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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich
Autoren: Loewe
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anprobierst?«
    Ich lache, aber in Wirklichkeit kriege ich bei der Vorstellung eine Gänsehaut, denn das Schlimme ist: Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, der Typ glotzt mich lüstern an. Außerdem lässt er keine Gelegenheit aus, mich an den Schultern oder am Rücken zu betatschen, auch wenn absolut kein Grund dazu besteht.
    »Bis jetzt noch nicht«, antworte ich, »aber du bringst mich da auf eine Idee. Ich könnte es ja einfach behaupten, vielleicht kündigt mein Vater ihm dann endlich. Ich habe schon alles Mögliche ausprobiert, damit der Wicht sich vom Acker macht, aber er ist echt zäh.«
    »Hmm, ein eigener Bodyguard … Ist ja abgefahren! Aber auch irgendwie cool.«
    »Cool? Ich schwöre dir, den hat mein Vater bloß engagiert, damit ich mich nicht mit Jungs treffen kann. Er ist in dieser Hinsicht noch biederer als die Behrens, und wenn es nach ihm ginge, würde ich wahrscheinlich als Jungfrau in die Ehe gehen.«
    »Tja, darum hätte er sich wohl früher kümmern müssen«, meint Janine trocken.
    Ich sehe förmlich vor mir, wie sie den Kopf mit dem langen blonden Pferdeschwanz schüttelt. Sie hätte es mit Sicherheit innerhalb des ersten Tages geschafft, ihren Bodyguard in die Flucht zu schlagen. Wenn ihr etwas nicht in den Kram passt, geht sie über Leichen und lässt nicht locker, bis das Problem beseitigt ist. Manchmal wünschte ich, ich wäre ein bisschen mehr so wie sie. Impulsiver und skrupelloser und nicht immer so überlegt und vernünftig.
    Und plötzlich sagt Janine etwas, das mir einen Stich versetzt, obwohl mich derselbe Gedanke schon verfolgt, seitdem ich vor eineinhalb Wochen in das Hotel meines Vaters nach Hamburg gezogen bin. »Süße«, sagt sie mitleidsvoll, »du hast echt die Arschkarte gezogen. Sieht ganz so aus, als wäre dein Leben in Freiheit vorbei. Und wenn du das ändern willst, brauchst du dringend einen Schlachtplan.«
    »Und der wäre?«, hake ich nach.
    »Ganz einfach. Morgen wirst du deinem behaarten Aufpasser klarmachen, dass in deinem engelhaften Äußeren der Teufel höchstpersönlich steckt.«

Simon
    Es ist das erste Mal seit Bens Festnahme, dass ich mich mit Rick treffe. Vor zwei Wochen, als ich mit einem Scheißherzklopfen an der Tür seines Lofts klingelte, machte mir einer der anderen Jungs auf und meinte, Rick wolle mich nicht sehen, würde sich aber bei Gelegenheit bei mir melden. Die Warterei hat mich schier wahnsinnig gemacht. Klar, ich verstehe, dass er sauer auf mich ist, aber mir wäre es lieber gewesen, er wäre ausgerastet und hätte mich angeschrien, so wie er es sonst immer tut, wenn er mit der Arbeit seiner Leute nicht zufrieden ist. Dann hätte ich mich entschuldigen und ihn bitten können, mir noch eine zweite Chance zu geben. Sein Schweigen und diese Warterei auf eine Audienz bei ihm war eindeutig die schlimmere Strafe.
    Gestern klingelte endlich mein Handy. Ich war gerade auf dem Weg zu meiner Schicht im Cage . Auf dem Display erschien Unbekannt. Beinahe wäre mir das Telefon aus der Hand gefallen, bevor ich rangehen konnte.
    »Hallo?« Mein Puls raste, so nervös war ich.
    »Hör zu, Simon.« Ricks Stimme klang nicht wütend, eher sachlich. »Ich würde dich gerne sehen. Morgen Abend gegen acht Uhr im Monck .«
    Das Monck ist eine ziemlich abgefuckte Kneipe in der Sternschanze. Hierher kommen vor allem Leute, mit denen die Clique Geschäfte macht.
    »Morgen … Also da muss ich eigentlich –« Ich biss mir auf die Zunge. Keine Ahnung, wer mir in diesem Augenblick ins Hirn geschissen hatte. Rick wollte mich treffen, es war vollkommen egal, dass ich auch morgen Abend im Cage eingeteilt war. Ich nahm mir vor blauzumachen, auch wenn ich die Kohle dringend brauche. Ich bin nämlich schon wieder zwei Monate mit meiner Miete in Verzug.
    »Geht klar. Morgen um acht.«
    »Okay, bis dann.«
    Jetzt sitze ich an einem der alten, wurmstichigen Holztische. Außer mir hängen nur noch zwei Typen an der Theke herum, die ich nicht kenne und die mehr oder weniger schweigend ihr Bier trinken und sich nur ab und zu unverständliche Wortfetzen zuwerfen. Die Bedienung mit den abgekauten Fingernägeln und den schlecht blondierten Haaren bringt mit gelangweilt mein Beck’s. Sie würde vielleicht sogar hübsch aussehen, wenn sie nicht immer so eine Fresse ziehen und mal lächeln würde. Ben hatte letztes Jahr mal etwas mit ihr. Ich versuche, mich an ihren Namen zu erinnern, aber er fällt mir nicht ein.
    Die Uhr auf meinem Handydisplay zeigt Punkt acht an. Verdammt.
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