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Maxi "Tippkick" Maximilian

Maxi "Tippkick" Maximilian

Titel: Maxi "Tippkick" Maximilian
Autoren: Joachim Masannek
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Deniz mit dem Irokesenhaarschnitt, der die gleiche Coca-Cola-Glas-Brille trug wie Raban, der Held.
    „Genau!“, lachte Jojo. „Ein Wa-has im Winter, und das in der Nacht.“
    „Bingo. Du hast es gesagt!“, bestätigte Leon, der unser Anführer war, und mit dem selben trockenen Ernst las er den letzten Satz vor: „,So wie es sich vor einem Kriegspfad gehört.‘“
    Wusch! Zack!
    Dieser Satz traf uns wie eine Axt. Jojo starrte auf seine kaputten Sandalen und wir konnten uns vorstellen, wie er heute Nacht fror. Nein, in Wirklichkeit fror er jetzt schon, am helllichten Tag. Genau wie wir alle, und auch euch, da bin ich mir sicher, wird es jetzt kalt. Oder habt ihr es etwa vergessen? Das letzte Mal, als Willi zu uns von Kriegspfad und Büffeljagd sprach? Na, klingelt es jetzt? Das letzte Mal, als er zu uns davon sprach, hat er uns alle gefeuert. Da gab es die Wilden Kerle nicht mehr. Und genau das fiel uns jetzt schüttelfrostzitteraalmäßig wieder ein.
    „Was um alles in der Welt hat er vor?“, fragte Felix entgeistert.
    „Dampfender Teufelsdreck!“, zischte Markus. „Woher soll ich das denn wissen?“
    „Und wenn schon! Wir werden es heute erfahren“, sagte Fabi und verschluckte sich an seinem Mut.
    „Ja, Fabi hat Recht!“, bestätigte Leon und hob die Hand zum High Five. „Alles ist gut!“, lachte er, um sich selbst Mut zu machen, doch genau dabei passte er nicht genug auf.
    Denn neben ihm stand nicht sein bester Freund Fabi, der Wildeste unter Tausend, der genauso wild war wie er. Nein, neben ihm stand nur ich. Ja, und auch das habt ihr bestimmt schon alle verstanden: Wenn man den Gruß der Wilden Kerle nicht schließt, wenn man ihn nicht mit „Solange du wild bist!“ erwidert, dann beschwört man ein Unglück herauf. Aber dafür war es jetzt schon zu spät. Ich schlug längst in Leons Hand ein und ich strengte mich fürchterlich an. Das müsst ihr mir wirklich glauben. Ich wollte es wirklich und unbedingt sagen.
    „Solange du wild bist!“, schrie es in meinem Kopf. Doch aus meinem Mund kam kein einziger Laut.

Die Bombe tickt
    ,Sobald es dunkel wird.‘ Schlotterbein und Tarzanschrei! Ich konnte es nicht mehr erwarten. Ich wollte nicht, dass etwas Schlimmes passiert. Doch dunkel wurde es erst um halb sechs. Pünktlich um fünf kam mein Vater von der Arbeit nach Hause, und um Viertel nach fünf klingelte das Telefon auf dem Sims in der Diele. Es war Herr Hochmuth persönlich, und der hatte es noch eiliger als ich.
    „Guten Abend, Herr Maximilian! Es tut mir leid, dass ich störe. Aber ich hab einen triftigen Grund.“
    Ich hörte die Stimme meines Lehrers durch das Telefon aus der Diele die Treppe hinauf durch die geschlossene Tür bis in mein Kinderzimmer hinein. Ja, ja, ich weiß, das ist völlig unmöglich. Selbst wenn mein Vater die Freisprechanlage eingeschaltet hätte, hätte ein normaler Mensch nichts gehört. Denn meine kleine Schwester saß neben mir und sang mit ihren 23 Barbiepuppen alle Songs der No Angels-CD um die Wette. Das war ein ohrenbetäubender Lärm. Aber wenn man sein Leben lang schweigt, so wie ich, dann hört man halt gut. Dann hört man besser als alle. Ja, ich hörte sogar, wie die Stirn meines Vaters drei Falten schlug: die drei zornigen Falten, die ich nur zu gut kannte, und die ihn in den korrekten und knallharten Banker verwandelten, der er jetzt auch immer öfter zu Hause war.
    „Einen Moment!“, befahl mein Vater Herrn Hochmuth zu schweigen. Dann rief er nach mir.
    „Maxi. Komm sofort her!“
    Seine Stimme klang wie dreifach gehärteter Stahl. Jeder Widerspruch wurde von ihr im Voraus enthauptet, gevierteilt und in Stücke gehauen. Selbst meine Schwester verstummte.
    „Oo-ha!“, sagte sie und wiegte interessiert ihren Kopf. „Das klingt gar nicht nett, findest du nicht? Es klingt eher fett, teuflisch und schwer. Mit einem Schuss Hölle darin. Ja, mit einem starken Schuss. Sehr explosiv!“

    Sie nickte zufrieden. Verflixt! Und dann verzog dieses siebenjährige Sprachgenie von einer Schwester ihr Gesicht zu einem hämischen Grinsen, nahm zwei ihrer Barbiepuppen und sang den nächsten No Angels-Song. Schlotterbein und Tarzanschrei! Zumindest singen konnte sie nicht. Singen und Fußball spielen. Aber was half mir das jetzt? Ich stand auf. Ich ballte die Fäuste. Ich holte mein Herz aus der Hose heraus und band es mir um den Hals. Dann ging ich aus dem Zimmer hinaus auf den Flur. Meine Strümpfe patschten ganz leise über das gewachste Parkett. Die Tür klickte
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