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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter
Autoren: Chris P. Rolls
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    Lars und sein Mitbewohner Basti, die beide hetero waren, interessierten sich stets für Kais aktives Liebesleben, so es denn eins gab. Seit Paolo ausgezogen war - nachdem sie es immerhin sensationelle zwei Wochen miteinander ausgehalten hatten - war allerdings Ruhe eingekehrt. Außer Gelegenheitssex, wenn es Kai nach Hamburg verschlug, lief da nichts.
    Erzähl! Wie alt, wie sah er aus? Gibt es bei euch da drüben wirklich was anderes als Skinheads und Bauern?, schrieb Lars und Kai schnaubte empört. Er war vor einigen Jahren in den Osten gezogen, aber Vorurteile hielten sich hartnäckig, auch wenn er nur wenige davon bestätigen konnte. Er fühlte sich wohl. Die Mecklenburger waren ein besonderer Schlag Menschen, die meisten entsprachen allerdings nicht dem Bild, welches man sich in Hamburg machte.
    Anscheinend gibt es hier doch noch echte Sahneschnittchen. Süße siebzehn, schlank, dunkelblond mit wunderschönen graugrünen Augen. Und eine Figur sag ich dir, da stand er gleich stramm. Ach ja und die Lippen … musste an mich halten, ihn nicht gleich anzufallen. Hätte ihn ja gerne sofort flachgelegt, war aber wenig interessiert. Leider, leider mal wieder ein Hetero. Von euch gibt es zu viele. Pure Verschwendung. Lol, antwortete Kai und seufzte tief und selbstmitleidig auf.
    Hey, so etwas Junges darf man ja auch nicht einfach so anfallen. Wo bleibt dein Anstand?, erschien Lars Antwort und Kai schmunzelte. Habe keinen, weißt du doch. Noch ist ja nix verloren, denn er spielt morgen Taxi für mich armen, radlosen Typen und vielleicht kann ich ihn noch überzeugen und mach aus ihm einen Homo, wer weiß *grins*.  
    Lars kannte ihn gut genug: Du gibst nicht so leicht auf, oder? Wünsche dir viel Erfolg. Verausgabe dich nicht zu sehr, sonst wird es nix mit der Challenge oder ich überhole dich. Du weißt doch: Sex und Sport passen nicht zusammen. Halte mich auf dem Laufenden, ja? Der Weg ist das Ziel! Bin weg, Basti lässt gerade was anbrennen.  
    Oh, ja, dachte Kai. Der Weg ist das Ziel. Fast so etwas, wie sein Leitspruch. Er ließ die Gedanken schweifen und fand sich prompt in graugrünen Augen gefangen.
    Vielleicht ... Man weiß ja nie. Leon hat offensichtlich bislang nicht viel Erfahrung und ich würde mich durchaus gerne anbieten, dem abzuhelfen, sollte er tatsächlich ein gewisses Interesse zeigen, dachte Kai selbstgefällig.
    Er war immerhin Sportler und eins trainierte er regelmäßig: seine Ausdauer.

 
3 Eiskristalle
     
    Es klingelte. Überrascht blickte Kai von seinem Trainingsplan auf, den er beim Frühstück durchging. Sein Blick glitt zur Uhr an der Wand. Es war kurz nach 8 Uhr. Donnerwetter, er ist überpünktlich, dachte er stirnrunzelnd, als er den Plan zur Seite schob.
    „Tachschön!“ Leon begrüßte ihn mit schüchternem Lächeln. Draußen war es lausig kalt. Der Frost der Nacht hing in der Luft und ließ Leons Atem in rauchigen Wolken kondensieren. Er trug heute keine Reithose, wie Kai etwas bedauernd feststellte, sondern eine verwaschene Jeans und feste Trekkingstiefel. Seine Jacke war gerade geschnitten, grau und warm gefüttert. In der eisigen Kälte sahen seine Wangen rosa aus und Kais Blick hing etwas zu lange an den weichen, vollen Lippen. Er riss sich zusammen.
    „Oh, hallo.“ Kai hatte sich noch immer nicht an die merkwürdige Begrüßung hierzulande gewöhnt und mied sie. „Du bist aber früh dran.“ Leons Lächeln verschwand und er wirkte sofort verunsichert. Kai beeilte sich ein: „Macht ja nichts, ich esse nur eben schnell mein Müsli auf. Komm doch rein“, hinzuzufügen. Er trat zur Seite und öffnete die Tür. Rasch warf er einen Blick aufs Thermometer: minus 12 Grad. Er hasste diesen Winter. Zögernd kam Leon rein. Kai schloss schnell die Tür und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
    „Scheiße kalt da draußen“, brummte er und deutete auf seinen Garderobenständer. „Du kannst deine Jacke da aufhängen. Magst du noch einen warmen Kaffee haben?“ Leon suchte derweil einen freien Platz an Kais übervoller Garderobe. An jeden Haken ging eine Lauf-, Regen-, Radler-, Outdoor oder Winterjacke. Schließlich entdeckte er ein Plätzchen und drapierte seine Jacke darüber. Sein Blick wanderte neugierig über Kais Schuhsammlung unter der Garderobe, eine bunte Sammlung aus Laufschuhen und Stiefeln.
    „Äh, nein danke. Ich trinke gar keinen Kaffee“, meinte Leon. „Wozu brauchst du denn so viele Turnschuhe?“
    „Du kannst auch was anderes haben.“ Kai setzte den
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