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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanne Seemann
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ihrerseits reagieren auf Antibiotika, verändern sich und werden »resistent«. Zellen sind in der Lage, ihre eigenen Handlungsspielräume dadurch zu erweitern, dass sie das Genom veranlassen, seine Architektur den äußeren Erfordernissen anzupassen. Wie im Kleinen, so auch im Großen: Diese Prinzipien ziehen sich durch bis in die psychologische Ebene: Stabilität erhalten, Spielräume erweitern – also sich verändern und entwickeln. Insofern stoßen Stress-Störungen den Organismus und die ganze Person an, sich zu entwickeln – was wir vielleicht in ruhigen und bequemen Zeiten nicht erreichen würden. Das ganze letzte Kapitel ist diesem Thema gewidmet. Kranksein ist also insofern gesund, als es uns zwingt, etwas zu unternehmen. Meist jedoch kapieren wir nicht, dass sich das Symptom an uns selbst wendet – und tragen es woanders hin, zum Arzt oder Psychotherapeuten, und sagen: »Kümmern Sie sich darum. Sie sind der Experte.« Das ist ein Missverständnis, denn Ihr Körper wendet sich direkt an Sie, er ist der Experte für das gute gelingende Leben und möchte, dass Sie merken, wer er ist. Deshalb belehrt er Sie bisweilen, wenn er merkt, dass für ein gutes Leben wichtige Dinge fehlen.
6.Mir fehlt etwas – wie finde ich es heraus?
    Die Fährte, die wir verfolgen, heißt also nicht: Was habe ich in meinem Leben falsch gemacht? Wir verlaufen uns auf unserem Lebensweg natürlicherweise des Öfteren, verfolgen eine Fährte, die in die Sackgasse führt, verirren uns und wissen nicht mehr, wo wir sind und wo es hingehen soll. Und doch gibt es in unserer Seele eine Instanz, die das merkt, uns aufmerksam macht und uns daran hindert, in die eingeschlagene Richtung weiterzugehen. Es nützt uns nicht viel, alle falschen Wege zu kennen. Obwohl viele Leute sagen, das sei wichtig, um Risiken zu vermeiden. Die Vermeidung von Risiken dominiert unser gesamtes Gesundheitswesen, ja unsere ganze westliche Gesellschaft – von Kultur kann hier nicht die Rede sein. Denn Kultur definiert sich über das Positive – die Kreativität, die Schaffenslust, die Schönheit. Wenn wir alles vermeiden wollten, was uns möglicherweise schaden könnte, hätten wir viel zu tun. Ein Leben in Fülle ist damit nicht vereinbar – besonders für Kinder und junge Leute nicht zu empfehlen.
    Das Argument, falsche Wege müsse man kennen, um nicht zweimal fehlzugehen, möchte ich ebenfalls entkräften. Es ist im Gegenteil sogar ziemlich gefährlich, die »falschen Fährten« vermeiden zu wollen: Denken Sie an den Skifahrer, der sich fest vornimmt, nicht gegen den einzigen Baum auf der Piste zu rennen, und ihn kaum verfehlen kann, weil er nichts anderes sehen kann als eben diesen Baum – dabei ist die Piste breit genug!
    Wenn also nicht vermeiden, was dann?
    Solange wir auf der richtigen Fährte sind bzw. auf einem gangbaren, sprich passenden Weg, stellt sich die Frage nach den falschen Wegen nicht, weil dann alles gut läuft und wir einfach im Leben vorangehen – leicht und unbeschwert.
    In Zeiten, in denen das Vorangehen schwierig ist, wenn vielleicht alles stagniert oder wir in einen so schnellen Zeitstrudel gerissen werden, dass wir nur noch besinnungslos rennen können, dann denken wir doch leicht einmal daran, wie wir dem entkommen oder was wir »streichen« könnten. Ich sage dann: Im Gegenteil, tun Sie etwas hinzu! Das erscheint seltsam, wenn wir uns erinnern, dass es anfangs hieß: Es ist alles zu viel! Wäre es da nicht gut, von dem vielen etwas wegzunehmen?
    Stellen Sie sich eine Waage vor: Auf der einen Waagschale liegen all die vielen Dinge, die belasten. Auf der anderen nichts, was für Ausgleich sorgen könnte.
    Meinen Sie, es würde etwas nützen, von der Belastungsseite etwas wegzunehmen? Die Schalen würden trotzdem nicht in Balance kommen. Wenn Sie aber auf die Ausgleichsseite etwas draufgeben, geraten die Waagschalen unversehens und nach und nach ins Gleichgewicht. Und ist es nicht so? Gerade die guten, ausgleichenden Dinge, die wir uns in ruhigen Zeiten gönnen, lassen wir als Erstes weg, wenn es stressig wird. Wobei wir sie gerade jetzt am meisten brauchen würden. Vertrösten Sie sich ruhig selbst auf später – also auf bessere Zeiten, z.B. den Ruhestand –, Ihr Körper will nicht warten, er braucht den Ausgleich jetzt! Obwohl er ein guter Kumpel ist, wenn ihm etwas einleuchtet – dann spielt er mit, auch bei anstrengenden und sogar bei psychisch belastenden Aufgaben. Wenn es ums Überleben geht, ist er zu allem fähig, auch

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