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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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diese Auseinandersetzung nicht schon besorgniserregend genug wäre, fängt Turner nun auch noch an süffisant zu grinsen. »Das Knieskernsche Riedgras muss unbedingt geschützt werden.« Er lächelt uns selbstgefällig an. »Doch da es sich dabei um eine Sumpfpflanze handelt, werden wir doch wohl kaum hier auf dem Trockenen einen Gesetzesverstoß begehen, oder?«
    Erwischt.
    »Aber der Boden ist ziemlich feucht«, führt Olivia vergeblich an. »Miss Kirk will nicht, dass wir hier hinten trainieren, weil Meghan hier schon ausgerutscht ist und sich den Knöchel gezerrt hat.«

    »Es ist doch kein großer Aufwand, eine unabhängige Untersuchung der vorkommenden Arten in Auftrag zu geben«, merke ich als Stimme der Vernunft an. »Das verzögert den Verkauf höchstens um ein paar Monate und …«
    »Schluss damit!« Plötzlich geht Turner in die Luft. »Ich will, dass ihr und eure … Mitagitatoren jetzt die Sachen packt und verschwindet. Habt ihr verstanden?«
    Wir weichen beide einen Schritt zurück. Sein Gesicht hat so einen seltsamen pinken Farbton angenommen.
    »Euch mag meine Autorität ja völlig egal sein, meine Damen, aber eure Genossen nehmen ihre Bewerbung für einen Platz im College vielleicht ernster.«
    Hinter mir höre ich furchtsames Gemurmel, aber trotz einer leichten Panikattacke gebe ich mich nicht geschlagen. Die Schule fuchtelt jetzt schon seit Jahren mit der Trumpf - karte »Collegebewerbung« herum, aber wirklich jeder Green-Teen-Schulabgänger ist vom College seiner Wahl angenommen worden. Das ist eine leere Drohung. Jedenfalls hoffe ich das.
    Zum Glück hab ich auch noch einen letzten Trumpf im Ärmel. »Weißt du was, eigentlich könnte ich doch diese nette Frau von KPXW anrufen.« Theatralisch drehe ich mich zu Olivia um. »Die, die wir auf der letzten Gemeinderatsversammlung kennengelernt haben, erinnerst du dich?«
    »Meinst du Linda von der Presseabteilung?« Olivia spielt mit, sie hat die Stirn übertrieben kraus gezogen.
    »Genau. Die. Sie hat gesagt, wir sollen anrufen, wenn wir weitere Protestaktionen starten.« Ich schaue mich nach
Rektor Turner um. »Wetten, die schicken sofort ein paar Leute her, die mal gucken kommen, worum es hier geht.«
    »Tolle Idee.« Olivia holt ihr Handy raus. »Ich glaub ich hab ihre Nummer hier …«
    »Das ist nicht nötig!« Ganz plötzlich ändert Turner seine Meinung. »Wir sollten uns jetzt mal beruhigen.«
    »Wir sind ruhig«, antworte ich zuckersüß. »Wir versuchen nur die Umwelt zu schützen.«
    »Und das ist äußerst bewundernswert.« Auf seiner Glatze glänzt der Schweiß und ich kann ihm ansehen, dass er vor seinem inneren Auge bereits die regionalen Abendnachrichten ablaufen lässt: »Bösartiger Rektor macht wehrlose Wildblumen nieder!« Er hält inne. »Habt ihr nicht eben davon gesprochen, ein unabhängiges Gutachten anzufordern …?«
    »Um die Auswirkungen von Baumaßnahmen zu untersuchen«, beende ich den Satz für ihn und reiche ihm ein Flugblatt. »Sehen Sie? Die Nummer der Hotline steht da.«
    Wir warten. Olivia hat meine Hand gepackt und wir drücken beide die Daumen. Hinter uns wird die Menge langsam unruhig.
    Am Ende stößt Turner einen langen schwermütigen Seufzer aus. »Na gut. Ich glaube schon, dass wir die endgültige Zusage noch eine Weile hinausschieben können.« Er schaut sich um, ein geschlagener Mann.
    »Oh, klasse!«, kreischt Olivia und drückt mich vor Freude. »Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!«
    Die Green Teens jubeln und ich spüre, wie mich eine Welle von Stolz überläuft. Sieg!

    Wir stehen inmitten von Gebrüll und High-fives, denn die Gruppe feiert, aber ich denke daran, mich noch einmal umzudrehen. »Danke!«, sage ich zu Turner. »Wirklich, ich meine es ernst. Vielen Dank!«
    Beinahe hätte er die Augen verdreht, dann will er gehen, aber noch ehe er einen Schritt tun kann, schnappt Olivia sich ein Plakat und stürzt auf ihn zu.
    »Legen Sie sich nicht mit den Green Teens an!«, brüllt sie ihm direkt ins Gesicht. Erschrocken zuckt Turner zurück, der Boden unter seinen Füßen muss doch nasser sein, als er gedacht hatte, denn er knickt um und rutscht aus. Ich schnappe nach Luft, aber ich kann nichts tun. Sein Fuß gleitet nach vorn, sein Körper kippt hintenüber und ehe einer von uns sich rühren kann, klatscht er mit dem Hintern zuerst in eine riesige Pfütze ungewissen Inhalts.
    Platsch.
    »Und was haben wir gesagt?«, höhnt Olivia. Ich packe sie am Arm, damit sie die Klappe hält,
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