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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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»Denk nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass du mich extra hast gewinnen lassen«, sagt sie.
    Ich bin platt. Ich sitze auf dem Sofa und schaue auf den Fünfeuroschein in meiner Hand. Das ist jetzt mein Geld?!
    Ich gucke meine Oma an, und die guckt zurück. Dann sagt sie noch: »Keine Angst. Ich hab schon gemerkt, dass du Küsse nicht so magst.«
    Das stimmt schon, aber wie sagt Papa immer, man muss auch mal eine Ausnahme machen. Und das ist jetzt so ein Moment. Ich springe auf und falle meiner Oma um den Hals. Und ich drücke sie so, dass sie fast umfällt und – ich küsse sie auch.
    »Na, na, na«, sagt sie da, »Geld ist doch nicht alles!«
    Und da muss ich ihr jetzt auch recht geben, der Oma. Geld ist nicht alles.

Der Schatz im Silbersee
    Es ist so: Mein großer Bruder geht schon in die Schule. Im Sommer sind dann ja die großen Ferien und da kann man mit dem Flugzeug verreisen. Oder mit der Bahn, mit dem Auto, mit dem Fahrrad, mit dem Zelt oder eben mit »nichts«. Dann verreist man also nicht!
    Wenn man nicht verreist, bleibt man zu Hause.
    Dann spart man sehr viel Geld, sagt Papa. Davon kann man sich dann zum Beispiel ein Haus bauen. So wie die Laufers von um die Ecke. Die haben sogar schon die Grube ausgehoben.
    Das wird mal der Keller sein, sagt Papa.
    Diese Grube ist so groß wie ein Schwimmbad, sag ich dir. Das gesparte Geld könnte ich aber auch erben, wenn ich groß bin. Genauso wie Mamas Schminkspiegel und ihre roten Stiefel und den Geldbeutel von Papa. Da ist immer was drin. Sehr praktisch.
    Jetzt sind große Ferien, und mein Bruder hockt in seinem Zimmer und baut an einem Segelflieger. Papa sitzt auf dem Balkon und liest seine Zeitung. Nur bei Mama und mir ist eigentlich alles wie immer. Mama räumt im Haus herum und ich nicht. Ich muss nach draußen. Da ist es warm und lustig und sonnig, und alle haben Zeit.
    Es sind ja Ferien!

    Dieses Jahr habe ich riesengroßes Glück. Es sind noch einige andere Kinder zu Hause geblieben. Nicht nur ich. Die Väter sitzen alle auf den Balkonen, und wir Kinder, wir spielen Spanien: Wir haben Sand und Hitze und fremde Sprache und Spaghettieis und Malaria. Malaria kriegt man, wenn einen die Mücken stechen. Und Mücken haben wir hier reichlich. Da muss man am Abend nur das Licht anlassen und das Fenster auf. Dann kommen die. Kein Problem.
    Aber das Mittelmeer, das haben wir nicht. Das kommt auch nicht einfach so, wenn man das Licht anmacht. Das ist ein Problem.
    »Mitten in der Stadt gibt es kein Meer. Punkt.«
    Das hat die Bine gesagt, und dann ist sie mit ihrer Familie ins Auto gestiegen und an die Ostsee gefahren. Weg war sie. (Aber dafür erbt sie später auch nichts, wenn alles für diese Reisen draufgeht.)
    Nun ist es ja so: Wir brauchen das Meer. Sonst sind es einfach keine richtigen Ferien. Und wenn man keine richtigen Ferien hat, muss man auch gar nicht erst in die Schule gehen. Man geht doch eigentlich nur dahin, um Ferien zu bekommen. Das habe ich von Pippi Langstrumpf gelernt. Und die hat immer recht, finde ich.
    Ich komme nach dem Sommer auch in die Schule. Mama hat mich überredet. Aber wenn meine Lehrerin nicht nett ist, gehe ich sofort wieder nach Hause! Das habe ich Mama schon gesagt.
    Na ja, jetzt sind ja erst einmal große Ferien. Jetzt ist doch nur eines wichtig: Wie kriege ich das Meer hierher?
    Am nächsten Morgen, als ich aus dem Fenster schaue, ist das Meer erst einmal vergessen. Da trifft mich nämlich der Schlag. Was ich da sehe, das hat echt nix mit großen Ferien zu tun, das ist einfach nur schrecklich gemein.
    Es regnet wie aus Badewannen.
    Na toll. Es gießt dermaßen, dass Mama mir verbietet, auf die Straße zu gehen. Manchmal, da hat der Herrgott echt komische Ideen für große Ferien.
    Am nächsten Morgen ist es genauso. Es regnet Bindfäden. Papa sitzt nicht mehr auf dem Balkon. Er baut mit meinem Bruder am Segelflieger. Am nächsten Tag: Regen, Regen, Regen. Ich darf immer noch nicht raus. Und so geht es noch einen Tag und noch einen Tag und noch einen Tag.
    Wir sitzen alle in der Bude, und Mama sieht nicht sehr glücklich aus. Es dauert ein bisschen, aber am siebten Tag flippt sie dann aus, dabei ist mir bloß die Milch umgekippt.
    »Verdammtes Schweinewetter!«, brüllt sie. »Raus mit euch, oder ich gehe zur Kur.«
    Das scheint aber das Zauberwort gewesen zu sein. Das müssen die da oben gehört haben, dass Mama das nicht mehr aushalten kann. Du wirst es mir nicht glauben, aber was ich dir jetzt sage, ist die Wahrheit.
    In
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