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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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gemeint, aber so richtig begeistert sind Phillip und ich nicht. Wir würden den Abend lieber für uns haben und ihn allein verbringen, auf unserem Rettungsfloß vielleicht.
    Aber Lena bleibt hartnäckig.
    „Natürlich kommt ihr!“, sagt sie am Freitag.
    Wir haben unsere Zeugnisse in Empfang genommen. Ich versenke meines im Rucksack, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben. Ihre Stimme dringt wie durch Watte in meine Ohren, was daran liegt, dass ich meinen iPod eingestöpselt habe.
    Lena zieht an dem Kabel. Ein Ohrstöpsel fällt raus.
    „Soll Krischan euch abholen?“, fragt sie.
    „Mit dem Trecker etwa?“, frage ich zurück.
    „Warum nicht?“ Lena grinst. „Nee, ernsthaft. Macht er gerne.“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Nein, danke. Ist nicht nötig. Wir kommen mit den Rädern.“ Dann haben wir wenigstens noch ein bisschen Zeit für uns, denke ich und spreche es nicht aus.
    „Okay“, nickt sie und winkt mir zu. „Gegen sechs geht’s los, aber ihr könnt gerne schon früher kommen.“
    Am Fahrradunterstand trennen wir uns. Krischan holt sie mit seinem Auto ab, einem klapprigen Kleinbus, der eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat.
    Ich schließe mein Rad auf und warte auf die anderen. Billi fährt mit ihren Eltern direkt von der Schule aus in den Urlaub nach Italien und kommt erst in fünf Wochen wieder. Wir verabschieden uns voneinander und wünschen uns gegenseitig schöne Ferien.
    „Anna und Dina passen auf dich auf“, flüstert sie mir zu, als wir uns umarmen. „Halt die Ohren steif!“
    „Mach ich“, verspreche ich. „Viel Spaß in Italien!“
    Alle sind total lieb zu mir – sogar Lukas. Er steht neben Anna und meint, dass wir in den Ferien vielleicht mal was zu dritt machen können. Schwimmen gehen, Minigolf, Kino …
    „Ja, mal sehen“, antworte ich vage, meine es aber nicht besonders ernst. Mit Anna treffe ich mich ganz bestimmt mal, aber der gute Lukas darf mir gerne gestohlen bleiben. Daran hat sich nichts geändert. Und zu dritt geht schon mal gar nicht!
    Paul grinst ein bisschen schräg.
    „Wir sehen uns heute Abend“, sagt er mit einem Kopfnicken.
    Ich lese, was auf seinem T-Shirt steht: WENN DAS LEBEN DIR EINE ZITRONE GIBT , FRAG NACH SALZ UND TEQUILA !
    „Tequila?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und lache. „Wo hast du das denn her?“
    „Betriebsgeheimnis“, sagt er und schwingt sich auf sein Rad. „Ciao!“
    „Ciao!“
    Der Fahrradunterstand leert sich. Phillip und ich bleiben zurück. Wir wollen jede Minute, die uns noch bleibt, zusammen verbringen.
    Meinen Eltern habe ich gesagt, dass ich nicht weiß, wann ich nach Hause komme. Zu meiner Überraschung haben sie es, ohne zu meckern, akzeptiert. Die einzige Bedingung ist, dass ich mein Handy anlasse und jederzeit erreichbar bin.
    Ich bin total dankbar, dass sie plötzlich so pflegeleicht sind. Aber vielleicht tue ich ihnen auch nur leid. Sogar Jakob hat neulich gesagt, wie doof er es findet, dass Phillip ohne mich in die USA fliegt.
    Alle nehmen Rücksicht auf mich, fast, als hätte ich eine Krankheit. Amor Deliria Nervosa fällt mir ein, die Krankheit in Lenas Buch. Mann, bin ich froh, dass Liebe keine Krankheit ist! Auch wenn sie manchmal so wehtut, dass man es kaum aushält, würde ich mich niemals davon heilen lassen. Das Gefühl, das man hat, wenn man verliebt ist, ist nämlich viel zu schön!
    Phillip und ich lassen unsere Räder an der Schule stehen und gehen zu Fuß in Richtung Innenstadt.
    Natürlich führt unser Weg durch den Stadtpark. Und natürlich gehen wir über unsere Brücke und besuchen unser Vorhängeschloss.
    Zu unserer Überraschung ist es nicht mehr alleine. Drei andere Schlösser hängen neben ihm, ein pinkfarbenes, ein hellblaues und ein silbernes. Das hellblaue trägt wie unseres eine Gravur: Yasmin und Hannes.
    „Wie süß!“, sage ich. „Wenn das so weitergeht, hängt bestimmt bald die ganze Brücke voller Liebesschlösser!“
    Phillip drückt meine Hand. „Du kannst mir ja ein Foto mailen.“
    Wir schauen eine Weile auf das Wasser, das träge unter der Brücke hindurchplätschert, streicheln ein letztes Mal über unser Schloss und gehen schließlich eng umschlungen weiter. Am Pavillon kaufen wir Eis und setzen uns damit unter einen Baum.
    Ich lehne mich mit dem Rücken gegen den Stamm. Phillip wirft sich ins Gras, legt seinen Kopf in meinen Schoß und knabbert mit geschlossenen Augen an seinem Eishörnchen. Ich spiele mit seinen Locken und wünschte, wir könnten für immer hier
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