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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind
Autoren: Hanne Seemann
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Sigmund Freuds in Baden-Baden praktizierte. Er nannte das Unwillkürliche »Es« – ein Begriff, der von Nietzsche stammte und später von Freud in einer anderen, d. h. viel engeren Bedeutung verwendet wurde.
    Nun also das Groddeck’sche »Es«, das er auch das »Unbekannte« nennt:
    »Ich bin der Ansicht, dass der Mensch von Unbekanntem belebt wird. In ihm ist ein Es, irgendein Wunderbares, das alles, was er tut und was mit ihm geschieht, regelt. Der Satz ›ich lebe‹ ist nur bedingt richtig, er drückt ein kleines Teilphänomen von der Grundwahrheit aus: ›Der Mensch wird vom Es gelebt‹. … Wir kennen von diesem Es nur das, was innerhalb unseres Bewusstseins liegt. Weitaus das Meiste ist unbetretbares Gebiet. …
    Der größte Teil unseres Lebens hat nicht das Mindeste mit dem Ich zu tun. Nicht unser Ich lässt das Herz im Rhythmus schlagen, nicht unser Ich ernährt die Zellen, nicht unser Ich wählt unter den Sinneseindrücken aus, was Wahrnehmung werden soll, nicht unser Ich schafft unsere Erkrankungen oder unsere Genesungen, nicht unser Ich lässt uns lieben, hassen, schlafen, wachen, sondern etwas anderes tut das, … das man gerade wegen seiner Unbestimmtheit das Es nennen kann.«
    Das hier beschriebene Es ist viel weiter gefasst als das Es im Sinne des Unbewussten bei Sigmund Freud. Mir selbst erscheint es im Zusammenhang der Psychosomatik zur Vermeidung von Missverständnissen nützlich, es metaphorisch »Körper« zu nennen, worin alle unwillkürlichen Funktionen des Organismus und der Psyche eingeschlossen sind. Es lohnt sich, öfter einmal darüber zu sinnieren, was in uns so alles unwillkürlich passiert, und wir werden feststellen, dass auch unser Gehirn ein weitgehend nicht unserer Willkür unterworfenes Organ zu sein scheint: Es denkt meistens so vor sich hin, Gedanken erscheinen und verschwinden wieder, Erinnerungen kommen und gehen – und wenn wir konzentriert nachdenken, halten wir das nicht lang durch und können froh sein, wenn uns etwas einfällt – d. h., wenn unser Gehirn mitspielt. Wir können es nicht zwingen!
    Auch die psychischen Zustände ereignen sich: Ob wir guter Stimmung sind oder uns ängstigen, ob wir etwas mögen oder verabscheuen, uns freuen oder traurig sind, unterliegt nicht unserem Willen. Allerdings können wir all diese unwillkürlichen Ereignisse befördern – wie, das werden wir noch sehen.
    Sehr oft aber beachten wir all das, was unser Körper ist und was in ihm geschieht, überhaupt nicht, ja, wir behindern ihn eher bei seinen Dienstleistungen zugunsten unserer Funktionsfähigkeit und unseres Wohlbefindens, stören ihn bei der Arbeit und, wenn es schlimm kommt, versklaven wir ihn für unsere eigenen Interessen. Kein Wunder, wenn er sich wehrt, uns stört, behindert und mit einem Symptom um Hilfe ruft.
    Wenn ein Mensch sehr Ich-betont lebt – sodass sein ganzes Leben ausgefüllt ist mit Dingen, die er will oder muss oder wollen muss –, dann kann es geschehen, dass seine unwillkürlichen Funktionen, sein Körper und seine Seele, versklavt werden und zusammenbrechen. Er wird dann viele rationale Argumente finden, warum es nötig ist, so viel zu arbeiten, durchzuhalten, sich zu übernehmen, sich zu überwinden, sich unterzuordnen, sich anzupassen – obwohl es seinem Naturell vielleicht überhaupt nicht entspricht. Das meinte ich weiter oben, wenn ich davon sprach, dass es ein Organismus mit einem »intelligenten«, sprich rational verkopften, Menschen schwer hat. Falls das rationale Leben jedoch seinem Naturell entspricht, wird ihm nichts Negatives passieren! Falls es jedoch einer Anpassung an die herrschende Norm entspricht und ein Mensch in Wahrheit ein ganz anderer wäre, wenn er sich nur trauen würde, dann wird sich seine Seele eines Tages mithilfe des Körpers ganz unwillkürlich gegen so ein, speziell für ihn, unbekömmliches Leben auflehnen.
5.Ist Kranksein gesund? – Unterbrechungen sind erwünscht
    Nach allem bisher Gesagten können wir diese Frage gleich mit Ja beantworten.
    Haben wir es mit einer organischen Erkrankung zu tun, so ist das natürlich das Gegenteil von Gesundheit, zumindest partiell, also in Teilbereichen. Man muss sie diagnostizieren, entsprechend behandeln und hoffen, dass man wieder gesund wird. Nebenbei bemerkt gehört zur vollständigen Behandlung einer Krankheit auch noch die Rekonvaleszenz-Zeit – also die nachfolgende Erholung –, was derzeit leider in Vergessenheit geraten ist. Heute ist man entweder krank oder gesund. In
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