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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich
Autoren: Loewe
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ausrastet und einen seiner krassen Wutanfälle kriegt.
    Ich lasse mich zurück auf meinen Stuhl fallen. Erst während ich mein Bier austrinke und unser kurzes Gespräch im Geiste noch einmal durchgehe, wird mir langsam klar, dass Rick mir bereits eine zweite Chance gegeben hat. Indem er mich nicht fertiggemacht hat, obwohl ich bei meinem ersten Auftrag so kläglich versagt habe und sein bester Mann meinetwegen im Knast sitzt. Aber ob und wann ich mich ein weiteres Mal beweisen darf, steht noch in den Sternen.
    »Noch ’n Bier?« Die Bedienung taucht neben mir auf und guckt mich fragend an. Ich schüttle benommen den Kopf. »Nein, vielen Dank, Kathrin.« Ganz plötzlich ist mir ihr Name wieder eingefallen. Kathrin wird ein bisschen rot und wirft mir ein scheues Lächeln zu. Sofort sieht sie hübscher aus.

Mia
    »Hört sich doch gar nicht schlecht an«, kichert Janine, als ich ihr berichtet habe, wie der gestrige Abend verlaufen ist. »Ich wusste doch, du hast in den letzten sechs Jahren etwas von mir gelernt! Weiter so, Süße, dann hast du ihn bald da, wo du ihn haben willst – im Nirwana!«
    Es klopft an meiner Apartmenttür, gleich im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen. Vor Schreck springe ich vom Bett hoch und lasse beinahe mein Handy fallen. Ich funkle meinen Vater wütend an. Wie ich es hasse, wenn er einfach so reinplatzt!
    »Was ist denn bei dir los?«, fragt Janine verdutzt.
    »Äh, ich muss leider Schluss machen, Schatzi«, flöte ich. »Aber lass uns doch später weitertelefonieren. Ich würde zu gerne hören, was du mir noch alles zu sagen hast. Oder noch besser: Wir skypen, dann zeige ich dir, was ich letztens Hübsches in der Dessous-Boutique erstanden habe.« Ich habe meiner Stimme spontan eine sexy Färbung verliehen.
    Janine versteht sofort und kichert. »Alles klar. Na, dann bin ich ja mal gespannt, welches Höschen du trägst. Bis später, mein Plüschhäschen.« Sie legt auf.
    »Hallo, Papa, wie geht’s?«
    »Was soll das, Mia?« Mein Vater ist aufgebracht, das merke ich daran, wie er mit beiden Händen die zusammengerollte Zeitung umkrallt, die er dabeihat. Aber er versucht, sich zu beherrschen, das hat er sich im Laufe seiner Karriere anscheinend antrainiert. Nie die Fassung verlieren, immer das Gesicht wahren. Ich glaube, ich habe meinen Vater noch nie so richtig neben der Spur erlebt. Nein, das stimmt nicht. Ein einziges Mal. Als meine Mutter gestorben ist. Wie er damals so grauenhaft aufgeschrien hat, ein einziges Mal bloß, das hat mich richtig erschreckt.
    »Was denn? Das war nur ein Freund aus der Schweiz. Darf ich jetzt noch nicht einmal mehr telefonieren?«, frage ich patzig.
    »Das meine ich nicht. Ich spreche von Herrn Berg.«
    Ich mache ein erstauntes Gesicht. »Herr Berg? Wer soll das denn sein?«
    »Dein Securityguard. Sebastian Berg.«
    »Ach, der. Ups, ich dachte, er heißt Zwerg. Wie peinlich!«
    »Herr Berg hat gekündigt. Er sagt, er weigert sich, weiter für dich zu arbeiten, weil du ihn ständig boykottierst und in unangenehme Situationen bringst. Ich konnte ihn noch nicht einmal mit einer Gehaltserhöhung umstimmen.«
    Ich setze ein bestürztes Gesicht auf, aber innerlich hüpfe ich vor Freude. Anscheinend hat ihm der gestrige Nachmittag tatsächlich den Rest gegeben, als ich, nachdem er mir bei Starbucks einen Frappuccino besorgt hat, betrunken gespielt, ihm einen nassen Schmatzer auf die Backe gegeben und ihn lauthals gebeten habe, er solle mir noch etwas mehr von dem leckeren Zeug aus seinem Flachmann in den Drink tun, das würde mich unheimlich glücklich machen. Es war Janines Idee, die meinte, ich müsse zu härteren Mitteln greifen, um ihn loszuwerden. Und wie immer hat sie voll ins Schwarze getroffen – wobei es mich schon ein bisschen wundert, dass sich dieses haarige Mainzelmännchen dermaßen aufgeregt hat, dass es gleich gekündigt hat. Ich dachte eigentlich, ich bräuchte noch ein paar Runden, bis ich ihn so weit habe.
    »Das war doch alles nur Spaß«, sage ich gedehnt. »Außerdem: Wenn ihn diese harmlose Show schon umhaut, wie will er mich dann vor den vielen bösen Leuten beschützen, die in allen Ecken Hamburgs lauern?«
    »Mia, es geht nicht bloß um die Frage, ob Hamburg ein sicheres Pflaster ist oder nicht, sondern um die Tatsache, dass du hier plötzlich im Licht der Öffentlichkeit stehst. Ich will dich nicht einsperren, du sollst deinen Spaß haben und Leute kennenlernen. Aber ebenso wenig will ich, dass dir da draußen etwas passiert.
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