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Maxi "Tippkick" Maximilian

Maxi "Tippkick" Maximilian

Titel: Maxi "Tippkick" Maximilian
Autoren: Joachim Masannek
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Pupillen erkennen konnte.
    „Ich hör nichts!“, wiederholte Herr Hochmuth. „Hast du das Gedicht nicht gelernt?“

    Ich schüttelte energisch den Kopf. Das war nicht wahr. Ich konnte es sogar rückwärts aufsagen.
    „Ach ja? Und warum sagst du dann nichts?“ Das Gesicht meines Lehrers verzog sich zu einem bösen, spöttischen Grinsen. „Warum kicherst und grienst du dann nur blöd herum und machst dich über mich lustig? He? Ich rede mit dir! Hast du etwa deine Zunge verschluckt? So ganz aus Versehen, weil du sie sowieso nie vermisst? Oder bis du über Nacht ganz klammheimlich verstummt?“
    Ich schaute ihn an und wollte schon nicken, da zückte Herr Hochmuth sein Buch.
    „Danke. Maximilian. Setzen. Das war ’ne 6.“
    Er beobachtete mich über die Gläser seiner Lesebrille hinweg, wartete, bis ich mich umgedreht hatte, und schoss den nächsten Satz in meinen Rücken hinein.
    „Und natürlich folgt ein Brief an den Vater!“
    Ich wirbelte erschrocken herum.
    „Aha. Zumindest das zeigt noch Wirkung!“, grinste Herr Hochmuth zufrieden. „Okay. Ich vergesse den Brief. Aber nur, wenn du dich auf der Stelle bei mir entschuldigst und das Gedicht aufsagen kannst.“
    Ich ballte die Fäuste und schaute meinem Lehrer direkt ins Gesicht. Für ein paar Sekundenbruchteile schaffte ich das. Dann schaute ich weg und versteckte die Tränen.
    „Mhm. Das tut mir leid“, seufzte Herr Hochmuth scheinheilig und setzte den Unterricht fort.

Das erste Scharmützel
    Der Schulgong befreite uns alle. Der erste Schultag im neuen Jahr war geschafft. Wir rannten hinaus in den Flur, um unsere Jacken zu holen.
    „Mach dir nichts draus!“, versuchte mich Leon zu trösten. „Den Brief schreibt der nie!“
    „Ne. Dafür ist der Hochmuth zu faul!“, pflichtete Fabi ihm bei. Doch dann verfinsterte sich sein Gesicht.
    „Heiliger Muckefuck!“, zischte er, als hätte man ihm den Stöpsel aus dem Hintern gezogen. Und „Kacke verdammte!“ raunte ihm Leon als Echo gleich hinterher.
    Hinter uns stand Herr Hochmuth persönlich. Die gekreuzten Arme drückten die Aktentasche vor seine Brust wie einen Schutzschild von intergalaktischer Stärke. Leons und Fabis Flüche verpufften an ihm wie Wassertropfen über einem Vulkan.
    „Pechschwefliges Rübenkraut und Hottentotten-Alptraumnacht!“, flüsterte Raban, der Held. So groß war die Angst, dass er sich an Hochmuth verbrannte.
    Dann war es still.
    Hochmuths-Brille-rutscht-auf-schweißnassem-Nasenrücken-drei-Millimeter-Richtung-Nasenspitze-hinab.
    So still war es.
    Dann schlug ich zu.
    Ich wusste nicht, was ich tat. Aber meine Faust wusste es. Urplötzlich donnerte sie gegen den Spind.
    DUMPF-SCHEPPER-WONNNNNGG!
    Die Schule erbebte wie ein gigantischer Gong. Jedes Lebewesen blieb stehen. Selbst die Winterfliegen stoppten mitten im Flug und starrten mich an. Staubkörnchen landeten auf ihren Nasen und ich dachte schon: „Jetzt gleich, jetzt niesen sie.“ Doch es war nur Vanessa, die neben mir stand.
    „Schittehhh!“, entwich es ihr und dann kaute sie weiter auf einer Strähne ihrer rotbraunen Zotteln.
    „Ja. Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Da hast du Recht“, hauchte Juli „Huckleberry“ Fort Knox.
    Er dachte es mehr, als dass er’s sagte, denn Hochmuths Kopf schwoll jetzt an. Er wurde knallrot wie eine Tomate, die einen Sonnenbrand hat. So fixierte er mich und nagelte mich mit seinem Blick an die Wand. Ich konnte mich kaum noch bewegen. Aber ich schaute diesmal nicht weg. Diesmal hielt ich Hochmuths Blick stand. Ich weiß nicht warum. Ich hatte fürchterliche Angst. Doch irgendetwas in mir war stärker. Auf jeden Fall für einen kurzen Moment. Für einen Atemzug oder zwei. Dann war ich fest davon überzeugt, dass die Tomate gleich explodiert.
    SPLÄSCH-SCH. DUSCH-SCH. DONG-PLATSCH.
    So würde sie uns unter ihrer Ketschup-Sturmflut begraben. Deshalb senkte ich meinen Blick. Nur deshalb, und genau das war Hochmuths Triumph.
    „Darüber wird sich dein Vater sicherlich gern mit dir unterhalten“, schnaubte er und ging ab.
    Seine Schuhe knarzten über die Fliesen des Flurs, und erst als die Tür des Lehrerzimmers hinter ihm zufiel, erwachten wir aus unserem Bann.
    Die Winterfliegen torkelten durch die Luft müde davon. Dann fluchte Leon.
    „Kacke verdammte! Was war’n das?“
    „Ja, heiliger Muckefuck!“, fauchte Fabi und Juli spuckte seinen Kloß aus dem Hals.
    „Kreuzhuhn und Kümmelkack! Maxi! Was hast du gemacht?“
    Rocce, der Sohn des brasilianischen Fußballgotts der
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