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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mutter dich sehr mag. Es wird ihr guttun, wenn du dabei bist.«
    »Gleich«, erwiderte Richard, »nur eines noch, Lily. Hat dir Jonathan erzählt, dass sich unter den Schrift rollen, die er in der alten Kirche gefunden hat und die er übersetzen sollte, eine von unschätzbarem Wert befindet?«
    Lillian Stewart sah Richard Callahan unverwandt an. »Eine alte, wertvolle Schriftrolle? Ganz bestimmt nicht«, log sie. »Davon hat er mir nie etwas erzählt.«

4
    D er restliche Tag folgte dem üblichen Ablauf von Beerdigungen. Mariah, mittlerweile etwas gefasster, lauschte aufmerksam dem langjährigen Freund der Familie, Pater Aiden O’Brien, einem Mönch aus der Kirche des heiligen Franziskus in Manhattan, der die Totenmesse leitete und auf dem nahe gelegenen Friedhof Maryrest auch die Gebete sprach. Danach fuhren sie in den Ridgewood Country Club, wo für die Trauergäste ein Essen gegeben wurde.
    Über zweihundert Menschen waren versammelt. Die düstere Stimmung hellte sich nach ein oder zwei Bloody Marys spürbar auf, und die Atmosphäre gewann etwas Festliches. Mariah war froh darum, denn von den Anwesenden bekam sie nur zu hören, was für ein wunderbarer Mensch ihr Vater gewesen sei. Brillant. Geistreich. Attraktiv. Charmant. Ja, dachte sie. Ja.
    Nach dem Essen, als sich Rory mit ihrer Mutter gerade auf den Heimweg machte, nahm Pater Aiden sie zur Seite. Obwohl niemand mehr da war, der sie hätte hören können, fragte er mit leiser Stimme: »Mariah, hat Ihr Vater Ihnen anvertraut, dass er seinen baldigen Tod vorhergesehen hat?«
    Ihr Blick war ihm offensichtlich Antwort genug. »Ihr Vater hat mich letzten Mittwoch besucht und mir von seiner Vorahnung berichtet. Wir haben im Kloster eine Tasse Kaffee getrunken, und dort hat er mir ein Geheimnis anvertraut. Wie Sie vielleicht wissen, hat er einige alte Schriftrollen übersetzt, die in einem Ver steck in einer seit Jahren aufgelassenen Kirche gefunden wurden, die nun abgerissen werden soll.«
    »Ja, das weiß ich. Er hat mal erwähnt, dass sie bemerkenswert gut erhalten sind.«
    »Sollte Ihr Vater sich nicht getäuscht haben, befindet sich darunter ein Dokument von unschätzbarem Wert, der nicht in Geld zu messen ist.«
    Verblüfft starrte Mariah den achtundsiebzigjährigen Pater an. Während des Gottesdienstes war ihr sein starkes Humpeln aufgefallen, Folge seiner Arthritis. Seine dichten weißen Haare betonten die tiefen Falten auf seiner Stirn, und die Besorgnis in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Hat er Ihnen gesagt, worum es sich bei dieser Schriftrolle handelt?«, fragte sie.
    Pater Aiden sah sich um. Die meisten Gäste erhoben sich und verabschiedeten sich von ihren Freunden. Es war damit zu rechnen, dass sie noch zu Mariah kamen, um ihr ein letztes Mal ihr Beileid zu bekunden, ihr die Hand zu drücken und die unvermeidlichen Worte zu sprechen: »Und rufen Sie uns auf jeden Fall an, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
    »Mariah«, antwortete er. »Hat Ihr Vater jemals von einem Brief erzählt, den Jesus angeblich an Josef von Arimathäa geschrieben hat?«
    »Ja, immer wieder im Lauf der letzten Jahre. Er hat mir erzählt, dass er sich in der Vatikanischen Bibliothek befunden habe, aber wenig über ihn bekannt sei, weil mehrere Päpste, unter anderem Sixtus IV., nicht von seiner Echtheit überzeugt waren. Der Brief ist in dessen Amtszeit im fünfzehnten Jahrhundert abhandengekommen, angeblich soll ihn jemand gestohlen haben, der glaubte, Papst Sixtus wollte ihn vernichten lassen.« Erstaunt fragte sie: »Pater Aiden, wollen Sie mir sagen, dass Vater diesen Brief gefunden hat?«
    »So ist es.«
    »Dann musste er seinen Fund von zumindest einem weiteren Experten bestätigen lassen. Von jemandem, dessen Meinung über jeden Zweifel erhaben ist.«
    »Genau das hat er mir auch gesagt.«
    »Hat er einen Namen genannt?«
    »Nein. Aber es müssen mehrere gewesen sein, denn er hat gesagt, bei einem der Experten bereue er es, ihn hinzugezogen zu haben. Natürlich wollte er das Perga ment der Vatikanischen Bibliothek zurückgeben, die betreffende Person aber hat ihm gesagt, man könne eine Menge Geld damit machen, wenn man es an einen Privatsammler verkauft.«
    In der Zeit vor Lily wäre ich die Erste gewesen, der Dad von seinem Fund erzählt hätte, dachte Mariah, und er hätte mir auch gesagt, wen er noch alles eingeweiht hat. Wieder spürte sie Verbitterung und Reue, während sie den Blick über die Tische schweifen ließ. Viele der Anwesenden sind Kollegen meines
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