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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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war weg.
    Volkmann hatte das Gefühl, daß alles Leben aus ihm wich. Er sah nur noch einen dunstigen Schleier über sich und fühlte sich merkwürdig leicht. Sekunden später wurde die Trage angehoben und er, jedenfalls schien es so, schwebte mitten in der Luft.
    Dann schlug die Woge unerträglichen Schmerzes endgültig über ihm zusammen.
    Er versank im Dunkel.
    Konrad Weber brauchte drei Minuten, um in sein Büro im Reichstag zu gelangen.
    Werner Bargel und Axel Wiglinski begleiteten Weber und seine beiden Leibwächter.
    Als sie das Büro des Vizekanzlers erreichten, schloß Weber die Tür auf und trat ein. Er ließ die Männer im Flur stehen und schloß hinter sich ab.
    Er durchquerte den eichengetäfelten Raum und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    Seine Handflächen waren schlüpfrig von Schweiß. Mit zitternden Händen öffnete er die Schublade, nahm den Fernzünder heraus und legte ihn sich in die linke Handfläche.
    Dann ballte er seine freie Hand zur Faust und atmete tief durch.
    Werner Bargels Handy summte.
    Bauers Stimme klang hektisch aus dem Lautsprecher. »Wo sind Sie, Bargel?«
    »Vor dem Büro des Vizekanzlers.«
    »Mein Gott, Bargel, hören Sie mir zu …«
    Konrad Weber hörte die aufgeregten Stimmen in der Halle, hörte das Krachen des Holzes, als die Tür eingetreten wurde und sah die Pistole in Bargels Hand.
    Als Bargel die Waffe hob, drückte Weber auf den Knopf.
    Nach einer Schrecksekunde rollte der Nachhall einer fernen Detonation wie ein Donnerschlag durch den Reichstag.
    EPILOG
    Zwei Tage später erwachte Volkmann kurz nach zehn Uhr morgens auf der Privatstation des Isar-Krankenhauses in München.
    Irgendwo hinter einer verschlossenen Tür spielte ein Radio Weihnachtsmusik. ›Stille Nacht, heilige Nacht‹, das Weihnachtslied, bei dem sein Vater immer hatte weinen müssen, und zwar nicht aus Rührung, sondern weil er noch atmete, noch am Leben war.
    Man hatte Volkmann an ein unüberschaubares Gewirr aus Drähten und Schläuchen angeschlossen und an seiner nackten Brust Sonden befestigt, die mit einer Maschine verbunden waren. Sein Herz schlug im gleichen Rhythmus wie das Zucken eines kleinen, weißen Punktes auf einem grünen Bildschirm neben dem Bett. Um seinen Kopf fühlte er einen Druck, nicht wie ein Stahlband, sondern weicher. Er berührte den Baumwollverband. Ein anderer war um seine gefühllose rechte Hand angelegt. Sein rechter Arm war von oben bis unten eingegipst.
    Am Fußende des Bettes saß Werner Bargel. Eine Schwester erschien wie aus dem Nichts, und plötzlich verfielen alle in hektische Betriebsamkeit.
    Bargels Stimme drang durch das Durcheinander.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Volkmanns Lippen klebten zusammen, und er mußte sich anstrengen, um sie zu trennen.
    »Lausig.«
    Erst zwanzig Minuten später kam Bargel dazu, weiterzureden
    – nachdem die Ärzte gerufen worden waren und Volkmann untersucht hatten, nachdem die Schwester ihn versorgt, ihm einen Becher mit kaltem Wasser an die trockenen, aufgerissenen Lippen gehalten und ihn zum Trinken gebracht hatte. Er hatte zwei gelbe Pillen schlucken müssen. Und jemand hatte mit einem feuchten Waschlappen sein Gesicht und seinen Hals abgetupft. Das war erfrischend und kühl.
    Er sah, wie Bargel außerhalb seiner Hörweite mit den Ärzten sprach. Dann leerte sich das Zimmer langsam, bis sich endlich die Tür schloß und Bargel und Volkmann allein waren.
    Der Verfassungsschützer setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.
    »Die Ärzte haben mir versichert, daß Sie sich rasch erholen.
    Aber eine Zeitlang sah es gar nicht gut aus.«
    Volkmann richtete sich auf und ließ sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückfallen. Das Pochen in seiner rechten Schläfe raubte ihm fast den Verstand.
    »Immer mit der Ruhe, Joe. Sie haben Ihnen etwas verabreicht, das die Schmerzen lindert. Es wird bald wirken. Sie haben verdammtes Glück, daß Sie noch am Leben sind. Abgesehen einmal von den anderen Verletzungen hat eine Kugel auch Ihren Schädel gestreift und ein Stück Knochen abgesplittert. Sie hatten eine schwere Gehirnerschütterung.« Bargel beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Die Götter scheinen es gut mit Ihnen gemeint zu haben, mein Freund. Ein paar Millimeter weiter, und der Himmel hätte einen neuen Harfenisten bekommen. Jetzt sollten Sie sich erst einmal entspannen. Sie können zunächst einmal sowieso nirgendwohin gehen.«
    »Erika …?«
    »Sie liegt in einem Privatzimmer im Stock unter ihnen. Die Sanitäter haben sie noch
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