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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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London, Joe?«
    »Manchmal, aber nicht sehr.«
    Sally Thornton lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Ich vermisse es nicht. Kein bißchen. Wenn Sie mich fragen, dann ist es schon längst den Bach runtergegangen.« Sie ertappte ihn dabei, wie er erneut ihre Beine betrachtete. »Darf ich Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen, Joe?«
    »Wie persönlich?«
    »Würden Sie gern mit mir schlafen?«
    Als Volkmann lächelte, strahlte Sally ihn an und stellte das Glas zur Seite. »Ich muß um acht aufstehen.«
    Sally schlief neben ihm, eng an ihn geschmiegt, aber Volkmann war noch wach und von Erinnerungen aufgewühlt.
    Sie saßen zusammen auf der Bank, und die Herbstblätter lagen in hohen Haufen in dem kleinen Park.
    Es war November, und er war übers Wochenende von Schottland angereist, wo er an einem Waffenlehrgang teilnahm.
    Die Sonne schien, und der Himmel war blaßblau, einer jener wunderbaren Tage im Herbst, an denen die Luft frisch und klar ist, so daß man sich einfach wohl fühlt. Sein Vater trug seinen verschlissenen alten Tweedmantel, der aussah, als wäre er eine Nummer zu groß für ihn. Sie saßen auf der Bank, und der alte Mann sah ihn mit wäßrigen braunen Augen an.
    » Mama hat mir gesagt, daß sie dich nach Berlin schicken. «
    Er sah den Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters, als er nickte.
    » Das ist ein guter Posten, Papa. Und mit etwas Glück komme ich einmal im Monat nach Hause. Also wird es nicht so schlimm werden. «
    » Ist es gefährlich? «
    Er lächelte. » Nein, Papa. Gefährlich ist es nicht.
    Hauptsächlich muß ich Informationen sammeln. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sie werden mich nicht mit einer Pistole über die Mauer schicken. Und die Geschichten, die man üblicherweise über Berlin liest, sind genau das: Geschichten.
    Die gehören in Romane. So ist es im wirklichen Leben nicht.
    Nicht mehr. «
    » Mama hat gesagt, daß du schon letzten Monat dort gewesen bist. «
    » Man hat mich für drei Tage hingeschickt, damit ich mir alles einmal ansehe. Ich glaube, sie wollten rausfinden, ob ich die Versetzung wirklich wollte. «
    » Und willst du das? «
    Er zuckte mit den Schultern. » Es ist jedenfalls eine Abwechslung zum Century House. «
    » Und Anna? «
    » Sie kommt in ein paar Monaten nach. «
    » Wie ist es da jetzt? «
    » In Berlin? Ein bißchen New York im Kleinformat. Es gibt gute Restaurants, und man findet ein reges Nachtleben, wenn man darauf aus ist. Die Anwesenheit der Amerikaner, der Briten und der Franzosen haben dem Ganzen eine seltsame Atmosphäre verliehen. Es ist nicht mehr so wie früher. «
    Er sah, daß der alte Mann geistesabwesend auf die Bäume starrte, als wäre er in Erinnerungen versunken, aber Joseph Volkmann kannte den Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters.
    Der Mann stand auf, sah auf die Uhr und unterdrückte den Schmerz, bevor er ihn völlig überwältigen konnte.
    » Deine Mutter wartet bestimmt schon mit dem Essen auf uns.
    Wir sollten ihre Geduld nicht überstrapazieren. «
    » Papa. «
    Sein Vater sah ihn an. Joseph Volkmann bemerkte den rosa Flecken aus nacktem Fleisch an seiner Schläfe. Die Wunde war noch genauso prägnant wie die Verletzungen in seinem Kopf, die niemals heilen würden.
    » Es ist jetzt alles Vergangenheit, Papa « , sagte er ruhig. » Es ist schon lange her. Aber manchmal hätte ich gern, daß du darüber redest. Vielleicht würde es helfen. «
    Sein Vater schüttelte den Kopf. » Glaub mir, Joseph, es hilft nicht, darüber zu sprechen. Ich habe es zwanzig Jahre versucht und feststellen müssen, daß es besser ist, zu vergessen. « Der Blick der braunen Augen richtete sich auf den Sohn. » Du wirst das ebenfalls erfahren, wenn du älter wirst, Joseph. Begrabe die Gespenster der Vergangenheit, wenn du kannst, und versuche nicht, sie wieder aufleben zu lassen. Und jetzt komm. Wir wollen Mama nicht länger warten lassen. «
    Er sah dem alten Mann nach, dessen knochiger, gebeugter Körper in dem schweren Tweedmantel beinahe versank.
    Dann stand er auf und folgte seinem Vater.
    4. KAPITEL
    Asunción, Paraguay.
    23. November.
    Eine hohe Mauer lief schützend rings um den Besitz, aber Hernandez konnte die ausgedehnten, sonnenüberfluteten Rasenflächen sehen, als er zum Haus hinauffuhr. Das Anwesen selbst war hinter den Pfeffersträuchern und Palmen, die die lange Auffahrt säumten, kaum zu erkennen.
    Haus war nicht das richtige Wort: Eher handelte es sich um eine Villa. Sie stand auf einem Hügel, überblickte die ganze
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