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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition)
Autoren: Frank Argos
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Akälajaws grünen Monsterpelz.
    In seinem Leben hatte er immer das erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte die Todesseuche Aids besiegt und war auch dem Lyssa-8-Virus entkommen. Feinde, Konkurrenten oder unerwünschte Mitwisser gab es nicht mehr. Diego hatten die Piranhas verspeist, Kabera moderte verstrahlt in der Erde. Cara und das Mayagesindel hatte Ron auf seinem Kamikazeflug mit VX ins Jenseits befördert. Dass Gregori und seine Männer dabei kaputtgingen, war ein unvermeidlicher Kollateralschaden. Außerdem verringerte sich so die Zahl der Mitwisser.
    Jäh riss ihn das Flapp-Flapp-Flapp des Hueys aus seinen Plänen. Wieso lebte dieses Amischwein Ron immer noch? Der sollte doch schon längst mit all den anderen Pennern verreckt sein. Sutin erstarrte, als der Huey auf ihn zuraste. Beherzt warf er sich in eine Bodenmulde. Ein donnernder Feuerball raste über ihn hinweg und zerriss ihm das Trommelfell. Ringsum ihn herum prasselten die Überreste des Hueys nieder. Aus beiden Ohren blutend, richtete er sich auf und krabbelte auf allen vieren fort vom Ort des Einschlags. In seinem Inneren brodelte es. Er lebte - er hatte auch Rons Kamikaze-Attacke heil überstanden. Nicht ein einziges Trümmerteil hatte ihn auch nur gestreift, nichts und niemand konnte einem Ruslan Sutin gefährlich werden.
    Er hatte diesen Gedanken noch nicht beendet, als seine Hand in ein Blechteil mit einer rosafarbenen Flüssigkeit patschte. Verwundert schreckte er zurück und hielt die Hand an sein Gesicht. Ein fruchtiger Geruch bohrte sich in seine Nase. Er war so intensiv und brennend, dass er husten musste. Ein zäher schaumiger Schleim schoss aus seinem Mund. Verzweifelt rang er nach Luft, doch ein Feuersturm fraß sich in seine Bronchien. Sein Kopf drohte zu platzen und sein Körper begann zu zucken. Immer heftiger schüttelten Krämpfe seine Gliedmaßen, ließen seinen Körper beben, und während seine Synapsen im Würgegriff des Nervengases kollabierten, umarmte er seine Schwester Lara.

22. Schachmatt
     
    Nördliches Andengebiet
    Montag, 12. November 2012
     
    Sie hatten die Nacht in der Höhle verbracht, da heftige Regenfälle den Dschungel fluteten. Die Geröllhalde vor ihnen war das allerletzte Hindernis auf ihrem Weg in die Freiheit. An ihrem Gipfel klaffte ein kürbisgroßes Loch, durch das sie das Unwetter beobachten konnten. Blitze erhellten die Nacht und der Dschungel zuckte im Strobolight des Himmels. Es war ein seltsames Gefühl, nur noch wenige Meter von der Freiheit getrennt zu sein und freiwillig diesen letzten Schritt  hinauszuzögern.
    Aber noch etwas anderes verwirrte ihn. Draußen hatte er die Reste einer detonierten Gasflasche entdeckt. Das Höllenfeuer musste sie so weit aufgeheizt haben, dass sie wie ein Torpedo die Schachtwand und das Geröll vor ihnen durchbohrt hatte.
    Zufall oder eine Laune des Schicksals? Sofort drängte sich ihm wieder Cholas Prophezeiung auf – tatsächlich hatten nur zwei, Chola und er, Xibalbas Todesboten überlebt. Und noch etwas anderes bohrte in seiner Seele – Akälajaw.
    Er fühlte immer deutlicher, dass die Menschheit mit seinem Tod einen unersetzlichen Verlust erlitten hatte. Denn sein Wissen um die Mayawelt war so authentisch wie die Mayabücher, die er gehütet hatte. Und wahrscheinlich schlummerte in ihm auch das Geheimnis des ewigen Lebens. Beides hatte Sutins Feuerhölle unrettbar zerstört. Dafür lüftete der Feuersturm ein weiteres grausames Geheimnis von Akälajaw.
    Systematisch hatte er mit Tausenden Leichen den einzigen Fluchtweg aus dem Yäx Tyuñ Tal zuschütten lassen. Andererseits schützte dieser Leichenwall die Bewohner vor unangenehmen Überraschungen von außerhalb. So makaber es war, erst Sutins infernalischer Feuersturm, der diese Leichenmassen pulverisierte und dann die Gasflaschen in Geschosse verwandelte, hatte ihnen den Fluchtweg freigelegt.
    Die Zeit, in der sie im trockenen Höhleninneren campierten, nutzten sie für ihre bevorstehende Wanderung. Im Rucksack von Jeff hatte er verschließbare Plastiktüten gefunden. Und so streckte er den Helm durch die Felsöffnung und sammelte mit ihm Regenwasser. Chola füllte es in die Folientüten ab und verschloss sie sorgfältig.
    Bald hatten sie einen ansehnlichen Wasservorrat eingetütet. Dann polsterten sie den Steinboden mit der Sicherungsleine und einem Mini-Zelt aus. Müde legten sie sich nieder und sahen sich an. Sie mussten lachen, denn mit ihrem Asche-Make-up sahen sie wie Greise aus. Sie lachten,
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