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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman
Autoren: ANNE HERRIES
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ausgehen konnte. Sie konnte nicht beweisen, dass ihr Ehemann Davids Vater war, und viele mochten in Staunton vielleicht gern den bedauernswerten Gatten sehen, dem bitteres Unrecht widerfahren war. Möglicherweise würde ein Gericht Amelia die Scheidung zugestehen, denn Jack konnte die Misshandlungen, deren Folgen er an Amelias Körper gesehen hatte, bezeugen, und auch ihre Zofe war zur Aussage bereit. Trotzdem war es nicht unwahr scheinlich, dass das Kind Staunton zugesprochen wurde – außer seine Verstrickung in den Mordfall würde den Richter zu Amelias Gunsten beein fl ussen.
    „Ich wünschte, man könnte die Trennung von Staunton auf andere Art durchsetzen“, vertraute Jack seinen Freunden bei einem Glas Portwein an, als die Damen sich nach dem Dinner in den Salon zurückgezogen hatten. „Er ist der Anstiftung zum Mord schuldig, dessen ist George Garrick gewiss, der uns ja auch Collingwoods Geständnis beschafft hat. Aber ob das ausreicht?“
    „Einen Weg gäbe es“, sagte Drew. Fragend sahen die anderen beiden ihn an. „Allerdings nicht ganz ohne Nachteile, Jack. Du müsstest vielleicht für eine Weile im Ausland leben …“
    „Du meinst, ein Duell … ihn fordern …?“ Jack nickte. „Daran habe ich auch schon gedacht – als allerletzten Ausweg …“ Er zuckte die Achseln.
    „Du weißt, du kannst dich auf uns verlassen“, versicherte Hal. „Ich würde dir sekundieren, und Drew würde überwachen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“
    „Ja, wenn alle Stricke reißen“, betonte Jack. „In der Schlacht habe ich natürlich getötet, und in Notwehr, aber noch nie in einem Duell. Mit wäre lieber, die Justiz würde sich mit ihm befassen.“
    „Möglicherweise bleibt dir keine Wahl“, meinte Drew. „Sollte es zu einem Duell kommen, würde ich dafür sorgen, dass es schnell in Vergessenheit gerät. Du hast ein fl ussreiche Freunde, vor allem den Regenten. Mit Gefängnis müsstest du wohl kaum rechnen. Nur, wie gesagt, einige Zeit im Ausland …“
    Jack nickte düster. Ein tödliches Duell war überhaupt nicht in seinem Sinne, denn er wusste, wie sehr Lucy sich auf ein eigenes Heim freute, darauf, ihre Familie, ihre Freunde hier oft empfangen zu können. Selbstverständlich würde sie treu zu ihm stehen, gleichwohl wäre sie bekümmert und enttäuscht, längere Zeit auf dem Kontinent leben zu müssen, bis der Skandal vergessen war.
    Eine ideale Lösung war ein Duell also nicht, doch er mochte letztendlich dazu getrieben werden, wenn nicht alles nach seinen Vorstellungen verlief.
    Lucy war ein wenig überrascht gewesen, zu hören, wie ihre Mutter, die stets so streng auf Anstand achtete, sich so wohlwollend für Amelia einsetzte. Mrs. Horne erklärte ihr jedoch, Amelia sei für ihre Unbedachtheit schon genug gestraft.
    „Sie war unklug genug, sich von jenem Herrn verführen zu lassen. Jedoch war sie damals sehr jung, und die größte Schuld ist ihrer Stiefmutter anzulasten, die sie so wenig behütete. Unter anständiger Lenkung wäre es gar nicht erst so weit gekommen.“
    „Aber manchmal fällt es einem schwer, nicht die Sittsamkeit zu vergessen“, sagte Lucy ehrlich. „Amelia glaubte, sie und Mr. Garrick liebten sich, und dachte natürlich, er würde sie heiraten.“
    „Gewiss, das kann ich ihr auch nachfühlen. Dennoch war sie unklug. Man glaubt nur zu leicht, dass nichts als die Liebe zählt – klüger wäre es gewesen zu warten, bis sie den Ehering am Finger hatte.“
    „Ja, Mama, damit hast du natürlich recht“, stimmte Lucy ihr zu; trotzdem hatte sie größtes Mitgefühl für Amelia, weil sie selbst genau wusste, sie hätte längst die Ehe mit Jack vollzogen, auch ohne seinen Namen zu tragen, wenn er nicht so ehrenhaft wäre.
    Als Lucy einige Zeit später aus ihrem Fenster schaute, sah sie Amelia, die, ein Körbchen am Arm, dem Rosengarten zustrebte, anscheinend, um frische Blumen zu schneiden. Rasch lief Lucy nach unten und folgte ihr, um der Freundin, die immer noch ein wenig bedrückt war, Gesellschaft zu leisten und sie ein wenig aufzuheitern. Doch kaum erreichte sie die ersten Sträucher, als sie einen Schrei hörte. Ohne zu zögern, rannte sie dem Klang entgegen und sah Amelia im Kampf mit ihrem Ehemann verstrickt, der ihre Kehle umklammert hielt und sie würgte.
    Entsetzt schaute Lucy um sich. Sollte sie schreien, Hilfe holen? Nein, das würde zu viel Zeit kosten! Ihr Blick fi el auf einen Spaten, den wohl ein Gärtnerbursche im Beet abgelegt hatte. Ohne nachzudenken,
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