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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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zerkleinerte für ihn den Brötchenbelag und er fraß vier oder fünf Happen. Danach machte er auf meinem Schoß ein Nickerchen.
    Um halb elf nahm Dewey an der Vorlesestunde teil. Wie immer begrüßte er jedes Kind. Dann kuschelte er sich auf dem Schoß einer Achtjährigen zurecht, die im Schneidersitz auf dem Boden saß, und schlief wieder ein. Das Mädchen streichelte Dewey, die anderen Kinder durften ihn ebenfalls streicheln und alle waren glücklich.
    Nach der Vorlesestunde kroch Dewey in sein Bettchen bei der Heizung, und als ich mittags die Bücherei verließ, lag er immer noch da. Ich wollte zu Hause Mittag essen, dann meinen Vater abholen und nach Omaha fahren, von wo aus ich am folgenden Morgen abfliegen sollte.
    Zehn Minuten, nachdem ich die Bücherei verlassen hatte, klingelte mein Telefon. Es war Jann, einer unserer Angestellten.
    »Dewey benimmt sich komisch.«
    »Wie komisch?«
    »Er schreit und läuft komisch. Und er versucht, sich in den Schränken zu verstecken.«
    »Ich bin gleich da.«
    Als ich kam, hockte Dewey unter einem Sessel. Ich hob ihn hoch und stellte fest, dass er ebenso stark zitterte wie an dem Morgen, an dem ich ihn gefunden hatte. An seinen weit aufgerissenen Augen erkannte ich, dass er Schmerzen hatte. Ich rief in der Tierarztpraxis an. Frau Dr. Franck war nicht da, aber ihr Ehemann Dr. Beall vertrat sie. Er riet mir, gleich zu kommen.
    Ich wickelte Dewey in sein Handtuch, und er kuschelte sich sofort an mich. Es war ein kalter Tag.
    Als wir bei der Tierarztpraxis ankamen, saß Dewey vor Angst schlotternd auf dem Wagenboden vor der Heizungsdüse. Ich nahm ihn hoch und merkte, dass in seinem Fell am Hinterteil Kot klebte. Sofort war ich erleichtert. Offenbar war es gar kein ernst zu nehmendes Problem.
    Dr. Beall nahm Dewey in einen Behandlungsraum mit, um ihn sauber zu machen. Als er ihn mir zurückbrachte, war mein Kater nass und fror. Von Dr. Bealls Armen kletterte er in meine hinüber und sah mich flehend an.
    Hilf mir!
    Ich merkte, dass er immer noch nicht in Ordnung war.
    »Ich habe in seinem Bauch etwas gefühlt, was nicht dort sein sollte«, sagte Dr. Beall zu mir.
    Ich fragte ihn, was es sein könne und er meinte, er wisse es nicht und würde gerne eine Röntgenaufnahme machen.
    Zehn Minuten später hatte er einen Befund. In Deweys Magen war ein großer Tumor, der auf Nieren und Darm drückte. Deshalb hatte Dewey öfter gepinkelt und dabei mitunter danebengetroffen.
    »Im September war der Tumor noch nicht da«, erklärte mir der Tierarzt. »Deshalb nehme ich an, dass es ein schnell wachsender Krebs ist. Mit Sicherheit kann ich das aber nur nach weiteren Untersuchungen sagen.«
    Schweigend sahen wir Dewey an. Niemals hätte ich an Krebs gedacht. Und dabei hatte ich geglaubt, alles über Dewey zu wissen!
    »Hat er Schmerzen?«, fragte ich den Tierarzt.
    »Ich fürchte, ja. Der Tumor wächst sehr schnell und deshalb wird es mit jedem Tag schlimmer werden.«
    »Gibt es etwas, das Sie ihm gegen die Schmerzen geben können?«
    »Nein, nichts was wirklich helfen wird.«
    Ich hielt Dewey im Arm, wie ein Baby. Seit 16 Jahren hatte er sich nicht mehr auf diese Art von mir tragen lassen. Jetzt wehrte er sich nicht einmal dagegen, sondern sah mich nur an.
    »Glauben Sie, dass er ständige Schmerzen hat?«
    »Ja, davon müssen wir ausgehen.«
    Es war, als würde mich das, was ich gerade zu hören bekam, zu Boden drücken. Es lastete wie ein entsetzlich schweres Gewicht auf mir und ich fühlte mich plötzlich ausgelaugt und erschöpft. Gleichzeitig konnte ich es immer noch nicht glauben. Offenbar hatte ich mir vorgestellt, Dewey würde ewig leben.
    Ich rief in der Bücherei an, um meinen Kolleginnen zu sagen, dass Dewey nicht mehr nach Hause zurückkommen werde. Kay war gerade nicht in der Stadt und Joy hatte keinen Dienst. Sie erreichten sie beim Einkaufen, aber da war es schon zu spät. Einige Leute kamen in die Tierarztpraxis, um sich zu verabschieden. Anstatt zu Dewey zu gehen, lief Sharon direkt auf mich zu und umarmte mich. Ich war ihr dankbar dafür. Dann umarmte ich Donna und dankte ihr, weil sie so viel für Dewey getan hatte. Donna war die Letzte, die zum Abschiednehmen kam.
    »Ich möchte nicht dabei sein, wenn er eingeschläfert wird«, sagte jemand.
    »Das ist schon in Ordnung«, erwiderte ich. »Ich will lieber mit ihm alleine sein.«
    Dr. Beall nahm Dewey mit in ein anderes Behandlungszimmer, um die Kanülen zu legen. Dann brachte er ihn in eine frische Decke eingewickelt
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