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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Autoren: Mary Higgins Clark
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ab.«
    Willy hatte seine ganz eigene Art, Alvirah zuzustimmen, wenn sie wie hier zu unumstößlichen Schlussfolgerungen gelangt war. »Wie immer hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, meine Liebe«, beschied er, obwohl er sich um alles in der Welt nicht vorstellen konnte, eine andere Frau auch nur anzusehen, solange er seine geliebte Alvirah hatte.
    Am letzten Tag der Überfahrt, als sie in Istanbul von Bord gegangen waren, hatte es wie immer vor Menschen gewimmelt, die gegenüber ihren Reisegefährten, die sie an Bord kennengelernt hatten, auf die Schnelle noch Einladungen aussprachen und ihnen sagten, sie müssten sie unbedingt in Hot Springs oder in Hongkong oder auf ihrer hübschen kleinen Insel besuchen kommen, die nur eine Bootsfahrt von St. John entfernt lag. Alvirah hatte dazu nur gesagt: »Willy, weißt du denn nicht, was sie für ein Gesicht ziehen, wenn wir wirklich vor ihrer Haustür aufkreuzen sollten? Das ist doch alles bloß so dahingesagt und bedeutet nur, dass sie sich in unserer Gesellschaft wohlgefühlt haben.«
    Daher waren sie aufrichtig überrascht gewesen, als sie ein halbes Jahr später, nach der Rückkehr von ihrer Venedig-Istanbul-Reise, einen Anruf von Professor Jonathan Lyons erhalten hatten. »Hier ist Jon Lyons«, hatte er sie mit seiner volltönenden Stimme begrüßt. »Ich habe meiner Frau und meiner Tochter so viel von Ihnen erzählt, dass sie Sie gern kennenlernen würden. Wenn Dienstag für Sie passt, könnte meine Tochter Mariah, die in Manhattan wohnt, Sie abholen und später wieder nach Hause fahren.«
    Alvirah nahm die Einladung mit Begeisterung an, doch als sie aufgelegt hatte, sagte sie: »Willy, meinst du, seine Frau weiß von Lily? Pass lieber auf, dass du dich nicht verplapperst.«
    Pünktlich um halb sieben am folgenden Dienstag abend meldete sich der Pförtner über die Gegen sprechanlage der Meehan-Wohnung in der Central Park South und verkündete, dass eine Ms. Lyons da sei, um sie abzuholen.
    Alvirah hatte Jonathan Lyons ins Herz geschlossen, und ähnlich erging es ihr auch mit seiner Tochter. Mariah war eine freundliche, warmherzige junge Frau und hatte sich nicht nur die Mühe gemacht, Alvirahs Buch zu lesen, sondern verfolgte beruflich auch ähnliche Interessen. Als Anlageberaterin war sie nämlich immer bestrebt, für ihre Kunden vernünftige Investmentmöglichkeiten mit geringem Risiko zu finden. Als sie in Mahwah, New Jersey, eintrafen, war Alvirah zu dem Schluss gekommen, dass Mariah genau die rich-tige Frau für ihre Lottogewinner wäre, besonders für jene, die durch zwielichtige Spekulationsgeschäfte einen Großteil ihrer Gewinne wieder verloren hatten.
    Erst als sie in die Anfahrt einbogen, fragte Mariah zögernd: »Hat mein Vater Ihnen erzählt, dass meine Mutter unter Demenz leidet? Sie ist sich dieser Tatsache bewusst und tut alles, um es zu verbergen, aber wenn sie Ihnen zum zweiten oder dritten Mal die gleiche Frage stellt, dann wissen Sie, woran es liegt.«
    Die Cocktails wurden in Jonathans Arbeitszimmer serviert, weil der Professor ganz richtig davon ausging, dass Alvirah gern einige der Kunstschätze sehen wollte, die er im Lauf der Zeit zusammengetragen hatte. Betty, die Haushälterin, hatte ein köstliches Essen vorbereitet, und den Gästen sowie Mariah und ihrem Vater gelang es wunderbar, die Aussetzer zu überspielen, die der nicht mehr jungen, aber immer noch äußerst attraktiven Kathleen Lyons im Gespräch unterliefen. Es war ein anregender und vergnüglicher Abend, der erste von vielen, die noch folgen sollten.
    Bei der Verabschiedung fragte Kathleen plötzlich, wie Willy und Alvirah ihren Mann kennengelernt hatten. Als sie von der Kreuzfahrt von Venedig nach Istanbul erzählte, wurde Kathleen sehr erregt. »Ich wäre so gern mitgefahren«, sagte sie. »In Venedig haben wir damals unsere Flitterwochen verbracht, hat Jonathan Ihnen das gesagt?«
    »Meine Liebe, ich habe dir doch erzählt, wie ich die Meehans kennengelernt habe, und vergiss nicht, der Arzt hat dir von der Reise abgeraten«, warf Jonathan Lyons beschwichtigend ein.
    Auf der Heimfahrt sagte Mariah unvermittelt: »War Lillian Stewart mit auf dem Schiff, als Sie meinen Vater kennengelernt haben?«
    Alvirah zögerte und überlegte, was sie darauf antworten sollte. Ich werde auf keinen Fall lügen, dachte sie, außerdem weiß Mariah vermutlich längst, dass Lily mit dabei war. »Mariah, sollten Sie diese Frage nicht lieber Ihrem Vater stellen?«, antwortete sie
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