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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman
Autoren: ANNE HERRIES
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meinetwillen etwas widerfährt.“
    „Unsinn“, rief Mrs. Horne, die bisher wortlos zugesehen hatte, „kein Ehemann dürfte seine Frau derart schlecht behandeln, meine Liebe. Jack setzt sich zu Recht für dich ein! Und was den Skandal angeht, meine ich, wenn die erste Empörung abge fl aut ist, werden mehr Frauen mit dir sympathisieren, als du glaubst. Ich wage zu behaupten, dass du nicht die Einzige bist, die von ihrem Gatten ungerecht behandelt wird. Natürlich ist eine Scheidung grässlich, nur manchmal eben unvermeidlich. Unter Umständen wird man dich in den höheren Kreisen meiden, doch deine Freunde werden immer zu dir stehen.“
    „Wie lieb ihr alle seid“, schluchzte Amelia. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
    „Komm, meine Liebe, wir gehen ins Haus“, sagte Lucy fürsorglich. „Du musst dich ein wenig hinlegen, nur mach dir weiter keine Sorgen. Wir alle werden dich beschützen, ganz bestimmt.“
    Als die Damen sich entfernt hatten, nickte Jack seinem Freund, der ihn fragend anblickte, düster zu. „Drew, ich weiß, was du denkst, und du hast recht. Staunton ist gefährlich! Nur wollte ich vor den Damen nichts dazu sagen. Aber ich werde meine Leute zur Wachsamkeit anhalten, wir wollen schließlich nicht, dass er noch einmal unangemeldet hier erscheint.“
    „Du wirst seinetwegen etwas unternehmen müssen, Jack“, drängte Hal. „Auch wenn der Mann zu feige ist, um selbst zu morden, kann er immer noch jemanden beauftragen. Solange er frei herumläuft, seid ihr nicht sicher.“
    „Was er, wie wir nun wissen, schon einmal tat“, sagte Drew. „Soll ich nicht doch einen Haftbefehl ausstellen lassen?“
    „Eigentlich möchte ich den Skandal vermeiden. Lass uns noch abwarten“, bat Jack. „Zwar hat Collingwood schriftlich gestanden, aber was ist, wenn er widerruft? Ich hoffe immer noch, dass Staunton sich auf eine Einigung einlässt. Wenn er Amelia freigibt und auf den Jungen verzichtet, kann er schließlich unbelastet sein Leben weiterleben.“
    „Nur ob er das will? Meinst du nicht eher, er wäre auf Ärger aus?“
    „Wir werden sehen. Auf jeden Fall ist es unmöglich, mein Land abzuriegeln, schon wegen der öffentlichen Wege, die es drüben, jenseits des Sees, durchkreuzen. Aber ich werde meinen Leuten sagen, sie sollen die Augen offenhalten – und schießen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt.“
    Die Gesellschaft, die an diesem Abend beim Dinner saß, wirkte recht bedrückt. Amelia hatte wieder Mut gefasst und war ebenfalls hinuntergekommen, nachdem Jack ihr gut zugeredet hatte. Natürlich stand fest, dass sie keinen eigenen Hausstand einrichten konnte, solange diese unappetitliche Geschichte nicht beigelegt war. Er hoffte jedoch immer noch, Staunton werde zur Vernunft kommen und sich auf einen ehrenvollen Kompromiss einlassen, sodass sie das Gesetz nicht bemühen müssten.
    „Jack, ich bin dir für deine Hilfe sehr dankbar“, erklärte Amelia, „doch wenn er mich nicht gehen lässt? Sollte er dich wegen Beihilfe anklagen, könnte es dich teuer zu stehen kommen.“
    „Wenn ich zahlen muss, damit er dich freigibt, nun, dann zahle ich eben.“ Jack lächelte ihr beruhigend zu. „Allerdings würden wir eine Gegenklage anstrengen, wegen Grausamkeit. Ein Scheidungsverfahren ist problematisch, Amelia, und die meisten Damen haben bisher versucht, andere Lösungen zu fi nden, doch Mrs. Horne hat recht: Immer mehr Leute glauben, dass kein Mann seiner Ehefrau Dinge antun darf, wie sie dir widerfahren sind. Meiner Meinung nach würden wir gewinnen – nicht nur den Prozess, sondern auch das Wohlwollen der Öffentlichkeit.“
    „Vielleicht …“ Amelia wandte sich verlegen ab und rang die Hände. „Jack … ich habe es dir bisher nicht gesagt … aber Staunton denkt … er vermutet, David wäre nicht sein Sohn.“
    „Ah, ich verstehe. Das würde ihm natürlich im Falle eines Prozesses einen riesigen Vorteil einräumen. Ich frage nur ungern, Schwester – hat er Grund zu der Annahme?“
    Amelia sah ihm fest in die Augen. „David ist sein Sohn. Du glaubst nicht, wie sehr ich wünschte, es wäre anders! Aber leider … David Middleton hat mich geliebt, aber er war nie mein Liebhaber. Als ich ihn traf, hatte ich meine Lektion schon gelernt.“
    „Dann wird das Recht auf unserer Seite sein. Vertrau mir, Amelia, ich lasse dich nicht im Stich.“
    Jack hätte gern die Zuversicht gefühlt, die er Amelia gegenüber zeigte, nur war ihm bewusst, dass diese leidige Sache auch anders
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