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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod
Autoren: Gert Heidenreich
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Gefühl in den Beinen. Er hockte vor ihren Füßen, legte das Katana hinter sich, wickelte die Schnur ab, ließ zwei Handspannen Abstand zwischen den Knöcheln und verknotete die Fessel wieder. Dann drehte er den großen Holzbohrer aus der Bohle, mit dem er die Füße am Boden fixiert hatte. Aminata spürte, wie langsam ein Brennen in ihren Muskeln entstand und das Blut in die Beine zurückkehrte. Sie versuchte, sich zu bewegen.
    Na also, Hydra, sagte er leise und kniete sich links neben sie, schraubte den Bohrer, der die Handfessel am Fußboden hielt, heraus, hob den Arm an und ließ ihn fallen. Aminata spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Schulter. Korell nahm ihren Arm, legte ihn auf ihren Leib und drehte sie ganz auf die rechte Seite. Bevor er auch neben der rechten Hand den Holzbohrer entfernte, fesselte er die Handgelenke mit breitem Klebeband. Dann stand er auf, ging nach hinten ins Dunkel und kehrte mit einem Stuhl zurück, den er an die Wand stellte. Er hob sein Schwert auf und legte es auf den Tisch.
    Jetzt setz dich auf den Stuhl.
    Sie wälzte sich langsam auf den Bauch und versuchte, mit zusammengebundenen Händen vor der Brust zu kriechen. In Armen und Beinen wuchsen Feuernadeln. Als sie vor dem Stuhl lag, gelang es ihr, sich auf die Ellenbogen zu stützen und die Knie nach vorn unter den Körper zu ziehen. Sie richtete ihren Oberkörper auf und legte ihn vornüber auf die Sitzfläche. So fand sie Halt genug, um auf den Knien weiter nach vorn zu rutschen. Mühsam kam sie auf die Füße. In winzigen Schritten, so weit die Fessel es zuließ, bewegte sie die Beine an den Stuhl heran, bis sie gebeugt stand, sich drehen konnte und in den Sitz fallen ließ.
    Korell applaudierte, sprang auf und schob sie auf ihrem Stuhl nah an den Tisch. Die Leuchtröhre blendete sie.
    Er zog den Deckel von einem der Glaszylinder ab. Das Ethanol verbreitete seinen Krankenhausgeruch. Korell griff in das Glas und holte etwas Bleiches hervor.
    Diese Hand hat Iris Paintner gehört, das war deine Hand, als du Iris warst, erinnerst du dich? Ein kleiner Rubinring.
    Aminata verstand ihn nicht, aber sie sah die abgehackte Hand, die er vor ihren Augen an den Fingern schwenkte. Tropfen spritzten auf ihr Gesicht. Sie würgte.
    Er ließ ihr die Hand in den Schoß auf ihre eigenen gefesselten Hände fallen, sie spürte die kalte Haut, hob die Arme und schleuderte die Hand auf den Boden.
    Im selben Augenblick berührte sein Schwert ihren Hals.
    Vorsicht. Langsam. Wir sind nicht fertig. Es dauert noch, bis du stirbst.
    Aus dem zweiten geöffneten Glas hob er die Leichenhand von Nína Jökulsdóttir.
    Ist dir die hier lieber?
    Er ließ sie abtropfen und hielt sie Aminata vor die Augen.
    Sieh sie dir an. Have a look! It’s Your’s! Mit der hast du mir die Fremde vorgespielt, oben im Mahrwald.
    Er warf sie in Aminatas Schoß. Sie bäumte sich im Stuhl auf. Er griff nach ihrer Schulter und drückte sie nieder.
    Dann öffnete er das dritte Spiritusglas.
    This was Saskia. Saskia Runge. Erinnerst du dich?
    Als er mit Saskias Hand über ihre Stirn schmierte, wagte sie nicht auszuweichen. An ihrer Schläfe spürte sie die kühle Schärfe seines Schwertes.
    Brav, du hältst es aus, von dir selbst getröstet zu werden.
    Er ließ die Hand auf den Boden fallen. Du glaubst, wenn du gehorsam bist, wirst du mit dem Leben davonkommen? Mach dir keine falschen Hoffnungen.
    Er beugte sich zu ihr hinunter.
    Ich weiß jetzt, flüsterte er, warum es nichts nützt, dir den Kopf von den Schultern zu schlagen. Du hast nur noch diesen einen Kopf übrig, der nicht sterben kann, selbst wenn du es wolltest, diesen schrecklichen letzten Kopf, den Herakles in der Erde vergrub, unter einem Felsen. Aber er hatte ihn zuvor abgetrennt. Er hätte dich besser mit deinem Kopf voran senkrecht in die Erde gesteckt, tief wie einen Pfahl, und auf deine Füße einen Altarstein gewälzt. Aber auch das hätte dich nicht ruhen lassen, denn es ist dein Schicksal, wiedergeboren zu werden. Nur ich weiß, dass du ungeteilt verbrennen musst, wie Dante es erzählt: Die Wollüstigen werden gereinigt in einer Wand aus Flammen, auf der Siebenten Terrasse des Läuterungsbergs. So wie sie wirst du brennen. Und gereinigt werden von deinem Fluch. Und in deiner Asche nicht mehr wissen, wo dein Herz ist, wo deine Hände sind, wo dein Kopf ist. Alles ist Asche, alles ist Ende. Und du wirst frei sein, Hydra. Endlich erlöst. Dann werde ich sagen: Dein ist der Tod.
    Er drehte sich blitzschnell und
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