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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Autoren: Mary Higgins Clark
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so plötzlich gekommen«, sagte Albert.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Mariah und betrachtete die vier Männer, die mit ihrem Vater befreundet gewesen waren. »Habt ihr schon mit der Polizei gesprochen? Ich habe den Beamten eine Liste mit den engen Freunden geben müssen, und natürlich habe ich euch alle aufgeführt.« Dann wandte sie sich an Lily. »Ich muss wohl nicht erwähnen, dass dein Name ebenfalls darauf steht.«
    War in ihren Mienen eine Veränderung bemerkbar?, fragte sich Mariah. Schwer zu sagen, denn in diesem Augenblick erschien der Direktor des Bestattungsinstituts und bat alle Anwesenden, Abschied vom Toten zu nehmen und sich dann zu den Autos zu begeben. Es war an der Zeit, in die Kirche zu fahren.
    Sie wartete mit ihrer Mutter, bis alle anderen fort waren. Erleichtert stellte sie fest, dass Lily so viel Anstand besaß und ihren Vater nicht berührte. Ich glaube, ich hätte mich nicht mehr beherrschen können, wenn sie sich über ihn gebeugt und ihm einen Kuss gegeben hätte, dachte sie.
    Ihre Mutter schien überhaupt nicht zu registrieren, was um sie herum vor sich ging. Als Mariah sie zum Sarg führte, starrte sie nur auf ihren toten Mann und sagte: »Ich bin froh, dass er sich das Gesicht gewaschen hat. So viel Lärm … so viel Blut.«
    Mariah übergab Rory ihre Mutter und nahm daraufhin selbst Abschied. Daddy, du hättest noch viele Jahre leben sollen, dachte sie. Aber jemand wird dafür büßen, dass er dir das angetan hat.
    Sie beugte sich vor, legte ihre Wange an die seine und bereute es sofort. Was sie spürte, war die harte, kalte Oberfläche irgendeines Gegenstands, aber es hatte nichts mehr mit ihrem Vater gemein.
    Als sie sich wieder aufrichtete, flüsterte sie zum Ab schied: »Ich werde mich um Mom kümmern, ver sprochen.«

3
    L illian Stewart schlich sich in die Kirche, nachdem der Trauergottesdienst schon begonnen hatte, und verließ sie noch vor dem letzten Gebet, sodass sie nach dem frostigen Empfang im Bestattungsinstitut nicht mehr Gefahr laufen konnte, Mariah oder deren Mutter zu begegnen. Dann fuhr sie zum Friedhof, parkte in einiger Entfernung zum Eingang und wartete, bis die Beerdigung vorüber war und die Trauergäste sich verabschiedet hatten. Erst dann fuhr sie weiter zu Jonathans Grabstelle, stieg aus und ging mit einem Dutzend Rosen zum frisch aufgeworfenen Grab.
    Die Totengräber, die gerade den Sarg in die Erde lassen wollten, traten respektvoll zurück, als sie sich hinkniete, die Rosen auf den Sarg legte und flüsterte: »Ich liebe dich, Jon.« Blass, aber gefasst ging sie an den Grabreihen vorbei zu ihrem Wagen zurück. Erst als sie hinter dem Steuer saß, überließ sie sich ihren Gefühlen und verbarg das Gesicht in den Händen. Die bislang zurückgehaltenen Tränen strömten ihr nun ungehindert über die Wangen, ihr ganzer Körper bebte unter ihrem Schluchzen.
    Kurz darauf wurde die Beifahrertür geöffnet. Er schreckt blickte sie auf und unternahm den vergeblichen Versuch, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Tröstende Arme hielten sie fest, bis ihr Schluchzen abgeebbt war. »Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finde«, sagte Richard Callahan. »Ich habe dich in der Kirche gesehen.«
    Lily löste sich von ihm. »O Gott, ich hoffe, Mariah oder ihre Mutter haben mich nicht bemerkt«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    »Ich glaube nicht. Ich habe dich gesucht, nachdem du das Bestattungsinstitut verlassen hast. Du hast gesehen, wie voll die Kirche war?«
    »Richard, es ist sehr nett, wenn du dich um mich kümmerst, aber wirst du nicht beim Essen erwartet?«
    »Ja, aber erst wollte ich sehen, wie es dir geht. Ich weiß, wie viel Jonathan dir bedeutet hat.«
    Lillian hatte Richard Callahan fünf Jahre zuvor bei ihrer ersten archäologischen Grabung kennengelernt. Er war Doktor für Biblische Geschichte an der Fordham University und hatte davor ein Jesuitenseminar besucht, das er jedoch vor der Priesterweihe verlassen hatte. Mit seiner unbeschwerten Art war er ihr überraschenderweise ein guter Freund geworden. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er ihre Beziehung zu Jonathan nicht unbedingt gutheißen würde, aber falls dem so war, hatte er sich ihr gegenüber nie darüber ausgelassen. Es war auf dieser ersten Grabung gewesen, dass sie und Jonathan sich heftig ineinander verliebt hatten.
    Lillian lächelte schwach. »Richard, ich bin dir sehr dankbar, aber du solltest jetzt wirklich zu den anderen zurück. Jonathan hat mir oft gesagt, dass Mariahs
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