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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich
Autoren: Loewe
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hochhackigen Schuhen. Ihre Haare sind am Hinterkopf zu einem knödelähnlichen Gebilde zusammengesteckt, das Lissi irgendwann mal als Dutt bezeichnet hatte. Ich meine … Dutt ! Ein beknackteres Wort gibt es wohl kaum. Wer entscheidet sich freiwillig für eine Frisur, die so heißt?
    Der Portier macht einen Satz nach hinten und tippt sich mit einer knappen Verbeugung an seine Kappe, was der andere Mann jedoch mit keinem Blick würdigt.
    »Es tut mir schrecklich leid, Herr Falkenstein«, piepst die Dame, »ich habe es auch wirklich überall versucht, aber an diesem Wochenende ist in Hamburg die Hölle los.« Sie faltet umständlich einen Zettel auseinander, setzt sich eine Brille auf, die an einer silbernen Kette um ihren Hals hängt, und fängt an vorzulesen. »Also, sämtliches Sicherheitspersonal wird entweder für die Demo gegen Atomkraft eingesetzt, die Feierlichkeiten zum Besuch des Bürgermeisters von Sydney, das Deichkind-Konzert und … äh, das hier kann ich gar nicht mehr richtig entziffern, ich glaube –«
    »Nun lassen Sie das schon, Renate!«, winkt der Typ ab, der ganz offensichtlich der Hotelbesitzer höchstpersönlich ist. »Sie sollen mir schließlich nicht das Hamburger Unterhaltungsprogramm erläutern, sondern für meine Tochter einen …«
    Während Herr Falkenstein weiter wild gestikulierend auf seine völlig überforderte Angestellte einredet, macht er zwei weitere Schritte die Treppen hinunter, ohne darauf zu achten, wohin er tritt. Ich will ihm noch ausweichen, aber es ist zu spät. Er rempelt mich volle Kanne an, sodass ich ein paar Stufen rückwärts taumle, mich aber gerade noch am Treppengeländer festhalten kann, damit ich nicht wie ein nasser Sack hinunterknalle.
    »Ach du liebe Güte, bitte entschuldigen Sie. Eigentlich begrüßen wir unsere Gäste weniger stürmisch. Ist Ihnen etwas passiert?«
    Ich reibe mir den Arm. »Nein, nein, kein Thema, ich bin in Ordnung. Eigentlich … bin ich gar kein Gast, ich wollte zum Vorstellungsgespräch für den Job als Nachtwächter für das Parkhaus. Ich fürchte, ich bin schon spät dran, könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich hinmuss?«
    »Natürlich«, mischt sich die Dame im Kostüm ein, die immer noch sehr nervös wirkt und in einer Tour kontrolliert, ob ihr Dutt auch noch dort sitzt, wo er hingehört. »Sie nehmen am besten den Fahrstuhl rechts hinten in der Lobby und fahren hoch bis in den zweiten Stock. Dann orientieren Sie sich immer an den Schildern, die Richtung kleiner Kongresssaal weisen und –«
    »Stopp, Sie gehen nirgendwohin.« Herr Falkenstein bückt sich und reicht mir das Reclamheft, das mir bei unserem Zusammenstoß aus der Anzugtasche gefallen sein muss. »Ach, sieh an, Viel Lärm um nichts .« Er mustert mich forschend aus zusammengekniffenen Augen und lässt seinen Blick aufmerksam an mir rauf- und runterschweifen, was mir ziemlich unangenehm ist. »Sie mögen Shakespeare?«, fragt er schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Krass, denke ich, was für eine Mimik der Typ hat und wie schnell er seine Gesichtsausdrücke wechseln kann. Wie ein Knetmännchen. »Na ja, also … irgendwie schon, doch«, stammle ich und merke, wie mir heiß wird. Ich hoffe, er will nicht als Nächstes wissen, warum, denn darauf wüsste ich auf Anhieb keine Antwort. Jetzt hänge ich erst seit ein paar Minuten in dieser schnieken Umgebung herum und fühle mich schon wie der letzte Depp, dabei hat das eigentliche Vorstellungsgespräch noch nicht einmal begonnen.
    »Sie schickt der Himmel! Bitte kommen Sie doch einen Moment mit.« Der Mann greift mich plötzlich am Arm und zieht mich mit sich die restlichen Stufen hoch, an einer verdutzt dreinschauenden Renate und einem gaffenden Portier vorbei und durch die gigantische Eingangshalle mit dem rutschigen Marmorboden. Ich glaube, niemand checkt so richtig, was hier gerade abgeht. Aber ich am allerwenigsten.

Mia
    Kurz überlege ich, meine Haare hochzustecken, aber dann entscheide ich mich dagegen. Sie fallen heute genau so, wie ich es mir oft wünschte, aber nie hinbekam, wenn ich mit Chris ausging. Oben sind sie eher glatt und nach unten hin kringeln sie sich wie Korkenzieher über meine Schultern. Normalerweise machen meine Haare, was sie wollen, und je mehr ich sie in die Schranken weisen will, desto wilder stehen sie dann in alle Richtungen ab.
    Janine meint ständig, ich solle mir doch mal blonde Strähnchen machen lassen, das sähe sicher toll zu meinem Bronzeteint aus und Typen stehen auf
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