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Mein Baby!

Mein Baby!

Titel: Mein Baby!
Autoren: Carole Mortimer
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Einen Babysitter konnte sie nicht bezahlen“, fügte er verbittert hinzu. „Und als wir drei Jahre alt waren, war sie beinah jede Nacht weg. Ich musste auf Harry aufpassen, weil ich der Ältere war …“
    „Wie viel älter warst du?“, fragte Andie. Sie war entsetzt über das, was er erlebt hatte. In den Zeitungen wurde öfter über solche Fälle berichtet, sie hätte es jedoch nie für möglich gehalten, dass ausgerechnet Adam so eine schlimme Kindheit gehabt hatte.
    „Fünf Minuten“, antwortete er ruhig. „Eines Nachts passierte es. Wir waren vier zu der Zeit, und unsere Mutter war wie üblich nicht zu Hause. Plötzlich ging das Licht aus, wir hatten keinen Strom mehr. Weil Harry sich im Dunkeln fürchtete, habe ich … im Schlafzimmer eine Kerze angezündet und bin eingeschlafen. Die Kerze ist wohl umgefallen und hat die Vorhänge in Brand gesetzt.
    Innerhalb weniger Minuten stand alles in Flammen. Ich habe Harry überall gesucht, konnte ihn aber in dem dichten, beißenden Rauch nicht finden. Auf einmal war ein Nachbar da und hat mich hinausgetragen. Harry habe ich nie wieder gesehen.“
    Andie schluchzte. Wie schrecklich, wie unglaublich schrecklich, dachte sie nur noch.
    „Als unsere Mutter schließlich nach Hause kam, war die Wohnung völlig ausgebrannt. Harry war tot“, fügte Adam wie betäubt hinzu.
    Schlagartig wurde ihr alles klar. Glenda Howarth war Adams Mutter! Sie war immer noch schön, aber offenbar älter, als sie aussah.
    Andie stand auf und ging zu Adam hinüber. Es war ihr egal, ob es ihm gefiel oder nicht. Behutsam legte sie ihm die Hand auf den Arm. „Glenda Howarth ist deine Mutter, stimmt’s, Adam?“, fragte sie ruhig.
    Er verzog verächtlich die Lippen. „Ja. Seit Harrys Tod hasse ich sie.“
    Das konnte Andie verstehen, und sie konnte auch den Schmerz über den Tod seines Bruders nachempfinden.
    Ihr wurde klar, warum er so entschlossen war, seinen Kindern ein guter, liebevoller Vater zu sein. Selbst wenn er sie, Andie, nicht liebte, seine Kinder würde er lieben und alles für sie tun.
    Adam betrachtete Andie aufmerksam. Er wusste genau, dass sie ein weiches Herz hatte und dass ihr Harrys Tod leidtat. Aber sein eigentliches Problem war nicht Harry, sondern seine Mutter. Obwohl er sie all die Jahre gehasst hatte, war sie immer noch seine Mutter.
    Schon sehr früh in seinem Leben hatte er sich vorgenommen, nie wieder jemand zu lieben. Dass es die richtige Entscheidung gewesen war, hatte sich vor fünfzehn Jahren bestätigt, als seine Mutter wieder in sein Leben getreten war. Eine Schwiegermutter wie Glenda konnte er keiner Frau zumuten, schon gar nicht Andie, die in der Kindheit nur Liebe und Herzlichkeit erfahren hatte.
    Er packte Andie an den Armen und schob sie von sich. „Es ist mir unendlich schwergefallen, zu glauben, dass Harry tot war. Er war ein Teil von mir, meine andere Hälfte.“ Seine Miene wurde irgendwie sanft und weich. „Du hättest ihn gemocht, Andie …“
    „Bitte nicht.“ In ihren Augen schimmerten Tränen.
    „Du hast recht, es nützt nichts. Manchmal gehe ich zu seinem Grab und rede mit ihm. Aber das hilft mir auch nicht.“
    „Das nächste Mal begleite ich dich“, versprach Andie ihm heiser. „Wir können ihm erzählen, dass wir Zwillinge bekommen. Darüber hätte er sich sicher gefreut.“
    Sie versteht mich, dachte er. Er hatte es sich sehr gewünscht, aber nicht zu hoffen gewagt.
    „Ich habe schon lange nicht mehr mit jemandem über Harry gesprochen“, erklärte er und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt er war. „Deine Mutter hat es verstanden, doch …“
    „Meine Mutter?“, wiederholte Andie. „Hat sie es etwa gewusst?“
    „Ja, ich habe es ihr erzählt“, gab er zu und überlegte, warum Andie plötzlich so angespannt war. „Deine Mutter war ein wunderbarer Mensch. Sie hat mir den Glauben an Liebe und Wärme zurückgegeben …“
    „Adam, ich möchte nicht wissen, was du für meine Mutter empfunden hast“, unterbrach sie ihn hitzig.
    Ihre heftige Reaktion überraschte ihn. „Aber …“
    „Wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, eine funktionierende Beziehung aufzubauen, Adam – und momentan gehe ich davon aus, dass du es immer noch willst –, müssen wir den ganzen gefühlsmäßigen alten Ballast abwerfen“, erklärte sie bestimmt. „Damit meine ich natürlich nicht Harry“, fügte sie hinzu, als sie seinen schmerzerfüllten Blick bemerkte. „Als du deinen Zwillingsbruder verloren hast, hast du
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