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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman
Autoren: ANNE HERRIES
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doch mit verhaltener Glut, sodass sie leise erschauerte. „Ich bin so froh, dass deine Mama uns erlaubt, früher zu heiraten.“ Seine Stimme war rau vor Verlangen. „Ich liebe dich so sehr, mein Herzblatt, ich kann kaum noch erwarten, bis du mir gehörst.“
    „Ich gehöre dir“, fl üsterte Lucy. Als sie liebevoll eine Hand auf seinen Arm legte, spürte sie unter dem Ärmel eine Unebenheit. Es musste ein Verband sein. „Oh, das ist die Messerwunde! Schmerzt dich der Arm, Jack?“, fragte sie besorgt.
    „Es ist kaum mehr als ein Kratzer. Mach dir keine Sorgen, Liebste. Mich hat es schon schlimmer erwischt.“
    „Ja, das denke ich mir. Von Marianne hörte ich, dass Drew während der Kämpfe in Spanien Schreckliches erlebte, das er nur schwer vergessen kann. Dir muss es ähnlich ergangen sein, nicht wahr?“
    „Ja, wahrscheinlich“, sagte Jack. Er hatte Unbeschreibliches gesehen, Dinge, die er gewiss nicht diesem sanften, zartbesaiteten Mädchen erzählen würde. „Weißt du, Lucy, Krieg ist immer entsetzlich, und die Erinnerung daran verfolgt einen – doch er ist vorbei, und meine Gedanken weilen zurzeit bei anderen Dingen. Ich möchte lieber an unsere Hochzeit denken und daran, wie unser Leben danach sein wird.“
    „Ach, ja, viel lieber“, seufzte Lucy und streichelte zärtlich seine Wange. „Vergiss nur nicht, ich liebe dich so sehr, dass ich alles mit dir gemeinsam tragen möchte, auch solch schreckliche Erlebnisse.“
    „Ja, ich weiß“, sagte er und küsste sie noch einmal liebevoll. „Geh nun schlafen, Liebste. Morgen fahre ich dich aus, wenn du möchtest.“
    „Aber sicher. Weißt du, so gern ich selbst kutschiere, macht es mir doch noch mehr Spaß, von dir gefahren zu werden. Und wenn ich sehr brav bin, wirst du mich ein Weilchen dein Gespann kutschieren lassen?“
    „Mag sein, wenn du sehr, sehr brav bist“, sagte Jack neckend. „Geh jetzt besser, sonst packe ich dich und schleppe dich in meine Höhle!“
    Hell au fl achend wünschte Lucy ihm eine gute Nacht und lief hinauf in ihr Zimmer. Heute Abend sank sie wie benommen vor Glück in ihr Bett. All ihr Kummer hatte sich in Nichts aufgelöst. Amelia hatte ihre beiden Söhne bei sich und durfte einem glücklicheren Leben entgegensehen. Was konnte man mehr verlangen?

11. KAPITEL

    Jack hielt Wort. Unmittelbar nach dem Frühstück ließ er sein Karriol vorfahren und kutschierte Lucy durch den Park. Sie besuchten das Cottage des Verwalters, wo sie sich eine Weile mit den jungen Hündchen beschäftigten, um sie an sich zu gewöhnen. Am liebsten hätte Lucy sie gleich mitgenommen, doch das hatte keinen Sinn; sie würden nur Pfützen auf die Teppiche machen.
    Auf dem Rückweg übergab Jack die Zügel des Gespanns an Lucy, und als er sah, wie geschickt sie sich anstellte, beschloss er, dass eines seiner Hochzeitsgeschenke ein eigenes Karriol mit zwei hochgezüchteten Vollblütern sein würde, natürlich neben vielen anderen Dingen. Ein großzügiges Nadelgeld für sie hatte er schon mit seinem Verwalter vereinbart. Außerdem wollte er sie für einige Wochen nach Paris entführen, wo sie in den eleganten Geschäften nach Lust und Laune würde einkaufen können.
    Jack war nämlich fest entschlossen, sein junges süßes Weib gründlich zu verwöhnen. Lange Jahre hatte er sich aus Zeitmangel kaum ein Vergnügen gegönnt, und während dieser Zeit war sein Vermögen beträchtlich gewachsen, sowohl aufgrund der klugen Wirtschaft seiner Verwalter, als auch aufgrund hervorragender Investitionen durch seine Rechtsberater und Bankiers. Nun würde es ihm ungeheuren Genuss bereiten, sein Geld für Lucy und später für die gemeinsamen Kinder auszugeben. Wahrhaftig, er glaubte, noch nie glücklicher gewesen zu sein.
    Am Nachmittag war das Wetter so schön, dass die Gesellschaft sich draußen im Garten zum Tee einfand. Anschließend schlugen die Herren zum Zeitvertreib ein Ballspiel vor, und Lucy und Amelia stürzten sich mit Feuereifer darauf. Unter viel Gelächter fl og der Ball hin und her, bis Hal, vom Sportsgeist beseelt, seinen Ball weit ins Gelände schleuderte. Lucy, die ihn hätte fangen sollen, drang suchend tiefer und tiefer in das ringsum wachsende Gebüsch vor, vorbei an lieblich duftenden Rosensträuchern und an Kletterrosenbüschen, die Bögen und Pergolen überrankten. Der Ball musste doch in diese Richtung ge fl ogen sein! Eben wollte sie aufgeben und zurückgehen, als plötzlich ein Mann vor ihr stand.
    „Oh …“ Erschreckt fuhr sie
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