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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hab ja nichts gegen Herausforderungen  – aber tausend Teenager davon zu überzeugen, dass die Freuden der Natur einer Pizza mit viel Peperoni und einer doppelten Portion Käse vorzuziehen sind …? Das ist denn doch eine Nummer zu groß für mich. Mit ausgestrecktem Stift rücke ich ihm auf die Pelle. »Aber willst du wirklich, dass dieses Feld gepflastert wird? Nach und nach verlieren wir in dieser Gegend sämtliche natürlichen Lebensräume und alles Grün, und so etwas können wir nie wieder zurückbekommen. Denk doch mal an unser Ökosystem hier und die wild lebenden Tiere und …?
    »Boah.« Mit Panik im Blick weicht er zurück. »Ganz locker, Jenna!«
    Mit Logik und Vernunft ist bei dem offensichtlich nichts auszurichten, deshalb beschließe ich, eine neue Taktik anzuwenden. »Schon okay, du brauchst jetzt noch nicht zu unterschreiben«, gurre ich. »Schließlich fangen die Sommerferien
erst in zwei Wochen an. Bis dahin können wir all diese Themen noch in allen Einzelheiten durchdiskutieren. Ich könnte Mrs. Paluski sogar bitten, uns beide zusammenarbeiten zu lassen!« Ich strahle, als wäre ich total hingerissen von dem Gedanken, ihm unsere Sache bis ins Letzte zu erläutern. »Ich bin mir ganz sicher, dass ich dich überzeugen werde. Letztendlich.«
    Er reißt mir praktisch den Stift aus der Hand und unterschreibt.
    »Och, danke.« Ich grinse, nehme das Klemmbrett wieder an mich und kontrolliere meine Fortschritte. Sechsundfünfzig auf der Liste, fehlen noch tausend …
     
    Die Menge um uns herum ist auf etwa hundert Leute angewachsen, als Rektor Turner über den Sportplatz geschnauft kommt. Mit meiner besten Unschuldsmiene fange ich ihn an der Rasenkante ab. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Jenna Levison.« Misstrauisch beäugt er Matsch und Pfützen. »Was ist der Grund für diese spezielle Demonstration von …«
    »Gemeinsinn?«, beende ich seinen Satz hoffnungsvoll. »Umweltbewusstsein?«
    »Ruhestörung und Ungehorsam.« Er verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt mich an. Als ob sie den bevorstehenden Zweikampf spürt, dreht sich die Menge hinter mir zu uns um und die Green Teens unterbrechen ihren Sprechchor.
    Ich schlucke.

    Ganz egal, wie vielen wütenden Amtspersonen ich nun schon in die Augen gesehen habe, ich werde das Gefühl einfach nicht los, etwas Schlimmes getan zu haben (also, etwas wirklich Schlimmes). Aber ich kann nicht klein beigeben. Dann würde ich das Feld nämlich nicht vor der Bebauung retten können und die anderen Green Teens würden das Vertrauen in ihre neue Führung verlieren. Es ist jetzt meine Aufgabe, mit Autoritäten fertigzuwerden. Vorzugsweise ohne dafür lebenslänglich zum Nachsitzen verdonnert zu werden.
    »Meinen Sie die Demonstration letzte Woche?« Ablenkung ist die beste Form der Verteidigung, entscheide ich, und versuche ihn von dem Gewimmel wegzulotsen. »Im Star-Ledger stand nämlich, das sei ein hervorragendes Beispiel für jugendliches Engagement gewesen. Wir sind sogar zu einem Abendessen mit dem Stadtrat eingeladen worden.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagt er trocken. »Und worum geht es diesmal? Ich nehme doch an, es gibt einen Grund für all das.« Turner lässt einen überdrüssigen Blick über den bunten Haufen schweifen.
    »Sie verkaufen die Wiese hinter dem Sportplatz!« Olivia ist neben mir aufgetaucht, ihr Ton ist anklagend. Was ihr an Körpergröße fehlt, macht sie durch Lautstärke mehr als wett. »Die werden sie zerstückeln und Eigentumswohnungen bauen!«
    »Na und?« Rektor Turner rührt das nicht. »Diese Vorschläge sind schon vor Monaten öffentlich gemacht worden.«
    »Ja, aber wir haben festgestellt, dass die Pläne eine seltene
Art gefährden«, verkündet sie stolz. »Eine, deren Habitat von gierigen, profitorientierten Beschlüssen der Schulverwaltung zerstört wird. Ganz zu schweigen von den nachfolgenden Generationen, die man einer ursprünglichen, natürlichen Umwelt beraubt, nur weil …«
    »Jaja.« Turner winkt ab. Einen Moment lang kneift er die Augen zusammen, als ob er Kopfschmerzen unterdrücken wollte. »Gefährdete Art?«
    »Knieskernsches Riedgras«, bestätige ich in der Hoffnung, es richtig ausgesprochen zu haben.
    Turner wirkt erheitert. »Ihr regt euch wegen einer Grasart auf?«
    »Nur weil es nicht um was Tolles wie den Weißkopfseeadler geht, muss das ja nicht heißen, dass es unwichtig ist!«, empört sich Olivia mit auf die Hüfte gestemmten Händen.
    »Ganz deiner Meinung.« Und als ob
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