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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter
Autoren: Chris P. Rolls
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Ich muss ohnehin täglich nach Lulu*, wegen meiner Oma. Nur, wenn du willst, meine ich.“ Unsicher und verlegen sah er Kai an. „Klar. Klasse. Gibst du mir deine Handynummer? Dann telefonieren wir uns zusammen. Das würde mir wenigstens eine Tour Bus sparen und ich hasse Busfahren.“
    „Okay.“ Leon verschwand kurz im Auto, kam gleich darauf zu ihm und drückte ihm eine Visitenkarte in die Hand. „Das da unten, ist meine Nummer. Die andere unser Büro.“ Zum ersten Mal lächelte er Kai offen an. Er winkte zum Abschied, stieg ein, setzte rückwärts und fuhr davon.
    Er hat nicht nur einen tollen Körper, nein, auch noch ein verdammt charmantes Lächeln, dachte Kai sehnsuchtsvoll und ignorierte jede Reaktion seines Körpers, dem es, trotz des eisigen Windes und der winterlichen Temperaturen, in einigen Bereichen wohlig warmgeworden war.
     
    * Lulu ist die einheimische Bezeichnung für Ludwigslust

 
2 Kältewelle
     
    Schnell raus aus den feuchten Klamotten und ab ins Badezimmer. Kai stellte die Heizung höher und ließ das Bad ein. Während das Wasser lief, zog er sich einen Bademantel über und ging in sein Wohnzimmer, um sich Lektüre für die Wanne zu suchen. Auf dem Couchtisch lagen diverse Fachzeitschriften und er griff wahllos eine heraus und kehrte ins warme Badezimmer zurück. Seufzend ließ er sich in die Wanne hineingleiten und genoss das intensive Gefühl der Wärme. Er schloss die Augen und ungefragt kam ihm Leon in den Sinn. Graugrüne Augen unter dunkelblonden Haarspitzen, ein schlanker Männerkörper, ein verschämtes Lächeln. Kai seufzte noch tiefer auf.
    Warum muss ich ausgerechnet auf jemanden treffen, der mich anspricht? Es gibt doch weiß Gott genug Homos auf der Welt, wieso muss unfairerweise ausgerechnet ich auf einen süßen Hetero treffen?
    Frustriert tauchte Kai unter und versuchte das Bild des jungen Mannes in den engen Reithosen zu verdrängen. Als er auftauchte, war es jedoch noch immer da. Ebenso, wie die ziehende Erregung in seinen Lenden.
    Missmutig griff er nach der Zeitschrift und versuchte sich abzulenken. Keine Chance. Immer wieder sah er schlanke, lange Beine in einer grauen, engen Hose und den knackigen Hintern, der sich deutlich abzeichnete. Kai verzog gequält lächelnd den Mund und sah an sich hinab. Seine Hand glitt tiefer und umschloss seinen munteren Freund.
    „Okay, du hast Recht. Er sieht toll aus, hat einen geilen Arsch, süße Augen, und klar hätte ich ihn gerne flachgelegt. Aber leider wirst du dich mal wieder mit meiner Hand zufriedengeben müssen. Mehr ist nicht drin“ Er schloss die Augen, benutzte seine Hand und ließ der Fantasie freien Lauf. Die Wärme tat ihr Übriges, dass er sich schon bald sehr gut und angenehm erschöpft fühlte.
    Am Abend saß er am Computer und ging die Beiträge im Laufforum durch, als ihm einfiel, dass er sich noch mit Leon zusammen telefonieren wollte. Kai stand auf, durchsuchte die Tasche seiner Radlerhose, die er achtlos neben die Waschmaschine geworfen hatte, und zog das kleine Visitenkärtchen hervor. Nachdenklich betrachtete er es. Es zeigte einen Pferdekopf und den Schriftzug: „Reiterhof Am Walde“. Darunter war mit Punkten eine Liste aufgeführt: Reitunterricht, Ponyreiten, Pension, Ferienhof, Pferdehandel. „Reiturlaub in der Griesen Gegend“, stand noch darauf und neben der Telefonnummer ganz unten Leonard Lenkowski.
    Kai schmunzelte. Immer noch besser als „Kevin“. Es war eine überaus beliebte Kombination: amerikanische Namen mit typisch deutschen Nachnamen. Fast jeder dritte Junge wurde nach der Wende „Kevin“ genannt und die Mädchen mussten mit „Mandy“ leben. Kevin Schmidt oder Mandy Müller, tolle Kombination. Aber Leonard? Leon klingt viel besser, passt einfach mehr zu ihm.  
    Unternehmungslustig setzte er sich an den Computer, hangelte nach seinem Handy und tippte die angegebene Nummer ein. Er wartete auf das Klingelzeichen und klickte sich nebenbei durch seine Mails. Erst als das Tuten unterbrochen wurde, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Handy.
    „Leon Lenkowski“, meldete sich selbiger und Kai lauschte einen Moment nur auf den Nachhall seiner Stimme. Irgendwie sexy, ein winziges bisschen rauchig. Hastig riss er sich zusammen. „Hey! Hallo Leon. Hier ist Kai, den du heute aus dem Schnee gefischt hast. Du erinnerst dich?“ Für einen Moment war Stille am anderen Ende, dann hörte Kai ein pferdiges Schnauben im Hintergrund und Kinderstimmen. „Klar. Äh, kleinen Moment bitte.“ Die
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