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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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bei diesem herrlichen Sonnenschein natürlich brechend voll ist. Zum Glück sind im Schwimmerbecken zwei Bahnen abgesperrt, für diejenigen, die nicht nur planschen, sondern richtig schwimmen wollen. Genau das habe ich vor: mal wieder richtig schwimmen!
    Langsam schlendere ich über die Rasenfläche und bedaure, dass Phillip nicht bei mir ist. Seine Bewerbung für die Highschool ist inzwischen angenommen worden. Er muss nur noch die letzten Unterlagen – Impfpass, Zeugnisse, alles Mögliche – zusammensuchen und kopieren. Er hat also eindeutig anderes im Kopf, als mit mir einen faulen Nachmittag im Freibad zu verbringen. Aber es ist nicht weiter schlimm. Wir sehen uns heute Abend. Dann holen wir alles nach.
    Gerade habe ich ein freies und einigermaßen schattiges Plätzchen in der Nähe des Beckens entdeckt und will mein Badetuch ausbreiten, als jemand meinen Namen ruft. Ich drehe mich um. Anna. Sie winkt und gibt mir ein Zeichen. Neben ihr sitzen Billi und Dina.
    Ich winke zurück. Das alte Kleeblatt. Obwohl ich eigentlich keine große Lust auf Gesellschaft habe, raffe ich meine Sachen zusammen und gehe zu ihnen.
    Wir begrüßen uns mit Küsschen. Ich schlüpfe aus meinen Klamotten, zupfe meinen Bikini zurecht und setze mich auf mein Badetuch. Eine Weile reden wir über mehr oder weniger belangloses Zeug. Über die Schule zum Beispiel, über Dinas Zeichenkurs, den sie belegt hat, und über Billis geplante Urlaubsreise nach Italien. Es ist fast wie früher. Da waren wir oft hier und haben ganze Nachmittage zusammen verbracht. Manchmal vermisse ich das.
    Ich creme mich ein und will mich vor dem Schwimmen ein bisschen sonnen, als Anna sagt: „Zwischen dir und Phillip ist ja anscheinend alles wieder in Ordnung.“
    Wahrscheinlich ist es ganz harmlos gemeint, aber ich bilde mir ein, eine gewisse Spitze in ihrer Stimme gehört zu haben. Und obwohl es mehr eine Feststellung als eine Frage war, hängt plötzlich ein großes Fragezeichen zwischen uns. Das spüre ich genau.
    „Zwischen dir und Lukas ja wohl auch“, gifte ich zurück.
    Anna zuckt zurück. „Entschuldige.“
    Sie hat es wirklich nicht böse gemeint, das kann ich an ihrem betroffenen Gesicht ablesen. „Tut mir leid“, sage ich schnell. „War nicht so gemeint. Ja, zwischen uns ist alles wieder okay.“
    „Stimmt es, dass er nach Amerika geht?“, fragt Billi. „Paul hat da neulich so was angedeutet.“
    Ich nicke. Und dann erzähle ich meinen Freundinnen, was passiert ist. Alles. Warum Phillip und ich diesen Streit hatten, der uns fast auseinandergebracht hat; vom Traum seines Vaters; vom Auslandshalbjahr in Berkeley; wie wir uns wieder versöhnt haben … Plötzlich ist es ganz leicht, darüber zu sprechen. Anna, Billi und Dina waren immer meine besten Freundinnen. Wir haben uns immer vertraut und hatten nie Geheimnisse voreinander. Wie kommt es, dass wir das zwischendurch vergessen haben? Oder bin ich die Einzige, die es vergessen hat?
    Auch von dem Liebesschloss erzähle ich ihnen. Sie finden es total romantisch. Ich hatte nichts anderes erwartet.
    „Trotzdem … “, wendet Anna nachdenklich ein. „Ich finde sein Verhalten irgendwie ganz schön egoistisch. Ich glaube, wenn Lukas mich ein halbes Jahr alleinlassen würde, nur um seinen persönlichen Masterplan zu verwirklichen, würde ich sofort Schluss machen.“
    „Dann wärst du selbst aber auch ziemlich egoistisch“, meint Billi. „Phillip ist ehrgeizig. Er denkt an seine Zukunft. Und wenn dazu gehört, dass er ein halbes Jahr in die USA geht, ist das doch wohl in Ordnung!“
    „Allerdings“, sagt Dina. „Dass er ein Abenteurertyp ist, wussten wir alle, oder? Wahrscheinlich ist Neustadt ihm einfach zu eng. Er will was von der Welt sehen. Ich find’s klasse, wie Conni damit umgeht.“
    „Leicht war’s nicht“, gebe ich mit einem Seufzen zu. „Aber inzwischen kann ich es akzeptieren. Wenn es umgekehrt wäre, würde Phillip mir auch keine Steine in den Weg legen.“
    Ich blinzele in die Sonne. Natürlich habe ich Angst. Und ich bin unsicher, klar. Woher soll ich die Gewissheit nehmen, dass unsere Beziehung die Trennung aushält? Es gibt keine Garantie. Vielleicht wäre es wirklich einfacher, vorher Schluss zu machen. Ein schneller Schnitt, ein kurzer Schmerz, zack!, und fertig. Aber ich liebe Phillip. Ich brauche ihn. Und ich glaube an uns. Allein das ist es mir wert, Vertrauen zu haben und auf ihn zu warten.
    Ich schnappe mir meine Schwimmbrille und springe auf.
    „Ich geh ’ne Runde
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