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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition)
Autoren: Frank Argos
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bis ihre Freudentränen rosa Bahnen in die graue Haut zogen. Erschöpft und glücklich schliefen sie ein.
    Als sie am Morgen erwachten, lauschten sie dem Flüstern des Dschungels. Die Regentropfen trommelten immer schwächer auf das Blättermeer. Eilig kraxelten sie die Steinhalde hinauf und räumten an der Öffnung einige Felsbrocken beiseite, um in die Freiheit zu gelangen.
    Endlich, das Loch war groß genug, wie Kinder stürzten sie sich in den warmen Regen. Noch im Laufen rissen sie sich die Kleider herunter und warfen sie auf Büsche. Sie planschten mit den Füßen in schlammigen Pfützen. Was war das für ein Gefühl, bis zu den Knöcheln streichelte sie der Schlamm und all der Dreck, die Asche von Tausenden Leichen rann an ihnen herunter und gab ihnen ihre Haut, ihren Körper rein und frisch zurück.
    Das Trommeln der Tropfen wurde schwächer und verstummte schließlich ganz. Dafür erschollen die Schreie der Brüllaffen und das Krächzen der Aras. Chola schmiegte sich an ihn und lauschte den Stimmen. Sie war fasziniert von der Vielzahl der Töne und fragte ihn immer wieder nach den Namen der lärmenden Tiere. Meistens musste er aber passen. Dafür versprach er ihr einen baldigen Besuch im Zoo von Bogotá.
    Sie setzten sich auf einen bemoosten Baumstamm und genossen das Konzert der rauschenden Blätter und der Rufe der Tiere. Plötzlich knurrte Cholas Magen. Cara sprang auf und kehrte in die Höhle zurück. Kurz darauf traf er mit Jeffs Rucksack ein. Aus seinem Inneren kramte er eine Konserve mit Cornedbeef hervor, die sich als wahrer Festschmaus entpuppte. Jeffs Begleiter erwies sich außerdem auch als ein mobiles Survival-Lager. Ob Feuerzeug, Aspirin-Tabletten oder ein winziges Zelt, das eher einer Folie glich, ja selbst eine kleine Machete, all diese Schätze befanden sich im Dunkel des Sacks. Still dankte er Jeff, während sein Blick in einem Tränenmeer verschwamm. Dann stand er auf und ging noch einmal in die Höhle zurück.
    Kurz darauf stand er mit dem verkohlten Arm Akälajaws vor Chola. Erschrocken wich sie zurück. Aber da hatte er sich schon abgewandt. Aufmerksam schaute er sich um. An einer kahlen Bodensenke ging er auf die Knie und schaufelte mit Jeffs Helm eine flache Grube. Behutsam bettete er den letzten Beweis eines großen Rätsels in die rotbraune Erde. Langsam schob er das kleine Grab zu und bedeckte es mit Steinen. Dann stellte er sich vor den Hügel und faltete die Hände. Unsicher ahmte Chola seine Geste nach. Fast unhörbar flüsterte er ein Amen, aber Chola hatte es dennoch gehört und so hauchte auch die Mayafrau ihrem ehemaligen Peiniger diesen letzten Gruß zu. Bevor sie aufbrachen, sahen sie noch einmal zu dem winzigen Erdhügel, auf dem einige Steine ein Kreuz bildeten.
    Als sie ihre Wanderung begannen, triefte ihre Kleidung immer noch vom Regenguss, aber in diesem feucht -schwülen Klima hätte sich selbst ein Neukauf in kurzer Zeit in einen Wischlappen verwandelt. Cara orientierte sich in nördlicher Richtung, da er dort vom Hubschrauber aus einen Fluss gesehen hatte. Genau dieser Fluss war sein Ziel, denn Wasserwege wurden regelmäßig befahren, und nur dort konnten sie auch mit Hilfe rechnen. Dank eines Kompasses aus Jeffs mobilem Lager arbeiteten sie sich zielstrebig vorwärts, wobei die kleine Machete gute Dienste leistete. In Gedanken versunken stolperte er und fiel nieder. Verwundert stand er auf und sah einen mit Moos bewachsenen Steinquader. Vorsichtig kratzte er dessen grüne Samtschicht ab und erstarrte. Halb verwittert und doch noch gut zu erkennen, grinste ihn eine steinerne Fratze an – es war die Glyphe des Herrschers von Copán. Sie waren auf die Überreste der Copáner Kolonie gestoßen.
    Sofort drängten wieder Akälajaws Berichte in seine Erinnerung, all seine unglaublichen Berichte, deren Wahrheit der Alte noch und noch beteuert hatte und die ihm seine Zuhörer nie geglaubt hatten.
    Selbst jetzt, wo er buchstäblich über einen dieser steinernen Zeugen stolperte, widersetzte sich sein Verstand der Realität. Betroffen schaute er sich um. Zwischen wuchtigen Felsbrocken lagen noch Dutzende von überwucherten Trümmern. Andächtig marschierte er weiter. Chola folgte ihm stumm.
    Sie kämpften sich weiter durch die Dschungelhölle, denn die frische Luft des Regenschauers war schwülem, fauligem Dschungelatem gewichen. Farne, die grünen Motels der Blutegel, streiften ihre durstigen Gäste an ihren Beinen ab und oft musste er vor den Lianen gleichenden
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