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Mein Geliebter aus den Highlands

Mein Geliebter aus den Highlands

Titel: Mein Geliebter aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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versperrte. Ihre Hände waren mit Kratzern und Blutergüssen übersät, aber sie hatte sich bemüht, diese Verletzungen vor Gregor zu verbergen. Sobald sie gemerkt hatte, dass sie auf seinen Schultern stehen konnte, ohne vor Angst zu schlottern, und dass sie das Eisengitter tatsächlich erreichen konnte, war sie entschlossen, es zu schaffen. Ihr war klar, dass Gregor versuchen würde, sie zu bremsen, wenn er wüsste, wie sehr ihre Hände darunter litten. Als sie kurz die Besinnung verloren hatte, nachdem sie gegen die Wand geprallt war, hätte er beinahe aufgegeben. Aber sie hatte es geschafft, ihm das auszureden. Wenn er von all ihren anderen Verletzungen wüsste, würde er mit Sicherheit nicht weitermachen wollen.
    Langsam stemmte Alana das Gitter hoch. Sie streckte sich, so hoch sie konnte, und begann, es beiseitezuschieben. Auch wenn Gregors neuer Griff um ihre Beine sie ablenkte, gelang es ihm damit tatsächlich besser, sie sicher zu halten. Sie atmete mehrmals tief durch, dann schickte sie innerlich alle Kraft, die ihr noch zur Verfügung stand, in ihre Arme, sprach ein leises Gebet – und schob das Gitter beiseite. Das schwere Eisen landete klirrend auf dem Steinboden. Es dauerte noch einen Augenblick, bis ihr klar war, dass sie endlich erfolgreich gewesen waren. Ungläubig tastete sie mit den Händen herum, um sich zu vergewissern. Sie spürte die Öffnung – den jetzt völlig freien Ausgang aus ihrem Gefängnis.
    »Ich hab’s geschafft«, wisperte sie.
    In dem Moment, als sie ihre Freude darüber lauter verkünden wollte, zerrte Gregor sie von seinen breiten Schultern herunter. Bei diesem abrupten Abstieg blieb ihr die Luft weg, und sie konnte vor Überraschung nur leise quietschen, als er sie in seine starken Arme nahm und sie an sich drückte. Sie wankte noch unter der Hitze, die diese Umarmung in ihr entfachte, als er sie losließ und sich von ihr entfernte. Kurz darauf spürte sie, wie er ihr ein paar Decken um die Schultern wickelte. Sehr zu ihrem Verdruss schien die Umarmung sich nicht weiter auf ihn ausgewirkt zu haben.
    »Was du jetzt tun musst, ist in der Dunkelheit besonders gefährlich«, sagte Gregor. »Du musst gut aufpassen, wenn du dich dort oben bewegst.«
    »Ich weiß. Ich könnte durch die Öffnung fallen.«
    »Aye, und da ich dich nicht sehen kann, weiß ich nicht, wo ich dich auffangen soll.«
    »Mich auffangen? Nun ja, das klingt besser als ›dich auf mich fallen lassen‹.«
    Gregor lachte leise, dann tastete er sich zu ihrem Arm vor. »Also los, Mädchen, auf meine Schultern!«
    So vorsichtig wie möglich kletterte Alana an ihm empor, bis sie wieder auf seinen Schultern stand. Diesmal war der Anflug von Angst, die sie in dieser Höhe und der gefährlichen Stellung empfand, wesentlich leichter zu ertragen. Die verheißungsvolle Freiheit war ein ausgezeichnetes Mittel gegen dieses Unbehagen.
    Langsam hob sie die Arme und tastete herum, bis sie den Rand der Öffnung spürte. Dann zog sie sich hoch. In dem Moment, als sie Gregor bitten wollte, sie noch ein wenig höher zu heben, tat er es schon. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis sie mit dem Gesicht nach unten auf dem kühlen Steinfußboden lag. Vor Freude und Erregung war sie völlig benommen. Am liebsten hätte sie einen kleinen Tanz aufgeführt. Nur die Sorge, dass sie dabei über die Öffnung stolpern und auf Gregor hinabstürzen könnte, hielt sie davon ab.
    Ihre Freude schwand, als sie sich wieder der Schwärze bewusst wurde, die sie umfing. Irgendwie musste sie es schaffen, in dieser Finsternis etwas zu finden, woran sie die Decken befestigen konnte. Dann musste sie sich den Weg zu der Luke zurücktasten und die Decken zu Gregor hinablassen. Alles nicht so einfach, dachte sie, als sie den Boden vorsichtig Handbreit um Handbreit erforschte.
    Gregor lief unruhig auf und ab, blieb stehen, starrte auf die Öffnung ihres Gefängnisses, lief wieder weiter. Es waren nur ein paar leise Geräusche zu hören, die darauf hinwiesen, dass Alana mit größter Umsicht vorging. Zum Glück gab es keinen Aufschrei oder sonst einen Hinweis, dass einer der Gowans sie entdeckt hatte. Aber die Warterei war fast unerträglich, auch wenn ihm klar war, wie schwierig es für Alana war, sich im Dunkeln zu bewegen.
    Als er daran dachte, stellte er sich rasch unter die Öffnung. Möglicherweise verlor Alana im Dunkeln ihre Orientierung und stolperte geradewegs darüber. Vielleicht mussten sie noch ein paar Blutergüsse in Kauf nehmen, bevor sie endlich
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