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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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sind.«
    »Aber Joseph. Sie wissen, wer ich bin. Genauso wie ich weiß, wer Sie sind. Und ich weiß auch, wer Ihr Vater war.«
    Volkmanns Miene verzerrte sich vor Wut. Er warf Erika einen bösen Blick zu.
    »Sie haben mich gezwungen, alles zu erzählen, was ich weiß, Joe«, sagte sie.
    Er sah den Schmerz in ihrem Gesicht. Wahrheit oder schauspielerisches Talent? Noch vor wenigen Minuten hatte er sie fragen wollen, was sie ihnen erzählt hatte, warum, aber das spielte nun keine Rolle mehr. Jetzt war nur noch Schmeltz wichtig, Schmeltz, der redete, Schmeltz, der ihn fixierte. Das Gesicht des alten Mannes verschwamm einen Moment vor Volkmanns Augen, dann wurde es wieder schärfer.
    Schmeltz beugte sich vor. »Verzeihen Sie mir, aber ich möchte es Ihnen erklären. Die Fehler der Vergangenheit werden sich nicht wiederholen. Was Ihrem Vater widerfahren ist, wird nicht wieder geschehen, Joseph. Niemals wieder.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht, Schmeltz. Sie glauben es ja selbst nicht. Es passiert vielleicht den Juden nicht mehr, aber dafür gibt es ja jetzt andere. Ihre Uhr ist abgelaufen. Schluß mit dem Gequatsche. Sagen Sie mir, was in Berlin passieren wird, oder ich erschieße Sie. Auf der Stelle.«
    Schmeltz zuckte zurück, blickte zum Telefon und lehnte sich zurück. Seine blauen Augen strahlten Zuversicht aus.
    »Sie haben keine Chance, es aufzuhalten. Sie können weder Berlin noch das Kabinett informieren.«
    »Spucken Sie es aus, schnell.« Volkmann verkrampfte die Finger um den Griff der Pistole. »REDEN SIE ENDLICH!«
    Volkmanns Schrei hallte laut durch den Raum. Schmeltz sah zur Seite, sein Adamsapfel hüpfte.
    »Das Kabinett versammelt sich heute morgen im Reichstag.
    Weber hat Döllmanns Position eingenommen. Er schlägt Maßnahmen zur Bekämpfung der Situation vor. Aber das Treffen ist eine Täuschung.«
    »Wieso?«
    »Weil Weber sich unter einem Vorwand entschuldigt, nachdem er die Vorschläge gemacht hat. Er wird den Raum verlassen und in sein Büro gehen.«
    Schmeltz zögerte. Volkmann sah ihn an und krümmte den Finger um den Abzug.
    »Reden Sie weiter!«
    »Weber wird seinen Aktenkoffer in dem Raum lassen. Sobald er sein Büro erreicht hat, wird er mit einer Fernzündung die Bombe in dem Koffer zur Explosion bringen. Alle Anwesenden im Sitzungsraum werden sterben. Die Struktur des Raums bedingt, daß niemand darin überleben kann. Sobald das Kabinett tot ist, wird Weber die völlige Kontrolle haben.«
    Schmeltz hielt inne. Volkmann sah zur Seite, auf Erika.
    Sie sah ihn flehend an, und Tränen rannen ihr die Wangen hinab. Er wollte ihr vertrauen, wollte, daß sie ihm half, die Schmerzen zu lindern. Aber die Zweifel in seinem Hinterkopf wollten einfach nicht verstummen.
    Wieder verschwamm ihm alles vor Augen, als der Schmerz ihn zu überrollen drohte. »Und welche Rolle spielen Sie dabei?«
    »Weber wird seine Funktion nur vorübergehend ausüben.«
    Schmeltz blickte direkt auf die Beretta. »Aber meine Rolle ist nicht wesentlich. Jetzt nicht.« Er sah Volkmann an. »Selbst wenn Sie mich töten, Joseph, hätte das keine Bedeutung mehr.
    Die Saat ist gesät. Es gibt kein Zurück mehr, wenn das Kabinett erst einmal ausgeschaltet worden ist. Nur Weber kann Deutschland noch zusammenhalten. Weber und andere seines Schlages. Frauen und Männer, die das Gelöbnis ihrer Väter hochhalten.« Schmeltz beugte sich vor. »Und das tun sie, Joseph, glauben Sie mir. Das werden sie.«
    Schmeltz klang eine Spur erregt, als er sprach. Volkmann stand auf, und Schmeltz’ Gesicht verschwamm vor seinen Augen.
    Er sah kurz zur Seite und versuchte, seinen Fokus zu schärfen.
    Vergeblich. Als er Schmeltz ansah, lag ein dunstiger Schleier vor seinen Gesichtszügen.
    »Gehört sie zu Ihnen?«
    Er bemerkte Schmeltz’ Lächeln, den kurzen Seitenblick auf Erika. »Nein.«
    Wahrheit oder Lüge? Volkmann blickte kurz auf das Mädchen. Er sah sie wie durch Nebel, wie hinter beschlagenem Glas. Er holte Luft, in kurzen, schnappenden Atemzügen, zwinkerte und vertrieb endlich den Nebel vor seinen Augen.
    Volkmann wollte an sie glauben, aber nichts war eindeutig, nicht mal das, was er sah. Er versuchte, sich auf Schmeltz’
    Gesicht zu konzentrieren.
    »Nicht alle Deutschen unterstützen die Nazis. Und noch weniger werden hierbei mitmachen.«
    »Es wird reichen. Glauben Sie etwa, wir hätten das nicht bis ins letzte Detail geplant?«
    »Ach ja? Und wie?«
    »Weber wird den Mord an den Kabinettsmitgliedern als heimtückischen Anschlag
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