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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind
Autoren: Hanne Seemann
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sie zwar immer noch, aber sie stört mich nicht(!) Seit ein paar Jahren hat sie aber zunehmende, inzwischen chronische Rückenschmerzen – die stören sie. Und genau so ist das gedacht! Dabei hat ihr Körper ganz sicher nichts gegen kleine Kinder! Das wäre ein gravierendes Missverständnis. Wenn man diese Frau fragt, was es braucht, damit ihr Körper keine Rückenschmerzen hätte, sagt sie: »Ja also, wenn ich genug Ruhe bekomme und mir auch die Zeit nehme, Handball zu spielen, dann geht es mir gut.« Dann kann sie so viele kleine Kinder herumtragen, wie sie will. Nach der Zeit gefragt, als ihre Colitis anfing, erinnert sie sich, dass sie da in einer sehr stressigen, belastenden Lebenssituation war, in der sie sich gar keine Zeit für sich selbst nehmen konnte. Auch hier wieder: Zu viel von dem einen – zu wenig von etwas anderem! Gesundes Funktionieren hat ganz offenbar etwas mit Ausgleich und Balance zu tun.
    Weil der Organismus intelligent ist, merkt er, was zu einer guten Balance fehlt. Man muss ihn nur freundlich danach fragen. Deshalb also die erste und wichtigste Frage, die man seinem Körper stellen sollte: Was fehlt dir? – in dem Leben, das ich mit dir führe, oder das ich dir zumute, oder das ich dir aufzwinge. Es ist die gleiche Frage wie oben: Was brauchst du? – damit es dir, und damit auch mir, wieder gut geht.
    Denn eines sollte klar sein: Der Körper weiß, wie es geht, wenn es gut geht – denn er hatte sicher früher schon einmal eine gute Zeit mit Ihnen. Es lohnt sich, daran zu denken, wie es war, als es gut war. Was war anders als jetzt?
    Selbstverständlich ändern sich im Laufe des Lebens und der eigenen Entwicklung auch die eigenen Bedürfnisse – die des Körpers und der Seele. Aber jedes Individuum hat ein Naturell, einen Wesenskern, der zu ihm gehört und gegen den man nicht ungestraft anleben sollte – auch wenn Eltern, Schule, Gesellschaft und all die Normen das verlangen. Weil der Organismus dieses Naturell, das er selbst ist , kennt – man könnte auch sagen, dass er es verkörpert –, versucht er mit allen Mitteln, seinen guten Zustand zu erhalten, und ruft um Hilfe, wenn er Abweichungen nicht selbst ausgleichen kann.
    Geheimnisvoll bleibt zunächst die Frage, wie er denn weiß, ob sein Mensch das richtige Leben lebt, anders gesagt, ob er noch in seiner eigenen Spur läuft.
4.Das Ich und sein Körper – Freund oder Feind?
    Wenn wir das bisher Gesagte zusammenfassen, könnten wir auch sagen: Bei einer psychosomatischen Störung handelt es sich um ein Kommunikationsproblem zwischen einem Körper und seinem Ich: Der Körper muss durch ein Symptom erzwingen, dass ich hinhöre. Das ist zwar bei jeder Krankheit so, also nicht nur bei funktionellen Störungen. Diese wenden sich aber an ihr eigenes Ich – während körperliche Krankheiten zum Arzt gebracht werden möchten, der sie genau diagnostiziert und erst dann behandelt.
    Bei psychosomatischen Störungen ist das eigene Ich gefragt – der Arzt kann nur beraten, wie man hinhören und was man sich selbst fragen soll –, und einen wieder heimschicken, um dort zum Beispiel dieses Buch zu lesen.
    Wo liegt also die Kommunikationsstörung? Dafür müssen wir genauer sagen, was wir unter dem Körper und dem Ich verstehen wollen: Der Körper, wie er hier gemeint ist, umfasst all das, was unwillkürlich im Menschen geschieht, und das Ich all das, was einer will und soll. Wenn alles Unwillkürliche hier »Körper« genannt wird, so merken wir gleich, dass es sich dabei um eine sehr umfassende Metapher handelt, die viel mehr einschließt, als gemeinhin als der menschliche Körper gilt – besser sollten wir sagen: der beseelte Leib.
    Schauen wir zuerst einmal an, was in einem Menschen unwillkürlich geschieht. Das sind zum Beispiel alle vegetativen Vorgänge: atmen, verdauen, schlafen usw. Auch das Herz schlägt unwillkürlich immerfort. Und all die lebenserhaltenden Vorgänge in den Organen – auch sie tun ihre Arbeit, ohne uns dabei zu behelligen, oft auch des Nachts. Sie reagieren angepasst und äußerst flexibel auf Veränderungen aus der Umgebung – auf nicht sehr bekömmliche Nahrung, schlechte Luft, auf Anstrengungen –, der Körper atmet tief und schnell, wenn man mit ihm einen Berg hinaufrennt, und sehr sparsam, wenn er meditiert – er reagiert auch auf Schlaf und Entspannung. Unwillkürlich geschieht aber auch vieles andere.
    Hier zitiere ich am besten einmal Georg Groddeck, einen genialen Psychosomatiker, der zu Zeiten
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