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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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kleines bißchen hochgerutscht, so daß er ihre Schenkel sehen konnte. Sie merkte sehr wohl, daß er häufig dahin blickte. In der Ecke stand ein Radio, und als sie es anschaltete, drang Edith Piafs Stimme aus dem Lautsprecher: Je ne regrette rien. Der Regen klopfte gegen die Scheibe, und Sally sah Volkmann an.
    »Werden Sie mich vermissen, Joe?«
    »Na, und ob.«
    »Warum lächeln Sie dann?«
    »Weil man in New York von Ihnen begeistert sein wird.«
    »Wer? Die Leute von der Botschaft?«
    »Die auch. Aber ich meinte die Amerikaner. Die Männer werden Ihnen die Bude einrennen, Sally.«
    »Danke für die Blumen. Besuchen Sie mich mal?«
    »Wenn Sie wollen.«
    Sie lächelte, schwenkte das Glas und sah ihm in die Augen.
    »Erzählen Sie mir etwas von sich, Joe.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Alles. Ich habe fast ein Jahr mit Ihnen zusammengearbeitet und weiß so gut wie nichts von Ihnen. Wie lange sind Sie schon bei der DSE?«
    »Anderthalb Jahre.«
    »Arbeiten Sie gern hier auf dem Festland?«
    »Klar.«
    »Und was haben Sie davor gemacht?«
    »Ich war beim SIS.«
    Das hatte sie geahnt – Volkmann machte ganz den Eindruck eines Nachrichtendienstlers. Sie nahm die Beine voneinander und streckte sie aus, damit er sie noch besser sehen konnte.
    »Waren Sie jemals verheiratet, Joe?«
    Er nickte und nahm noch einen Schluck Bier. »Einmal.
    Geschieden, keine Kinder.«
    »Und Ihre Familie? Leben Ihre Eltern noch?«
    Sie warf einen Blick auf die gerahmten Fotografien. Zwei davon zeigten ein Pärchen und einen Jungen. Eins war vor einem Cottage aufgenommen, und ein anderes an einem Strand.
    Der Junge sah wie Volkmann aus, und das Paar waren offensichtlich seine Eltern. Es gab noch ein Foto nur von der Frau. Sie war ausgesprochen hübsch und saß an einem Klavier.
    Eine Vase mit Blumen stand auf dem polierten Holz, und die Frau lächelte. Sally vermutete, daß Volkmann sein Lächeln und auch seine Augen von ihr hatte.
    »Mein Vater ist vor einem halben Jahr gestorben. Meine alte Dame hält sich noch wacker.«
    »Ist sie das da auf dem Foto? Wo wurde es aufgenommen?«
    »Vor langer Zeit in der Albert Hall. Sie war Pianistin. Zu ihrer Zeit ziemlich gut.«
    »Wollten Sie nicht in ihre Fußstapfen treten?«
    Er nippte von seinem Bier. »Nein, dazu habe ich kein Talent.«
    Er sah sie an und wechselte das Thema. »Sind Sie froh, daß Sie uns verlassen, Sally?«
    »Ich freue mich auf New York. Wir haben im Grunde vor den Amerikanern keine Geheimnisse, und sie auch nicht vor uns, das wissen wir ja genau, Joe. Aber es ist eine Verbesserung, und die Spesen sind sehr großzügig. Trotzdem ist es gewissermaßen Verschwendung, daß ich dort hingehe. Der Botschafter erfährt in einer Woche mehr beim Mittagessen, als unsere Leute in einem ganzen Jahr herausbekommen.«
    »Neulich hat mich Dick Wolsley angerufen. Er sagt, daß die Deutschen und die Franzosen bereits versuchen, sich aus der Zusammenarbeit zurückzuziehen.«
    »Sie meinen von der DSE?«
    Er nickte und leerte seine Bierflasche. »Haben Sie die Gerüchte gehört?«
    Sally Thornton zuckte mit den Schultern und spielte mit dem obersten Knopf ihrer Bluse. »Ich habe gehört, daß beide gehörig Lärm geschlagen haben, aber das ist auch alles. Wenn das stimmt, wird der ganze Laden eingehen, und zack: Aus ist’s mit der Zusammenarbeit.« Sie zögerte. »Im Grunde ist die DSE
    sowieso Verschwendung von Steuergeldern, finden Sie nicht, Joe? Wie’s im Moment aussieht, bin ich geneigt, Wolsley zu glauben.«
    »Warum?«
    »Weil alle in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Die Deutschen, die Franzosen, wir. Sobald wie im Augenblick die Aktienmärkte zum Teufel gehen, kriegen alle das große Muffensausen. Und wenn eine Nation Schiß bekommt, dann heißt es aufgepaßt: Jeder ist sich selbst der nächste.«
    »Wissen Sie, ob Ferguson von irgendwelchen Gerüchten gehört hat?« fragte Joe. Ferguson war der Chef der Britischen Sektion, sein Vorgesetzter.
    Sally Thornton lächelte. »Mit dem Kerl rede ich kaum. Er ist so schrecklich spießig.«
    Volkmann lachte. »Und Peters?«
    »Peters hat mir nur gesagt, daß ich schöne Beine habe und daß er mich gern ins Bett kriegen würde.« Sie hielt inne und beobachtete, wie Volkmann unwillkürlich auf ihre Schenkel blickte. »Und daß Sie ein guter Geheimdienstmann sind.« Sie sah ihn an. »Müssen wir über die Arbeit reden? Wann geht Ihre Maschine?«
    »Morgen mittag. Und Ihre?«
    »Am Nachmittag. Vermissen Sie
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