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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich
Autoren: Loewe
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hör schon auf damit.« Ich schiebe sie von mir weg, hieve mich aus dem Bett und stolpere über ein paar leere Bierflaschen. »Oh Gott!« Mein Schädel dröhnt und mein Körper ist noch im Stand-by-Modus von Schlaf, Joints und Alkohol. Gestern ist es spät geworden. Wieder mal. Nachdem ich vor ein paar Tagen erfahren habe, dass ich mich im Cage nicht mehr blicken lassen brauche, war ich mehr oder weniger dauerbreit. Irgendjemand vom Personal hat mich anscheinend an dem Abend, an dem ich mich krankgemeldet hatte, gesehen und mich bei Don, dem Clubchef, verpetzt. Der Scheißkerl hat mich auf der Stelle gefeuert.
    »Hättest den Don halt nicht anlügen dürfen. Das kann der überhaupt nicht leiden.« Lissis Augen sind verquollen und ihre Wimperntusche verschmiert. Sie arbeitet als Bedienung im Cage und ist im Laufe der Zeit irgendwie zu meiner … keine Ahnung, was, geworden. Früher war sie mal mit Don zusammen und ich schätze, dieses kleine schmächtige Frettchen hat schon länger nach einem Grund gesucht, mich rauszuschmeißen.
    »Ich hab ihn nicht richtig angelogen, ich … Ach, ist doch egal.« Ich habe null Bock auf dieses dämliche Vorstellungsgespräch, aber wenn ich da jetzt nicht hingehe, habe ich es mir auf ewig mit Ben verschissen. Und außerdem muss ich dringend an Kohle kommen, sonst setzt mich mein Vermieter demnächst auch noch vor die Tür. Also stelle ich mich schnell unter die Dusche, bevor ich der Versuchung nachgeben kann, einfach weiterzupennen, rasiere mich und schnappe mir anschließend Bens Anzug und das weiße Hemd. Er wollte unbedingt, dass ich mir Klamotten aus seiner Wohnung hole. Ben hat auch nur eineinhalb Zimmer, aber seine Bude ist weitaus weniger schäbig als meine und liegt in einer besseren Gegend. Wahrscheinlich kostet sie auch doppelt so viel.
    »Wow, also, ich muss schon sagen, du siehst echt heiß aus, Baby.« Lissi ist beeindruckt. »Richtig sexy, da geht mir ja gleich einer ab. Führst du mich mal so aus? Ich meine, ich könnte mir ja von ’ner Freundin ein schickes Abendkleid leihen und dann gehen wir in ein Restaurant oder so.«
    »Pffft, vergiss es«, raunze ich sie an und betrachte mich im Spiegel. »Freiwillig ziehe ich das Ding sicher nicht noch mal an. Ich sehe ja aus wie ein schwuler Banker und sicher fünf Jahre älter.« Plötzlich checke ich, was die Redensart ›Kleider machen Leute‹ bedeutet. Denn auch wenn der Typ, der mir da entgegenblickt, immer noch eins neunzig ist, hellblaue Augen und dunkle Haare hat, ist er ein Fremder. Ich streiche mir die vorderen Strähnen mit Haarwachs aus der Stirn und klatsche mir etwas mehr Aftershave als sonst ins Gesicht. »Oh, fuck!« Ich beiße die Zähne zusammen, das Zeug brennt wie die Hölle auf meiner frisch rasierten Haut.
    »Doch schuf Natur noch nie ein weiblich Herz von spröderm Stoff als das der Beatrice. Hohn und Verachtung sprüht ihr funkelnd Auge …«
    »Was?« Ich fahre herum.
    »Oh Mann, was ist ’n das für ’n Gesülze? Das versteht ja kein Schwein! Klingt wie irgend ’ne Parole oder ein Geheimcode.«
    »Lass das, gib her!« Ich reiße Lissi das kleine gelbe Heft aus der Hand, um es schnell in meiner Sakkotasche verschwinden zu lassen. Dann mache ich mich auf den Weg zur U-Bahn. Erst will ich mich wie gewöhnlich auf die letzte Sitzbank im Waggon lümmeln, aber dafür müsste ich mich an einer Gruppe Kids vorbeischlängeln, die mir im Weg stehen, und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gerne die Schnöseln gegenüber dumme Sprüche ablassen. Darauf kann ich verzichten, ich fühle mich auch so schon bescheuert genug. Vorsichtig blicke ich mich um. Zum Glück kenne ich hier niemanden. Wäre mir saupeinlich, wenn mich jemand in diesem Aufzug sähe.
    Jetzt stehe ich doch glatt zwischen drei anderen Anzugtypen mit Aktenkoffern. Als würden allein deine Klamotten bestimmen, wo dein Platz ist. Echt krass. Ich komme mir vor wie in einer dieser bekloppten Highschool-Komödien. Nur dass es da normalerweise unscheinbare Mädchen mit hässlichen Brillen sind, die sich über Nacht in schöne Schwäne verwandeln. Erneut frage ich mich, was ich hier eigentlich mache. Ich habe doch nicht mal den Hauch einer Chance auf den Job. Aber Ben sieht das offensichtlich anders. Oder er versucht einfach nur alles, um mich von Rick und der Gang fernzuhalten.
    Vorgestern habe ich ihn im Knast besucht. Ich hatte gehofft, er würde mir vielleicht irgendetwas über seine Unterhaltung mit Rick verraten, aber natürlich hat er das
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