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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mariah sprachen.
    Rory setzte Kathleen auf einen Platz in der ersten Reihe, kam anschließend zu ihnen und stellte sich hinter sie, wo sie mit ihrem schwarz-weißen Kleid und ih ren grauen, zu einem Knoten gebundenen Haaren nicht weiter auffiel. Sie versuchte, ihre Nervosität zu verbergen, und musste ständig daran denken, dass sie zwei Jahre zuvor die Arbeit nur wegen Joe Peck angenommen hatte, einem fünfundsechzigjährigen Witwer, der im selben Apartmentgebäude an der Upper West Side in Manhattan wohnte wie sie.
    Joe Peck war pensionierter Feuerwehrmann und besaß ein Haus in Florida. Sie war mit ihm regelmäßig zum Essen ausgegangen, und Joe hatte ihr anvertraut, wie einsam er sich seit dem Tod seiner Frau fühlte. Rory hatte daraufhin insgeheim die Hoffnung gehegt, dass er ihr vielleicht einen Heiratsantrag machen würde. Aber dann hatte er eines Abends bei einem ihrer Treffen gestanden, dass er eine andere Frau kennengelernt habe, die bei ihm einziehen würde.
    Noch in derselben Nacht hatte Rory ihrer besten Freundin Rose voller Wut und Enttäuschung erzählt, dass sie die ihr angebotene Stelle in New Jersey annehmen würde. »Die Arbeit wird gut bezahlt. Ich werde von Montag bis Freitag dort sein und keinen Grund haben, nach der Arbeit nach Hause zu eilen, weil ich vielleicht hoffe, Joe könnte anrufen«, hatte sie verbittert gesagt.
    Aber nie im Leben habe ich mir träumen lassen, dass es damit enden würde, dachte sie. Dann erblickte sie zwei Männer Ende sechzig. »Sehen Sie da drüben«, flüs terte sie Benet und Rodriguez zu, »diese beiden sind Experten auf Professor Lyons’ Fachgebiet. Sie kommen so einmal im Monat zu Besuch, und ich weiß, dass Professor Lyons oft mit ihnen telefoniert hat. Der größere ist Professor Charles Michaelson, der andere Professor Albert West.«
    Eine Minute später zupfte sie an Benets Ärmel. »Hier kommen Callahan und Pearson«, sagte sie. »Die Geliebte ist auch dabei.«
    Mariah riss die Augen auf, als sie die Neuankömmlinge bemerkte. Ist es zu fassen! Lily ist so dreist, hier aufzutauchen, dachte sie und musste sich gleichzeitig unweigerlich eingestehen, dass Lillian Stewart mit ihren kastanienbraunen Haaren und den braunen Augen eine sehr attraktive Frau war. Sie trug ein hellgraues Leinenkostüm mit weißem Kragen. Wie lange wird sie dafür wohl die Geschäfte durchstöbert haben?, fragte sich Mariah. Es war die perfekte Trauerkleidung für eine Geliebte.
    Genau solche Sticheleien habe ich auch Dad gegen über immer geäußert, dachte sie reumütig. Und ich habe ihn gefragt, ob sie auch solche hochhackigen Schuhe tragen würde, wenn sie in den Ruinen herumgraben. Ohne Lily Stewart zu beachten, gab sie Greg Pearson und Richard Callahan die Hand. »Was für ein trauriger Tag heute, nicht wahr?«, sagte sie.
    Der Kummer im Blick der beiden hatte etwas Tröstliches. Sie wusste, wie wichtig ihnen die Freundschaft zu ihrem Vater gewesen war. Sie waren beide Mitte dreißig und eifrige Amateurarchäologen, trotzdem hät ten sie unterschiedlicher nicht sein können. Richard, schlank, über eins neunzig groß, mit schwarzen Haaren, in die sich allmählich graue Strähnen schlichen, besaß einen ausgeprägten Sinn für Humor. Sie wusste, dass er ein Jahr lang das Priesterseminar besucht hatte und nach wie vor nicht ausschloss, doch noch Geistlicher zu werden. Er wohnte in der Nähe der Fordham University, wo er auch unterrichtete.
    Greg war genau so groß wie sie, wenn sie Absätze trug. Er hatte braune, kurz geschnittene Haare und gro ße, helle graugrüne Augen. Er gab sich stets still und zurückhaltend, und Mariah hatte sich schon oft gefragt, ob er trotz seiner geschäftlichen Erfolge insgeheim nicht ein überaus schüchterner Mensch war. Vielleicht war das einer der Gründe, warum er Dad so sehr geschätzt hat, dachte sie. Dad war ein faszinierender Erzähler gewesen.
    Sie hatte sich einige Male mit Greg getroffen, aber da sie ihm keinerlei romantische Gefühle entgegenbrachte und fürchtete, eben dies könnte bei ihm der Fall sein, hatte sie ihm bald zu verstehen gegeben, dass sie einen anderen hatte. Von da an hatte er sie nicht mehr gefragt, ob sie mit ihm ausgehen wolle.
    Die beiden Männer knieten kurz vor dem Sarg. »Die langen Abende mit dem Geschichtenerzähler sind jetzt also vorbei«, sagte Mariah, als sie sich erhoben.
    Dann traten Albert West und Charles Michaelson zu ihr. »Mariah, es tut mir so leid. Ich bin immer noch völlig fassungslos. Das alles ist
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