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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter
Autoren: Chris P. Rolls
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Gegensatz zu Leon war seine Reithose an der Hüfte weit geschnitten, sah wenig vorteilhaft aus. So unterschiedlich kann das sei n, dachte Kai amüsiert und überflog den Text unter dem Link.: „Burghardt Lenkowski, ehemals erfolgreicher Springreiter VEB Moraas“ Im Text stand, dass er für den Unterricht, Beritt und Pferdeverkauf zuständig war und es gab auch Bilder von ihm zu Pferde. Alle Fotos zeigten ihn über dem Sprung. Auf Kai wirkte keines der Bilder so elegant wie die von Leon, dessen schlanke Figur mit dem Pferd fast eine Einheit zu bilden schien.
    „Als ob du das beurteilen könntest“, warf er sich selbst vor. Im Vergleich zu seinem Vater wirkte Leon nahezu grazil, dabei sah man auf den Sommerbildern durchaus, wie durchtrainiert er war. Kai ertappte sich bei dem Gedanken, wie Leon wohl ohne Kleidung aussehen würde. Es war gewiss nicht das erste Mal, dass er einen Typ wie ihn anziehend fand. Im Gegenteil. Kai war niemand, der etwas anbrennen ließ, wenn sich ihm die Möglichkeit bot. Seine letzte Beziehung - wenn man es denn so nennen konnte - lag länger zurück. Seither hatte er kurze Liebschaften gepflegt, die mehr von beiderseitigen sexuellen Bedürfnissen geprägt waren, als von Liebe.
    Kai seufzte und schloss das Browserfenster, um sich erneut dem Forum zu widmen. Meistens scheiterten seine Beziehungen daran, dass er den Sport an die erste Stelle setzte. Wer damit nicht leben konnte, passte eben auch nicht zu ihm. So einfach war das. Paolo hatte das nicht begriffen. Der Sport, und immer neue Herausforderungen, trieben ihn an, waren sein Lebenselixier. Er war ein Endorphinjunkie, sportsüchtig, ausdauerversessen. Immer wieder die eigenen Grenzen ausloten, an die Leistungsgrenze gehen. Das Limit immer stärker ausreizen, den Körper weiter und weiter treiben, bis nur noch der pure Wille ihn am Laufen hielt, das war wie eine Droge für Kai geworden, seit er seinen ersten Halbmarathon beendet hatte.
    Das war lange her. Seither war die Kilometergrenze stetig angestiegen. Als auch der Marathon ihm nicht mehr reichte, waren es Ultramarathons geworden und daneben Triathlon. Insgeheim war sich Kai durchaus bewusst, dass Laufen für ihn mittlerweile einen adäquaten Ersatz für sein mäßiges Liebesleben darstellte. Es war ihm egal, solange es ihm den nötigen Kick gab, den er in seinem Leben brauchte.
    In Gedanken bei Leon, beantwortete er seine Mails und klickte sich durch ein paar Beiträge zu dem Thema Intervalltraining. Er hatte heute keine rechte Lust, sich an der Diskussion zu beteiligen und wollte sich schon ausloggen, als er eine ganz aktuelle PN von Speedmaster entdeckte. Kai lächelte, denn hinter dem Namen verbarg sich sein guter Freund Lars. Genau wie er, war dieser Triathlet. Er lebte in Hamburg und arbeitete in einen bekannten Outdoorladen. Kai öffnete die PN und überflog den Text: Hallo Kai! Was macht die Kunst? Hast du dich schon angemeldet, oder wartest du noch auf besseres Wetter? Gruß Lars.
    Bei dem Gedanken an das unwirtliche Winterwetter verzog Kai missmutig den Mund und antwortete: Hi Lars, aber klar hab ich mich angemeldet. Denkst du etwa, das bisschen Schnee hält mich ab? Ich will unbedingt laufen und außerdem ist da ja noch die Challenge. Kai.  
    Auf keinen Fall würde ihn dieser blöde Winter daran hindern, seine Pläne zu verwirklichen. Ein paar kleinere Wettkämpfe, vornehmlich Läufe und sein großes Ziel: die Challenge. Unter acht Stunden.
    Typisch Mister Toughguy, antwortete Lars in der nächsten PN. Kämpfst du dich da im tiefsten Osten durch die Schneemassen? Habe gehört, um Rostock rum ging gar nix mehr? Oh ja, Kai erinnerte sich, dass bei den heftigen Schneefällen im Bereich Schwerin und Rostock der gesamte Verkehr, samt Zug und Bussen zum Erliegen gekommen war. In Hagenow und Umgebung hatte es zwar ebenfalls heftig geschneit und gewohnt gestürmt, aber es war keine solche Ausnahmesituation geworden.
    Er tippte erneut eine Antwort: Hier geht es. Aber bin heute in eine Schneewehe geweht worden. Mein Rad ist hinüber. Ganz große Scheiße. Hoffentlich finde ich jemanden, der es schnell repariert.  
    Schöner Mist. Pass hübsch auf dich auf. Wenn an dir was kaputt geht, ist die Saison schneller gelaufen, als du gucken kannst. Meint auch Basti, kam die Antwort von Lars. Kai zögerte kurz und tippte: Nix passiert. Hab dabei nen schnuckeligen Typen getroffen. Mann, der sah klasse aus. Seufz ;-) Leider wohl Hetero, aber genau mein Typ. Das Leben ist so unfair.
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