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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich
Autoren: Loewe
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Thema sofort vom Tisch gefegt. Dafür hat er mir eine Stellenanzeige aus der Zeitung in die Hand gedrückt und mich genötigt, in seinem Beisein die Nummer anzurufen, die dort abgedruckt war. Ich glaube, ich hab es nur deshalb getan, weil ich meinem Bruder gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen habe. Auch wenn ich ihn nicht gebeten habe, für mich in den Knast zu wandern.
    Eigentlich hätte ich vorab einen Lebenslauf mit Foto und Anschreiben an das Hotel schicken müssen, das die Stelle ausgeschrieben hat. Warum ich mich für den Posten geeignet sehe und so. Aber weil die Vorstellungsgespräche schon zwei Tage später stattfinden sollten, hieß es, ich könne so vorbeikommen und meine Unterlagen einfach mitbringen, mein Name wäre notiert. Tja, natürlich habe ich nichts dabei, bis auf mein Abschlusszeugnis. Erstens, weil ich vergessen habe, mich um den restlichen Kram zu kümmern, und zweitens, weil ich nicht annehme, dass das, was ich aufzulisten habe, irgendjemanden überzeugen dürfte. Sie suchen einen Nachtwächter für ihr Parkhaus. Ausgerechnet. Wenn die wüssten, dass mein letzter Job war, einen Lexus zu knacken … Bei dem Gedanken muss ich grinsen.
    Auch mit den übrigen Voraussetzungen, die ich mitbringe, sieht es eher mau aus. Eigentlich soll man mindestens fünfundzwanzig für die Stelle sein. Ich bin gerade mal einundzwanzig. Dann ist mittlere Reife Voraussetzung. Okay, die habe ich, und sogar einen Notendurchschnitt von 1,9. Wie ich das hingekriegt habe, obwohl ich damals meistens bekifft und noch dazu die Hälfte der Unterrichtsstunden kaum anwesend war, ist mir noch heute ein Rätsel.
    Außerdem soll man Erfahrungen im Sicherheitsdienst sowie einen 34a-Schein der IHK vorweisen können, was auch immer das ist. Mit meinen Erfahrungen als Türsteher im Cage werde ich nicht auftrumpfen können. Zu Hause trainiere ich zwar Boxen und Selbstverteidigung, aber dass ich darin ein Ass bin, könnte höchstens der Typ aus dem Asia-Imbiss bestätigen, dem ich vor einigen Wochen zusammen mit Mike und Till eine Abreibung verpasst habe, nachdem er sich geweigert hat, seine Schulden bei Rick zu begleichen.
    Eins steht fest: Das hier wird das kürzeste Vorstellungsgespräch aller Zeiten. Aber danach kann ich Ben wenigstens sagen, ich hätte es versucht. Und insgeheim hoffe ich immer noch darauf, dass sich Rick bald bei mir meldet und mir einen neuen Auftrag erteilt. Wenn schon nicht im Alleingang, dann zumindest ein Gemeinschaftsding. Darin war ich bisher immer gut und der Anteil, den ich dabei verdient habe, war auch nicht schlecht. Mal abgesehen von dem unglaublichen Nervenkitzel. Ich nehme mal stark an, dass ich als Nachtwächter im Falkenstein weniger Spaß hätte und vor Langeweile krepieren würde.
    Ich steige um in die S1. Hier fühle ich mich schon etwas sicherer, denn ich glaube nicht, dass irgendjemand, den ich kenne, in diese Richtung fährt. Ich lasse mich in einen der Sitze fallen und betrachte die Leute um mich herum. Viele haben ein Buch dabei und lesen. Schließlich ziehe ich auch das gelbe Heft aus meiner Tasche und schlage willkürlich eine Seite auf. Welch Feu’r durchströmt mein Ohr. Ist’s wirklich wahr? Hm, denke ich, Lissi hat recht. Ziemlich abgefahren, die Sprache, aber ist ja auch schon ’ne ganze Weile her, dass das Ding hier geschrieben wurde.
    »Nächster Halt: Bahnhof Hamburg-Blankenese«, tönt es aus dem Lautsprecher und ich stehe auf. Hier muss ich raus. Eine Ecke in Hamburg, in der ich noch nicht oft war. Aber klar, dass das Falkenstein-Hotel nicht in der Schanze steht. Immerhin ist es ein echter Nobelschuppen.

Mia
    »Welch Feu’r durchströmt mein Ohr! Ist’s wirklich wahr? Wollt ihr mir Spott und Hohn so scharf verweisen? Leb wohl denn, Mädchenstolz, auf immerdar, mich lüstet nimmermehr nach solchem Preisen.« Seufzend lege ich Viel Lärm um nichts zur Seite und betrachte mich aus feuchten Augen in dem großen goldumrandeten Spiegel, vor den ich lauter Teelichte gestellt habe. Ich weiß, es ist total albern und ich habe nicht einmal Janine von meiner heimlichen Leidenschaft erzählt, weil es mir irgendwie peinlich war, aber ich liebe es, mich wie die Figuren in alten Stücken zu verkleiden, meine Haare wild und offen zu tragen und Texte großer Schriftsteller zu zitieren. Vor allem, wenn es um Herzschmerz und verbotene Liebe geht. Manchmal, wenn es besonders dramatisch wird, steigere ich mich so hinein, dass mir tatsächlich die Tränen kommen.
    Viele meiner
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