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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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mir einen viel zu knappen Kuss aufdrückt und anschließend förmlich befiehlt das Weite zu suchen, tu ich, wie mir befohlen. Ein Reflex, welchen mir Tyler im Laufe der Beziehung eingetrichtert hat.
    Das Ausmaß der Schlägerei wird mir erst dann bewusst, als ich neben der Garderobe in eine schwarze Pfütze tappe und diese spätestens dann als Blut enttarne, als mein Blick auf den reglosen Körper fällt, der auf dem Boden liegt. Blanke Angst packt mich und das undefinierbare Bedürfnis, einerseits ins Auto zu flüchten und andererseits auf der Stelle zurückzulaufen, um bei Sean zu bleiben.
    Irrational und hirnrissig? Womöglich.
    Jedoch ist es unmöglich, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen.
    Just in dieser Sekunde werde ich von den Türstehern nach draußen gedrängt. Sie bauen sich sogleich vor dem Eingang auf und halten die kreischenden Mädels zurück, welche neben mir dem Wort ›Hysterie‹ neue Größe verleihen. Allesamt Freundinnen von den Jungs, die noch drinnen sind, wie ich annehme.
    Was mir zunächst unklug vorkommt, wird stante pede von meiner Logik erklärt. Und diese logische Erklärung wird zur Nahrung für meine Sorge.
    »Sie müssen sie doch warnen, dass jemand von den Schlägern bewaffnet ist!«, schreie ich dem eindeutig unterbelichteten Riesen zu, der seine Arme ineinander verschränkt hat und nun in der typischen ›Du-kommst-hier-nicht-rein-Pose‹ vor mir steht und wie ein Gorilla die Brust vorrückt.
    »Die können schon auf sich selbst aufpassen!«, lautet seine barsche Antwort, welche mich buchstäblich schwarz sehen lässt. Wie von Tollwut befallen, springe ich den Muskelberg an, verpasse ihm ein paar kräftige Fausthiebe und versuche an ihm vorbeizuschlüpfen. Die anderen Mädels raffen erst einen Augenblick später, dass das ihre Chance ist, und schließen sich mir an. Dennoch werden wir viel zu schnell am Kragen gepackt und zur Seite gezogen.
    Ich will mich gerade umdrehen und hier unverändert weitermachen, als mir die Uniform, Schlagstöcke und nicht zuletzt Pistolen auffallen, die diese schwarzgekleideten Männer tragen. Diesmal ist es mein Verstand, der schneller ist und mir einen Begriff ausspuckt, der mich gleichermaßen beruhigt, wie verängstigt: Kriminalpolizei.
    »Jeder, der nicht verhaftet werden will, sollte gleich nach der Personalienaufnahme ins Auto steigen und sich auf den Heimweg machen«, verkündet einer von ihnen laut und sorgt einigermaßen für Ruhe.
    »Mein Freund ist nach wie vor da drinnen!«, widerspricht eins der Mädchen. Sie hat ganz verweinte Augen, zittert am ganzen Leib wie Espenlaub und wirkt auf mich, als stünde sie kurz vor einem ausgewachsenen Nervenzusammenbruch.
    »Wenn das so ist, sollten sie sich zu unseren Kollegen begeben und dort warten«, erklärt er und deutet auf einen Polizeibus.
    Ratlos stehe ich da und weiß nicht, was ich machen soll. Überhaupt geschieht zunächst gar nichts, dann jedoch setzen sich die ersten Mädchen in Bewegung. Ehe sie allerdings den Wagen erreichen können, fällt ein Schuss in der Disko, der erneut für Gekreische sorgt. Ich selbst bin eine von denen, die aufschreit und nun den Polizisten wie einen Erzfeind anschaut.
    Diese Situation ist einfach zum Auswachsen, von Nancy fehlt jede Spur, Sean und Dean sind noch da drinnen ... Mir wird viel zu spät klar, dass meine Füße langsam nachgeben und ich gefährlich schwanke, dennoch schaffe ich es rechtzeitig, mich an einem dekorativen Blumenkübel abzustützen. Da sitze ich nun, versuche ruhig zu bleiben, verstehe aber, dass ich das nicht mehr lange aushalten werde. Es ist schlicht und ergreifend zu kalt.
    Mein Körper nimmt relativ zügig den Kampf gegen die Kälte auf und ich bekomme schon bald keinen Zahn mehr aufeinander. Beziehungsweise klappern diese nur noch.
    Wenige Minuten später siegt die Vernunft und ich gebe dem Bedürfnis, zu meinem Auto zu gehen, widerwillig nach.
    Hier entdecke ich auch meine halb erfrorene Freundin, die einfach viel zu geschockt ist, um mich zu fragen, wo ich so lange geblieben bin.
    Im Wageninneren angekommen, starte ich den Motor, stelle die Heizung ein und sitze stumm, zitternd und mit geweiteten Augen da. Sowohl mir wie auch meiner, nicht minder schweigsamen Freundin bleibt nichts anderes übrig, außer den Eingang anzustarren.
    Als wäre heute ›Tag der angestarrten Türen‹!

    D er derzeitige Beobachtungsposten ist zwar nicht sonderlich weit weg, jedoch schräg in der Flanke des Gebäudes. Es steht also außer
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