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Mein Leben Ohne Gestern

Mein Leben Ohne Gestern

Titel: Mein Leben Ohne Gestern
Autoren: Lisa Genova
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gescheitert
     
    Nach den Ergebnissen von Synerons Phase-III-Studie hat sich bei Patienten mit einer milden bis gemäßigten Alzheimer-Erkrankung, die in der auf fünfzehn Monate angelegten Studie Amylex nahmen, keine deutliche Stabilisierung der Demenzsymptome im Vergleich zum Placebo gezeigt.
     
    Amylex ist ein selektiver Beta-Amyloid-senkender Wirkstoff. Ziel dieses experimentellen Medikaments ist es, durch die Bindung von löslichem Abeta-42 das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten. Dadurch unterscheidet es sich von den Medikamenten, die Alzheimer-Patienten gegenwärtig zur Verfügung stehen und die den letztendlichen Verlauf der Krankheit bestenfalls hinauszögern können.
     
    Das Medikament, das gut vertragen wurde, hatte die Phasen I und II erfolgreich bestanden und große Hoffnungen im klinischen Sektor
sowie hohe Erwartungen an der Wall Street geweckt. Doch nach etwas über einem Jahr Behandlung mit dem Medikament zeigte sich selbst bei denjenigen
Patienten, die die Höchstdosis von Amylex erhielten, keine Verbesserung oder Stabilisierung der kognitiven Funktionsfähigkeit nach der
Alzheimer-Bewertungsskala und den ADL-Punkten zu den Alltagsaktivitäten, und ihr Zustand verschlechterte sich in einem beträchtlichen und zu erwartenden Tempo.

EPILOG
    Alice saß auf einer Bank neben der Frau, die bei ihr saß, und sah den Kindern zu, die an ihnen vorübergingen. Es waren nicht wirklich Kinder. Sie waren nicht so kleine Kinder, die zu Hause bei ihren Müttern lebten. Was waren sie? Mittlere Kinder.
    Sie musterte die Gesichter der mittleren Kinder, während sie an ihr vorübergingen. Ernst, eilig. In Gedanken versunken. Auf dem Weg irgendwohin. In ihrer Nähe gab es noch andere Bänke, aber keines der mittleren Kinder blieb stehen, um sich zu setzen. Sie gingen alle weiter, eilig unterwegs zu dem Ort, an dem sie sein mussten.
    Sie musste nirgendwohin. Sie schätzte sich glücklich deswegen. Sie und die Frau, mit der sie dasaß, hörten zu, wie das Mädchen mit den sehr langen Haaren seine Musik spielte und dazu sang. Das Mädchen hatte eine entzückende Stimme und große, fröhliche Zähne und viel Rock mit Blumen überall darauf. Alice bewunderte den Rock.
    Alice summte zu der Musik mit. Es gefiel ihr, wie sich ihr Summen mit der Stimme des singenden Mädchens vermischte.
    »Okay, Alice, Lydia wird jeden Augenblick nach Hause kommen. Wollen Sie Sarah bezahlen, bevor wir gehen?«, fragte die Frau.
    Die Frau stand da, lächelte und hielt ihr Geld hin. Alice fühlte sich aufgefordert, sich ihr anzuschließen. Sie stand auf,und die Frau reichte ihr das Geld. Alice ließ es in den schwarzen Hut zu Füßen des singenden Mädchens auf dem Straßenpflaster fallen. Das singende Mädchen spielte weiter seine Musik, aber sie hörte für einen Augenblick mit dem Singen auf, um mit ihnen zu reden.
    »Danke, Alice, danke, Carole, bis bald!«
    Während Alice mit der Frau zwischen den mittleren Kindern hindurchging, wurde die Musik hinter ihnen allmählich leiser. Alice wollte eigentlich noch gar nicht gehen, aber die Frau ging, und Alice wusste, dass sie bei ihr bleiben sollte. Die Frau war fröhlich und freundlich und wusste immer, was zu tun war. Dafür war Alice dankbar, denn sie selbst wusste es oft nicht.
    Nachdem sie eine Weile gegangen waren, entdeckte Alice den roten Clownswagen und den großen Nagellackwagen, die in der Auffahrt parkten.
    »Sie sind beide da«, sagte die Frau, die dieselben Wagen sah.
    Alice war aufgeregt und eilte ins Haus. Die Mutter stand in der Diele.
    »Meine Besprechung war schneller beendet, als ich dachte, deswegen bin ich schon wieder zurück. Danke, dass Sie uns ausgeholfen haben«, sagte die Mutter.
    »Kein Problem. Ich habe ihr Bett abgezogen, aber ich bin nicht dazu gekommen, es neu zu beziehen. Es ist alles noch im Trockner«, sagte die Frau.
    »Okay, danke, ich hole es gleich.«
    »Sie hatte wieder einen guten Tag.«
    »Kein Umherlaufen?«
    »Nein. Sie ist jetzt mein treuer Schatten. Meine Komplizin. Stimmt’s, Alice?«
    Die Frau lächelte und nickte begeistert. Alice lächelte und nickte ebenfalls. Sie hatte keine Ahnung, wozu sie ihre Zustimmung gab, aber es war bestimmt okay für sie, wenn die Frau dachte, sie tue es.
    Die Frau begann, Bücher und Taschen neben der Haustür einzusammeln.
    »Kommt John morgen her?«, fragte die Frau.
    Ein Baby, das sie nicht sehen konnten, begann zu weinen, und die Mutter verschwand in ein anderes Zimmer.
    »Nein, aber wir haben die Zeit
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