haben. »Und? Was erzählen wir?«
    Reeve schaut sich um. »Ich glaub, wir können einfach sagen, wir hätten eine Abenteuertour unternommen. Du weißt schon, eine Mondscheinwanderung für Jenna oder so was.«

    »Und Ethan und Grady sind noch geblieben«, sage ich, »weil sie … keine Ahnung … aufräumen wollten.«
    Fiona schüttelt den Kopf. »Mann, seid ihr schlecht im Lügen.«
    »Ist das etwa schlimm?«, protestiere ich. Sie lächelt.
    »Ihr könnt von Glück sagen, dass ihr mich habt.«
    »Was für ein Segen.« Ich hake mich bei ihr unter.
    »Und das ist die offizielle Version«, sagt sie, als wir die Sandstraße überqueren. »Wir übernachten heute bei den Johnsons, damit Susie uns mal los ist. Ethan und Grady sind schon drüben und bereiten alles vor und wir wollen nur unser Nachtzeug holen.«
    »Das ist eine gute Geschichte«, sagt Reeve an meiner anderen Seite. Er hält immer noch meine Hand, selbst als wir die Verandatreppe hochsteigen und die Tür zur wimmelnden, wilden Party aufstoßen. »Das sollten wir echt machen. Ihre Eltern hängen hier wahrscheinlich noch Ewigkeiten rum. Und wir sollten da sein, ihr wisst schon, für Ethan.«
    »Und was ist mit Olivia?«, erkundige ich mich. »Ich kann sie nicht einfach bei Adam und Susie lassen  – das haben sie nicht verdient.«
    »Alles in Butter«, sagt Fiona und wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. »Als ich das letzte Mal nachgeguckt hab, hatte sie sich im Zimmer eingeschlossen und irgendeinen Typen damit zugehechelt, wie destruktiv und gedankenlos wir doch alle sind. Bis morgen früh ist die versorgt. Mein Plan ist immer noch perfekt.«

    »Okay, okay!« Ich lächele, mir kommt es vor, dass ich das an diesem Abend zum ersten Mal tue. Überall um uns herum wird gefeiert, und obwohl die letzten Stunden so tragisch, stressig und unheimlich waren, hab ich das Gefühl, als ob das alles jetzt endlich hinter uns liegt. »Du bist die unangefochtene Königin der Täuschung. Wir
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